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Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Dr. Andreas Zahn
Verbreitung und Bestandssituation
Die Große Hufeisennase ist vor allem in West-, Mittel- und Südeuropa zu finden. Außerdem ist sie in Teilen Afrikas, in Kleinasien, sowie in Asien bis China, Japan und nach Nordindien verbreitet.
In Deutschland ist die Große Hufeisennase nahezu ausgestorben. Außerhalb Bayerns (Frankenalb) kommt sie noch im Westen von Rheinland-Pfalz und im Saarland vor.
Die früher in der Frankenalb verbreitete Große Hufeisennase ist auch hier extrem zurückgegangen und besiedelt lediglich noch den Oberpfälzer Jura. Hier existieren die einzige bekannte deutsche Wochenstube sowie mehrere Sommer- und Winterquartiere. In den letzten Jahren ist eine Ausbreitung in der Frankenalb vom Kernareal um den Truppenübungsplatz Hohenfels aus zu beobachtungen, mit regelmäßig besetzten Winterquartieren in der Herbrucker Alb und Einzelfunden bis in die Fränkische Schweiz und den Raum Weißenburg.
Aktuelle Schätzungen gehen von einer Gesamtindividuenzahl von wenigstens 300 Tieren in Bayern aus. Im Jahr 2017 bestand die Kolonie aus 184 adulten und 72 juvenilen Tieren. In den Winterquartieren waren 2016/17 162 Individuen nachweisbar. Die Bestandsentwicklung ist in den letzten Jahren positiv, allerdings ist die minimale Populationsgröße für ein langfristiges Überleben immer noch deutlich unterschritten und die Art vom Aussterben bedroht.
Lebensraum und Lebensweise
Die Große Hufeisennase benötigt abwechslungsreiche, offene und halboffene Landschaften. Diese sollten über lichte Wälder oder Buschlandschaften und einen hohen Grünlandanteil verfügen. Die gebietstreue Art ist wärmeliebend und unternimmt keine weiten Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartieren. Wald- und strukturreiche Karstgebiete werden daher bevorzugt.
Ihre Beute besteht aus Großinsekten. Besonders im Frühjahr und im Herbst zeigt sie eine ausgesprochene Spezialisierung auf große Käfer (z. B. Brachkäfer, Dungkäfer), die die Bindung an grünlandreiche Landschaften mit Weiden und Schaftriften sowie die Anfälligkeit gegenüber Insektiziden (Nahrungsmangel) erklärt. Große Hufeisennasen jagen in einem langsamen, wendigen Flug in geringer Höhe und können auch flugunfähige Insekten vom Boden und von der Vegetation erbeuten. Eine weitere Jagdstrategie ist die Ansitzjagd, wobei - an einem Ast hängend - der Beute aufgelauert wird. Jagdgebiete sind i. d. R. maximal 6 km, gelegentlich weiter, vom Quartier entfernt.
Im Sommer besiedeln Große Hufeisennasen vor allem ungestörte, geräumige und mit großen Einflugöffnungen versehene Dachböden großer Gebäude. Für die Jungenaufzucht geeignete Dachböden sollten mehrere Stockwerke aufweisen oder anderweitig so gekammert sein, dass sich ausreichend Hangplätze mit unterschiedlichem Mikroklima ergeben. Ein gewisses Angebot an solchen Dachböden in einem Dorf ist notwendig, da die Tiere im Frühjahr traditionelle Zwischenquartiere beziehen.
Den Winter verbringen die Tiere in großen, gleichmäßig temperierten Höhlen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen müssen. Diese Quartiere dürfen maximal 30 km von den Wochenstuben entfernt sein.
Die Paarungszeit beginnt im September und endet kurz nach dem Winterschlaf, der von etwa Oktober bis März/April andauert. Die Weibchen beziehen ab April die Wochenstuben, in denen sie ihre Jungen im Juni oder Juli zur Welt bringen. Die Jungen werden etwa sieben Wochen gesäugt.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Beeinträchtigung der Jagdhabitate durch Landschaftswandel infolge der Umstrukturierung und Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft (Verlust an Grünland, an Kleinstrukturen, an Brachflächen, an lichten Wäldern, an breiten Waldrändern und -säumen)
- Rückgang der Artenvielfalt und Individuenmenge an (Groß)Insekten und somit Verschlechterung der Nahrungsgrundlage
- Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) oder in Gebäudequartieren (Holzschutzmittel)
- Verschluss von Gebäuden mit ehemals geeignetem, freiem Einflug und geräumigen Dachböden
- Sonstige Störungen, z. B. Störungen im Winterquartier oder an Schwärmquartieren, durch Lagerfeuer, Höhlentourismus oder andere Nutzung
- Zerschneidung von Jagdgebieten oder Leitlinien durch neue Verkehrstrassen
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Förderung struktur- und damit insektenreicher Landschaften durch naturverträgliche Nutzung ohne Insektizidanwendung, insbesondere auch Weidelandschaften
- Erhaltung/Förderung strukturreicher, lichter Wälder und gestufter Waldränder in Quartiernähe
- Ausschluss der Öffentlichkeit aus den Sommer- und Winterquartieren zur Vermeidung von Störungen
- Erhöhung des Quartierangebots und Bereitstellung eines Quartierverbundes durch Öffnung/Optimierung potentieller Sommerquartiere in Dachböden
- Neuanlage linearer Strukturen zwischen Quartieren und Nahrungshabitaten
Sonstige Hinweise
Ergänzende Informationen
Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.
Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Augsburg.
http://www.vol.be.ch/site/dokumentation-fledermaeuse.pdf
https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprogramme_zoologie/fledermaeuse/index.htm