PRESSEMITTEILUNG

Geologie: Nr. 45 / Mittwoch, 05. September 2018

Seltenes geologisches Phänomen schuf bei Flintsbach steinzeitliches Feuerstein-Eldorado

Einzigartige Fundstelle in Bayern lieferte den Stahl der Steinzeit

Flintsbacher Feuerstein (Kieselniere) Flintsbacher Feuerstein (Kieselniere) (Quelle: Harald Slesiona, WWA Deggendorf)

+++ Einem seltenen geologischen Phänomen, einem Zerrgraben, ist es zu verdanken, dass bei der Ortschaft Flintsbach (Landkreis Deggendorf) Feuersteine massenhaft erhalten blieben und so ein steinzeitliches Eldorado entstand. Dies berichtete Dr. Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Diensts am Landesamt für Umwelt (LfU) in Osterhofen zum Abschluss der geologischen Erkundung der Region. Eichhorn: „Vor Jahrmillionen schufen geologische Naturkräfte beim heutigen Flintsbach eine viereckige Vertiefung im harten Urgestein. In diese rutschte der aufliegende Kalkstein und wurde deshalb dort nicht wie überall sonst im Laufe der Zeit abgetragen. Für die Menschen der Steinzeit war das ein Glücksfall, denn dieser Kalk enthielt unzählige Feuersteine.“ Bereits vor 7.000 Jahren entstand ein regelrechter Bergbaubetrieb. Spuren des intensiven Abbaus - Hügel, Löcher und Abraumhalden - sind noch heute in den Wäldern um Flintsbach sichtbar. Unsere Vorfahren stellten aus dem namensgebenden Flintstein von Flintsbach überlebenswichtige Geräte wie Schaber, Messerklingen und Pfeilspitzen her. Rund zwei Jahre haben LfU-Geologen den Untergrund erkundet, um den Aufbau der Erdschichten auf mehr als 260 Quadratkilometern rekonstruieren zu können. Eichhorn: „Die Mühe lohnt sich. Damit lassen sich wichtige Rückschlüsse auf Grundwasser, Boden und nutzbare Rohstoffe erzielen.“ +++

Mit modernen Methoden wurde die Region vom Tal der Donau bei Osterhofen bis nach Schöllnach im Bayerischen Wald erforscht. Feldcomputer und GPS kamen bei den Geländearbeiten ebenso zum Einsatz wie die traditionellen Arbeitsgeräte Hammer, Lupe und Kompass. Historische Karten, Luftbildaufnahmen des Geländes und Sondierungsbohrungen lieferten Auskunft über den steinigen Untergrund: Junge, in den letzten 10.000 Jahren abgelagerte Schotter des Donautales sowie bis zu 10 Meter dicker Löß und Lehm überdecken über 300 Millionen Jahre alte Gneise und Granite.

Mitten in den Gneisen und Graniten befindet sich der exotische Fundort der Feuersteine. Aus dem leicht verwitterbarem Kalkstein ließen sich die harten Feuersteinknollen mit den damaligen steinzeitlichen Werkzeugen ohne großen Aufwand heraus lösen. Zudem war der Feuerstein von besonderer Güte und ließ sich hervorragend bearbeiten. Zwei Gründe, warum der Flintsbacher Feuerstein so etwas wie eine Monopolstellung erlangte und Donau abwärts sogar bis ins heutige Oberösterreich "exportiert" wurde.

Wer sich auf die Spuren der Steinzeitmenschen begeben möchte, sollte in Flintsbach den LfU-Bodenerlebnispfad besuchen: https://www.lfu.bayern.de/boden/bodenlehrpfade/doc/banner_flintsbach.pdf

Geologische Karte Osterhofen zum kostenlosen Download: https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/12176.htm

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