Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Apollofalter (Parnassius apollo)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin: Günstig
417624
Foto: Wilhelm Gailberger

Verbreitung und Bestandssituation

Die Verbreitung des Apollos erstreckt sich von der iberischen Halbinsel ostwärts bis nach Asien zum Baikalsee. In Europa reicht das Areal in der Nord-Süd-Ausrichtung von Skandinavien bis Sizilien.

In Bayern können zwei getrennte Teilareale unterschieden werden: Zum einen Frankenjura und Riesalb, zum anderen der bayerische Alpenraum. Früher existierten auch in den Randbereichen angrenzender Naturräume Vorkommen, die alle erloschen sind.

Alle außeralpinen Populationen sind bis auf zwei Vorkommen in der nördlichen bzw. südlichen Frankenalb erloschen. Die rezenten Bestände sind dank eines Artenhilfsprogrammes derzeit gesichert. Die Bestandsentwicklung in den bayerischen Alpen gestaltet sich gebietsweise uneinheitlich, Bestandsrückgängen stehen stabile Populationen gegenüber.

Fundortkarte

Apollofalter (Parnassius apollo)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5933 Weismain
6132 Buttenheim
6934 Beilngries
7032 Bieswang
7033 Titting
7034 Kipfenberg
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8337 Josefsthal
8338 Bayrischzell
8341 Seegatterl
8426 Oberstaufen
8427 Immenstadt i.Allgäu
8428 Hindelang
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8443 Königssee
8444 Hoher Göll
8526 Balderschwang
8527 Oberstdorf
8533 Mittenwald
8626 Hoher Ifen
8633 Mittenwald Süd
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Offene, sonnenexponierte felsige Hänge bzw. felsdurchsetzte, beweidete Trockenhänge und Magerrasen mit guten Beständen der alleinigen Raupennährpflanze Weißer Mauerpfeffer (Sedum album) bilden den Lebensraum des Apollofalters. Bei den außeralpinen Vorkommen spielen heute Ersatzlebensräume eine entscheidende Rolle, insbesondere Plattenkalk-Abraumhalden in der Südlichen Frankenalb. In den Bayerischen Alpen handelt es sich meist um primär waldarme bis waldfreie, meist südexponierte Felswände und Schutthalden sowie felsdurchsetzte magere Almweiden.

Für eine erfolgreiche Reproduktion ist eine gute Ernährung der Weibchen mit Nektar wichtig. Bevorzugt aufgesucht werden blaue Blüten, wie die der Taubenskabiose (Scabiosa columbaria) und verschiedener Distelarten. Das Weibchen heftet die Eier einzeln im Bereich der Raupenfraßpflanze meist an trockene Grashalme oder Ähnliches. Die im Ei überwinternde Raupe schlüpft bereits im März. Zu dieser Zeit muss sie die Erwärmung und Rückstrahlung der offenen, d. h. schütter bewachsenen Felsoberfläche ausnutzen, um sich entwickeln zu können. Diese erste Entwicklungsphase ist sehr kritisch für die Larven und ganz entscheidend abhängig von der Habitatqualität (vollsonnig, trocken). Ende Mai verpuppt sich die Raupe unterirdisch. Die Hauptflugzeit fällt in Bayern in den Monat Juli.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Verlust der Larvalhabitate (offene, schütter bewachsene Felsen) durch Rückgang der Schafbeweidung seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts mit nachfolgender Verbrachung, Verbuschung und letztlich Verwaldung. Dadurch Erlöschen nahezu aller außeralpinen Populationen im süddeutschen Raum.
  • Änderung und Beschleunigung des Abbaus von Plattenkalk in der Südlichen Frankenalb. Entstehung neuer Haldenstrukturen, auf denen sich keine Sedum-Fluren mehr entwickeln können.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Freistellung von Felsen und ehemaligen Magerasen sowie anschließende Etablierung einer auf die Erfordernisse des Apollofalters abgestimmten Beweidung
  • Aufbau und Bereitstellung Sedum-fähiger Plattenkalkhalden zur mittelfristigen Entwicklung als Larvalhabitate

Sonstige Hinweise

Mit Hilfe eines Artenhilfsprogrammes, (seit 1989) gelang es die verbliebenen Populationen der Frankenalb zu erhalten. In der Nördlichen Frankenalb verhinderten sofort eingeleitete Maßnahmen, insbesondere angepasste Beweidung sowie umfangreiche Felsfreistellungen das Aussterben des letzten Vorkommens. Eine wichtiges Pflegeelement ist dort z.B. die kurzzeitige Koppelung von Ziegen in steilem Felsgelände.

In der Südlichen Frankenalb hatte das Artenhilfsprogramm im Jahr 2006 einen beispielhaften Umweltpakt zwischen der Steinindustrie und den Landkreisen Eichstätt und Weißenburg-Gunzenhausen für den Bereich Naturpark Altmühltal zur Folge. Hier verankerte Maßnahmen, wie z. B. die Einrichtung eines Ökokontos, verbessern den Aufbau geeigneter neuer Halden und bedingen gleichzeitig abbautechnische und ökonomische Vorteile auf Seiten der Steinindustrie.

Ergänzende Informationen

Literatur

Parnassius apollo, Artenportrait, BfN

BfN (2008): Management- und Artenschutzkonzepte bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie. Naturschutz und biologische Vielfalt, Heft 69: 57-70, Bonn - Bad Godesberg.

Geyer, A. & Dolek, M. (1995): Ökologie und Schutz des Apollofalters (Parnassius apollo) in der Frankenalb. Mitt. der deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie, Bd. 10:1-6, S. 333-336).

Geyer, A. & Dolek, M. (1999): Erfolgskontrolle an einer Population des Apollofalters in der Frankenalb. Schriftenreihe des LfU, Beiträge zum Artenschutz, Heft 150: 193-202, Augsburg.

Geyer, A. & Dolek, M. (2001): Das Artenhilfsprogramm für den Apollofalter, Parnassius apollo in Bayern. Schriftenreihe des LfU, Heft 156: 301-319, Augsburg.

Geyer, A., Dolek, M. & Freese, A. (2001): Bericht zur Entwicklung der Steinbrüche im Bereich Naturpark Altmühltal. Bericht an Naturpark Altmühltal, Reg. von Oberbayern, Reg. von Mittelfranken, 128 Seiten, in Auszügen publiziert in BfN (2008).

Geyer, A. & A. NuNNer (2013): Apollofalter (Parnassius apollo). - In: Bräu, M. et al. (2013): Tagfalter in Bayern, Ulmer Verlag: 784 S.