PRESSEMITTEILUNG

Umweltmonitoring in Bayern: Nr. 60 / Donnerstag, 21. September 2006

Mit Tabak, Moosen und mit Fichtennadeln die Luftverschmutzung messen

Im Freistaat sind ein halbes Dutzend biologische Testverfahren als Frühwarnsysteme im Einsatz / Expertengruppe besucht LfU in Augsburg

(Augsburg) +++ Tabakpflanzen messen Ozonschäden, aus Moospflanzen werden die Schwermetallgehalte der Luft gemessen, aus Fichtennadeln die Belastungen durch Schwefel und Dioxin – Fachleute des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) haben heute eine Expertengruppe aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan über das Umweltmonitoring im Freistaat informiert. In Bayern sind rund ein halbes Dutzend Testverfahren mit Pflanzen im Einsatz. Diese biologischen Anzeiger sind empfindliche Frühwarnsysteme und Langzeitbarometer der Luftverschmutzung zugleich: denn Pflanzen wie die Moose können Schwermetalle anreichern und damit empfindlicher nachweisen, als es die Messung der Schadstoffe in der Luft selbst kann. Mit Fichtennadeln und Moos lässt sich die Entwicklung aus den jahrzehntelangen Messreihen ablesen. So sind zum Beispiel bei der Blei-, Arsen- oder auch bei der Schwefelbelastung die Trends deutlich rückläufig. +++

Tabak, standardisierte Graskultur und der Grünkohl: das ist die "Standardbesetzung" an den Dauerbeobachtungsstationen. Dazu kommen Hightech-Sammler für Niederschläge. Die Stationen werden seit mehr als zehn Jahren an acht Standorten in Bayern betrieben. Damit werden die sogenannten Hintergrundbelastungen abseits der Ballungszentren oder der Industrieschornsteine, aber auch in städtischer Wohnsituation gemessen. Diese Messungen zeigen, dass für eine Reihe von Luftschadstoffen, vor allem aus dem Autoverkehr, noch keine Entwarnung gegeben werden kann. So nimmt zum Beispiel das Element Antimon seit mehreren Jahren an der Dauerbeobachtungsstation München kontinuierlich zu: die Graskultur zeigt es an. Das Schwermetall Antimon gelangt hauptsächlich durch den Abrieb an Brems- und Kupplungsscheiben in die Umwelt und wird dann mit der Luft verfrachtet.

In die Fläche gehen dagegen die Moos- und Fichtennadelprogramme: alle 250 Quadratkilometer Landesfläche wird gemessen. Das bayerische Fichten-Messnetz zur Erfassung der Schwefelbelastung zählt zu den europaweit ältesten Umweltmonitoringprogrammen. Seit Ende der siebziger Jahre ist die Schwefelbelastung im Durchschnitt um ein Drittel gesunken, weil Verbrennungsanlagen, die Hauptverursacher, gezielt mit Entschwefelungsanlagen nachgerüstet wurden. Mit genauen Untersuchungen an den Fichtennadeln können die LfU-Fachleute auch nachweisen, dass die Luftqualität im Winter bei vielen Stoffen schlechter ist als im Sommer: so steigen zum Beispiel die Dioxingehalte in den Fichtennadeln in jedem Winter auf das Doppelte der Sommerwerte an. Dafür gibt es nach Einschätzung der Fachleute zwei Gründe: im Winter gelangen vermehrt Dioxine über den Hausbrand aus den privaten Kaminen und Kleinfeuerungsanlagen in die Luft. Außerdem erschweren die Inversionswetterlagen im Winter den bodennahen Austausch der Luftmassen- ein Effekt, den man auch beim Feinstaub kennt.

Weitere Infos zum Umweltmonitoring der Luftschadstoffe mit Pflanzen: http://www.bayern.de

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