Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin: Günstig
417729
Foto: Norbert Hirneisen

Verbreitung und Bestandssituation

Die Verbreitung von Phengaris arion erstreckt sich von Spanien bis nach Ostasien. Nördlich erreicht das Areal Südfinnland. In weiten Teilen Deutschlands ist P. arion bereits ausgestorben. Bayern gehört zu den verbliebenen Vorkommensschwerpunkten.

In Bayern hat die Art zwei deutliche Verbreitungsschwerpunkte: die Bayerischen Alpen (bes. zwischen 1000m und 1600m) und den Frankenjura. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer kleiner Vorkommenszentren, z.B. im Grabfeld. Bei P. arion ist auch in Bayern ein deutlicher Arealrückgang festzustellen bis hin zum Erlöschen regionaler Vorkommen (z.B. im Nordosten Bayerns und in Südbayern außerhalb der Alpen).

Zahlreiche der kleinen Vorkommensgebiete sind aktuell nur mehr durch wenige Nachweise belegt. In den nächsten Jahren sind weitere Arealeinbußen zu befürchten, zumal individuenarme Vorkommen vorherrschen.

Fundortkarte

Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5426 Hilders
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5527 Mellrichstadt
5625 Wildflecken
5627 Bad Neustadt a.d.Saale
5629 Römhild
5630 Bad Rodach
5631 Meeder
5726 Bad Kissingen Nord
5728 Oberlauringen
5730 Heldburg
5734 Wallenfels
5825 Hammelburg
5828 Stadtlauringen
5834 Kulmbach
5920 Alzenau i.UFr.
5922 Frammersbach
5923 Rieneck
5924 Gemünden a.Main
5929 Haßfurt
5932 Uetzing
5933 Weismain
5934 Thurnau
5935 Marktschorgast
6022 Rothenbuch
6024 Karlstadt
6032 Scheßlitz
6033 Hollfeld
6035 Bayreuth
6036 Weidenberg
6132 Buttenheim
6133 Muggendorf
6139 Falkenberg
6140 Tirschenreuth
6225 Würzburg Süd
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6234 Pottenstein
6235 Pegnitz
6333 Gräfenberg
6334 Betzenstein
6335 Auerbach i.d.OPf.
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6435 Pommelsbrunn
6526 Creglingen
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6534 Happurg
6535 Alfeld
6634 Altdorf b.Nürnberg
6635 Lauterhofen
6636 Kastl
6637 Rieden
6735 Deining
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6834 Berching
6835 Wissing
6836 Parsberg
6837 Kallmünz
6929 Wassertrüdingen
6933 Thalmässing
6934 Beilngries
6935 Dietfurt a.d.Altmühl
6937 Laaber
7031 Treuchtlingen
7032 Bieswang
7033 Titting
7034 Kipfenberg
7035 Schamhaupten
7036 Riedenburg
7038 Bad Abbach
7128 Nördlingen
7130 Wemding
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
7134 Gaimersheim
7136 Neustadt a.d.Donau
7228 Neresheim-Ost
7229 Bissingen
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7332 Burgheim Süd
7346 Hutthurm
7527 Günzburg
7831 Egling a.d.Paar
8136 Holzkirchen
8235 Bad Tölz
8237 Miesbach
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8331 Bad Bayersoien
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8337 Josefsthal
8338 Bayrischzell
8340 Reit im Winkl
8341 Seegatterl
8342 Schneizlreuth
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8425 Weiler-Simmerberg
8426 Oberstaufen
8427 Immenstadt i.Allgäu
8428 Hindelang
8429 Pfronten
8430 Füssen
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
8434 Vorderriß
8435 Fall
8436 Rottach-Egern Süd
8442 Hirschbichl
8443 Königssee
8525 Balderschwang West
8526 Balderschwang
8527 Oberstdorf
8528 Hinterstein
8531 Zugspitze
8532 Garmisch-Partenkirchen
8533 Mittenwald
8534 Östl. Karwendelspitze
8626 Hoher Ifen
8627 Einödsbach
8628 Hochvogel
8727 Biberkopf
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Die Art besiedelt als xerothermophiler Offenlandbewohner überwiegend trockenwarme, lückig bewachsene Kalk-Magerrasen-Komplexe, einschließlich deren Pionierstadien. Auch Borstgrasrasen, alpine Rasen und im Donaumoos sogar entwässerte Niedermoore mit sekundärem Thymian-Bewuchs können Larvalhabitate darstellen. Als Nahrungsquellen nutzen die Falter auch Blüten in benachbarten Lebensräumen.

Die Eier werden einzeln an Blüten des Arznei-Thymians (Thymus pulegioides agg.) oder des Gewöhnlichen Dosts (Origanum vulgare) abgelegt, meist im Bereich der Blütenknospen. Je nach mikroklimatischen Standortverhältnissen werden entweder Thymian (bei eher kühlem Mikroklima) oder Dost (bei eher trockenwarmen Mikroklima) zur Eiablage bevorzugt. Die Raupen befressen die Blüten und werden im Spätsommer am Boden von Ameisen der Gattung Myrmica adoptiert. Hauptwirt ist Myrmica sabuleti. Im Ameisennest lebt die Raupe räuberisch von der Ameisenbrut. Ein Teil der Raupen überwintert zweimal und durchläuft demnach eine zweijährige Entwicklung. Die Art fliegt in einer Generation von Mitte Mai bis Ende August mit Schwerpunkt im Juli.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Verlust der Habitate zum einen durch Intensivierung der Nutzung (Aufdüngung, Mahd, Überweidung) und zum anderen durch Aufgabe der Nutzung (insbesondere Schafbeweidung) und nachfolgende Sukzession. Für die hohe Empfindlichkeit der Art gegenüber Habitatveränderungen spielt die Wirtsameise M. sabuleti eine entscheidende Rolle. M. sabuleti toleriert sowohl strukturelle und mikroklimatische Veränderungen nur in engem Rahmen und wird sonst von konkurrierenden Ameisenarten verdrängt. Die ausreichende Dichte von Wirtsameisennestern stellt meist den limitierenden Faktor dar
  • Überweidung oder Unterbeweidung, die zu trockenheiße bzw. zu feuchtkühle Standortverhältnisse für die Wirtsameise M. sabuleti schafft
  • Aufforstung, Überbauung
  • Habitatverluste in den Flussschotterheiden durch Flussregulierungen (fehlende natürliche Dynamik, Beweidungsaufgabe, Sukzession)
  • Trennung von Wald und Weide in den Alpen, u.a. durch Intensivierung der Lichtweide
  • Aufgabe extensiver Almweidenutzung
  • Erhöhung des Aussterberisikos durch Fragmentierung der Resthabitate

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhalt bzw. Wiederherstellung extensiv genutzten mageren Grünlandes mit Thymian-Beständen sowie trockenen, an Dost reichen Säumen an Böschungen, Wegen und Waldränder unter Berücksichtigung der Habitatansprüche (Mikroklima) der Wirtsameise (Myrmica sabuleti). Hierzu ist eine ausreichende Weideintensität nötig, möglichst unter Einbeziehung von Ziegen (Gehölzverbiss, Beweidung von Felsen). Pferchung muss außerhalb des Habitats erfolgen, ebenso nach Möglichkeit Koppelung.
  • Auf kleinen Magerrasenresten alternativ oft nur Mahd realistisch.
  • Weide- bzw. Mahdtermin mit ausreichendem zeitlichen Abstand von mindestens drei Wochen zur Eiablageperiode

Sonstige Hinweise

Ergänzende Informationen

Literatur

Eriogaster catax, Artenportrait, BfN

DOLEK. M. & M. Bräu (2013): Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion). - In: Bräu, M. et al. (2013): Tagfalter in Bayern, Ulmer Verlag: 784 S. .