PRESSEMITTEILUNG

Internationaler Tag des Waldes 21. März 2008: Nr. 10 / Mittwoch, 19. März 2008

Altholz im Wald: Schlaraffenland für Fledermäuse

Landesamt zum Tag des Waldes: Für den Fledermausschutz möglichst viele Altbäume erhalten und Totholz im Wald belassen

Die Bechsteinfledermaus ist in Bayern die am stärksten an den Lebensraum Wald angewiesene Fledermausart. Sowohl ihre Quartiere (v. a. Spechthöhlen) als auch ihre Nahrungslebensräume befinden sich in alten Laub- und Mischwäldern. Die Bechsteinfledermaus ist in Bayern die am stärksten an den Lebensraum Wald angewiesene Fledermausart. Sowohl ihre Quartiere (v. a. Spechthöhlen) als auch ihre Nahrungslebensräume befinden sich in alten Laub- und Mischwäldern. (Quelle: Andreas Zahn)
(Augsburg) +++ Totholz und Altholz bringen Leben in den Wald: Darin finden Fledermäuse reichlich Unterschlupf, auch zahlreiche Insekten leben hier – ein wahres Schlaraffenland für Fledermäuse. "Wo möglich sollten wir Totholz und alte Höhlenbäume in den Wäldern lassen" sagt daher am Tag des Waldes Albert Göttle, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). Denn in alten Spechthöhlen oder in Blitzspalten beziehen die scheuen Tiere gerne Quartier. Die Mopsfledermaus – eine typische Waldfledermaus – verschläft zum Beispiel den Tag in Kolonien von bis zu 30 Tieren hinter abplatzender Rinde. Da diese Refugien rasch wegbrechen, muss sie aber häufig das Quartier wechseln. Auch Störungen durch Feinde zwingen sie dazu. Damit die Tiere nicht bald in Wohnungsnot geraten, sind daher sieben bis zehn alte Höhlenbäume pro Hektar nicht zuviel. Zudem ist der Wald für fast alle Fledermausarten ein unentbehrliches Jagdrevier: Für ein Abendessen fliegen beispielsweise Mausohren und Abendsegler bis zu 15 Kilometer, ihre Flugstrecke kann in einer Jagdnacht sogar 50 Kilometer betragen. Das LfU hilft den unauffälligen Tieren mit dem speziellen Artenhilfsprogramm "Fledermäuse". Vor Ort beraten und unterstützen ehrenamtliche Naturschützer und zwei Koordinationsstellen für den Fledermausschutz in Bayern. Das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm Wald fördert die Erhaltung von Altbäumen im Privat- und Kommunalwald. +++

Fledermäuse leben unscheinbar und werden vom Menschen daher meist gar nicht bemerkt. Bei näherem Hinsehen offenbaren sie jedoch eine faszinierend ausgeklügelte Ökologie: Fledermäuse jagen nachts, wobei sie sich akkustisch orientieren: Ultraschallrufe liefern ihnen ein "Hörbild", mit dem sie ihre Beute millimetergenau orten können. Lautlos sind die Tiere dabei allerdings nur für das menschliche Ohr – die Große Hufeisennase beispielsweise stößt Ortungslaute aus, deren Schalldruck der Lautstärke eines Presslufthammers in zehn Zentimetern Entfernung vom Ohr entspricht. Andere Arten dagegen "flüstern" regelrecht. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Fledermäusen liegt bei fünf bis sieben Jahren, einzelne Tiere können über 30 Jahre alt werden. Sogar Langstreckenflieger gibt es unter den Fledermäusen: Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zweifarbensegler legen auf dem Weg ins Winterquartier bis zu 1.000 Kilometer zurück. So wurden schon Tiere aus dem Baltikum und aus Russland in Bayern nachgewiesen.

Fledermäuse leben seit 50 Millionen Jahren auf der Erde – erst im letzten Jahrhundert wurde es eng für sie: Obwohl sie bereits 1936 unter gesetzlichen Schutz gestellt wurden, sind die Bestände seither um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Es fehlt insbesondere an Sommerquartieren für die Jungenaufzucht, zum Beispiel Baumhöhlen oder offene Dachstühle. Mangel besteht auch an Winterquartieren wie ruhigen Stollen, Höhlen und Kellern. Zudem werden geeignete Jagdreviere immer seltener: reich strukturierte Landschaften mit Altbäumen, naturnahen Wäldern, Gehölzstreifen und Gewässern. Heute finden die Tiere in ausgeräumten Landschaften und bei starker Anwendung von Insektiziden kaum noch Käfer und andere Insekten.

Für den Fledermausschutz hat das LfU Anfang der 1980er Jahre die bayerischen Koordinationsstellen und ein spezielles Artenhilfsprogramm eingerichtet. Mit gutem Erfolg: Bei der letzten Fortschreibung der Roten Liste konnten mehrere Arten als nicht mehr gefährdet beziehungsweise als weniger gefährdet eingestuft werden. Insgesamt wurden in Bayern 24 Fledermausarten nachgewiesen, 21 davon pflanzen sich hier regelmäßig fort. Alle Fledermausarten sind streng geschützt, auf der Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten stehen derzeit noch 14 Arten.

Fledermausschutz im Wald, in Parkanlagen und alten Gärten

  • Natürliches Höhlenangebot erhalten und verbessern: Alte, beschädigte und abgestorbene Bäume wo immer möglich erhalten, zumindest einen hohen Stumpf belassen. Keine Fällung von Höhlenbäumen während der Überwinterungszeit (Oktober bis April) und während der Jungenaufzucht (Juni bis August). Spezialisten hinzuziehen, wenn bei der Fällung Fledermäuse gefunden werden oder wenn ein Baum mit einem Fledermausquartier dringend gefällt werden muss.
  • Jagdreviere schaffen: Laubgehölze und mehrschichtige Bestände fördern, insbesondere in Nadelwäldern aufkommende Laubbäume dulden. Sträucher an Ranken, Rainen und an Gewässern neu anlegen oder erhalten.
  • Fledermauskästen können in quartierarmen Wäldern die Wohnungsnot lindern.



Weitere Informationen im Internet:
www.lfu.bayern.de
Seit 30 Jahren wird jeweils am 21. März der "Internationale Tag des Waldes" begangen. Er wurde von der Welternährungsorganisation ausgerufen.

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Bayerisches Landesamt für Umwelt
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Dr. Frank Bäse
Stellvertretung
Marko Hendreschke

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