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Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: | Günstig |
Foto: Tim Laussmann
Foto: Norbert Hirneisen
Verbreitung und Bestandssituation
Die Verbreitung von Phengaris arion erstreckt sich von Spanien bis nach Ostasien. Nördlich erreicht das Areal Südfinnland. In weiten Teilen Deutschlands ist P. arion bereits ausgestorben. Bayern gehört zu den verbliebenen Vorkommensschwerpunkten.
In Bayern hat die Art zwei deutliche Verbreitungsschwerpunkte: die Bayerischen Alpen (bes. zwischen 1000m und 1600m) und den Frankenjura. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer kleiner Vorkommenszentren, z.B. im Grabfeld. Bei P. arion ist auch in Bayern ein deutlicher Arealrückgang festzustellen bis hin zum Erlöschen regionaler Vorkommen (z.B. im Nordosten Bayerns und in Südbayern außerhalb der Alpen).
Zahlreiche der kleinen Vorkommensgebiete sind aktuell nur mehr durch wenige Nachweise belegt. In den nächsten Jahren sind weitere Arealeinbußen zu befürchten, zumal individuenarme Vorkommen vorherrschen.
Lebensraum und Lebensweise
Die Art besiedelt als xerothermophiler Offenlandbewohner überwiegend trockenwarme, lückig bewachsene Kalk-Magerrasen-Komplexe, einschließlich deren Pionierstadien. Auch Borstgrasrasen, alpine Rasen und im Donaumoos sogar entwässerte Niedermoore mit sekundärem Thymian-Bewuchs können Larvalhabitate darstellen. Als Nahrungsquellen nutzen die Falter auch Blüten in benachbarten Lebensräumen.
Die Eier werden einzeln an Blüten des Arznei-Thymians (Thymus pulegioides agg.) oder des Gewöhnlichen Dosts (Origanum vulgare) abgelegt, meist im Bereich der Blütenknospen. Je nach mikroklimatischen Standortverhältnissen werden entweder Thymian (bei eher kühlem Mikroklima) oder Dost (bei eher trockenwarmen Mikroklima) zur Eiablage bevorzugt. Die Raupen befressen die Blüten und werden im Spätsommer am Boden von Ameisen der Gattung Myrmica adoptiert. Hauptwirt ist Myrmica sabuleti. Im Ameisennest lebt die Raupe räuberisch von der Ameisenbrut. Ein Teil der Raupen überwintert zweimal und durchläuft demnach eine zweijährige Entwicklung. Die Art fliegt in einer Generation von Mitte Mai bis Ende August mit Schwerpunkt im Juli.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verlust der Habitate zum einen durch Intensivierung der Nutzung (Aufdüngung, Mahd, Überweidung) und zum anderen durch Aufgabe der Nutzung (insbesondere Schafbeweidung) und nachfolgende Sukzession. Für die hohe Empfindlichkeit der Art gegenüber Habitatveränderungen spielt die Wirtsameise M. sabuleti eine entscheidende Rolle. M. sabuleti toleriert sowohl strukturelle und mikroklimatische Veränderungen nur in engem Rahmen und wird sonst von konkurrierenden Ameisenarten verdrängt. Die ausreichende Dichte von Wirtsameisennestern stellt meist den limitierenden Faktor dar
- Überweidung oder Unterbeweidung, die zu trockenheiße bzw. zu feuchtkühle Standortverhältnisse für die Wirtsameise M. sabuleti schafft
- Aufforstung, Überbauung
- Habitatverluste in den Flussschotterheiden durch Flussregulierungen (fehlende natürliche Dynamik, Beweidungsaufgabe, Sukzession)
- Trennung von Wald und Weide in den Alpen, u.a. durch Intensivierung der Lichtweide
- Aufgabe extensiver Almweidenutzung
- Erhöhung des Aussterberisikos durch Fragmentierung der Resthabitate
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhalt bzw. Wiederherstellung extensiv genutzten mageren Grünlandes mit Thymian-Beständen sowie trockenen, an Dost reichen Säumen an Böschungen, Wegen und Waldränder unter Berücksichtigung der Habitatansprüche (Mikroklima) der Wirtsameise (Myrmica sabuleti). Hierzu ist eine ausreichende Weideintensität nötig, möglichst unter Einbeziehung von Ziegen (Gehölzverbiss, Beweidung von Felsen). Pferchung muss außerhalb des Habitats erfolgen, ebenso nach Möglichkeit Koppelung.
- Auf kleinen Magerrasenresten alternativ oft nur Mahd realistisch.
- Weide- bzw. Mahdtermin mit ausreichendem zeitlichen Abstand von mindestens drei Wochen zur Eiablageperiode
Sonstige Hinweise
Ergänzende Informationen
Literatur
Eriogaster catax, Artenportrait, BfN
DOLEK. M. & M. Bräu (2013): Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion). - In: Bräu, M. et al. (2013): Tagfalter in Bayern, Ulmer Verlag: 784 S. .