PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 21 / Montag, 09. Mai 2022

Biotope als Garant für die kostbare Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten

Start der Kartierung wertvoller Lebensräume im Landkreis Cham

Magere Nasswiese in der Talaue der Bayerischen Schwarzach mit großen Beständen an Gewöhnlichen Teufelsabbiss Magere Nasswiese in der Talaue der Bayerischen Schwarzach mit großen Beständen an Gewöhnlichen Teufelsabbiss (Quelle: Andreas Lausser)

+++ Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und in enger fachlicher Abstimmung mit dem Landratsamt Cham beginnen Fachleute ab Ende April diesen Jahrs ihre Suche nach den Biotopen im Landkreis. Vor über 30 Jahren wurde zum ersten Mal die Biotopkartierung im Landkreis Cham durchgeführt. Das Wissen über die Naturschätze wird jetzt auf den neuesten Stand gebracht.

Die Biotopkartierung liefert Kommunen, Naturschutzbehörden, Planungsbüros und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit. Die Planung und Beurteilung von Bauvorhaben wird durch die aktuelle Kartiergrundlage beschleunigt. Maßnahmen zum Schutz der Natur können mit den Ergebnissen besser umgesetzt werden. Und auf der Grundlage einer Biotopkartierung können Landwirte für die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege von Biotopflächen über den Vertragsnaturschutz eine Vergütung erhalten.

Das vom LfU beauftragte vierköpfige Kartier-Team kartiert über drei Sommerhalbjahre vorerst nur die Biotope im westlichen Bereich des Landkreises. Die Kartierung im östlichen Landkreis wird voraussichtlich im kommenden Jahr vergeben. Die Ergebnisse dieser Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2025 vor. +++

Die Bandbreite der kleinen Naturoasen ist vielfältig im Landkreis Cham: Die naturnahen Bäche und Flüsse, wie Regen, Chamb und die vielen kleineren Bachsysteme, spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit ihren angrenzenden Säumen und den oft extensiv genutzten Nasswiesen und Feuchtbiotopen bieten sie wertvollen Lebensraum für viele gefährdete Arten feuchter Standorte wie für das Breitblättrige Knabenkraut, das Sumpf-Herzblatt oder den Gewöhnlichen Teufelsabbiss. Für bodenbrütende Vogelarten wie die Bekassine stellen die breiten extensiv genutzten Auenwiesen beste Brutbedingungen dar. An den sonnenbeschienenen, flachgründigen Talhängen, wie beispielswiese am Regen, herrschen dagegen trockene Bedingungen, wo „Hunger-Spezialisten“ wie Berg-Sandglöckchen oder Pech-Nelke geeignete Wuchsbedingungen finden. In den höheren Lagen des Bayerischen Walds finden sich artenreiche Bergwiesen und Borstgrasrasen, wo viele gefährdete Arten kühlerer Standorte wie z.B. die Arnika, der Weichhaariger Pippau oder die Schwarze Teufelskralle ihren Platz gefunden haben. Die Gipfelregionen des Bayerischen Waldes sind wiederum von kalten Extremstandorten geprägt, wo ausgesprochene Spezialisten der bayerischen Flora und Fauna beheimatet sind.

All diese Lebensräume sind Garant für die kostbare Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten im Landkreis. Für den Erhalt dieser einzigartigen Naturschätze Bayerns ist die Erfassung in der Biotopkartierung die wesentliche Wissensgrundlage.

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach §§ 30 und 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Landratsämtern, den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet. Dabei erfassen und beschreiben speziell ausgebildete Vegetationsökologen nach landesweit einheitlichen Vorgaben (standardisierte Kartieranleitung) die für den Naturschutz wichtigen Flächen und die dort wachsenden Pflanzen. Seit 2006 werden zusätzlich die Lebensraumtypen des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 erfasst. Rund vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.

Zur Information für Grundeigentümer und Bewirtschafter liegt an der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Cham die neue Informationsbroschüre des LfU „Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“ aus. Begleitend wurden den Gemeinden des Landkreises mehrere Exemplare davon für die Auslage zur Verfügung gestellt. Die Broschüre ist auch kostenfrei erhältlich unter:
ww.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00374.htm

 

Weiterführende Informationen zur Biotopkartierung finden Sie unter:

www.lfu.bayern.de/natur/biotopkartierung/

www.lfu.bayern.de/natur/fis_natur/fin_web

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Pressesprecher
Dr. Frank Bäse
Stellvertretung
Marko Hendreschke

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