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Gelbringfalter (Lopinga achine)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: | Günstig |
Foto: Peter Buchner
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal erstreckt sich von Frankreich über verstreute Vorkommen in Mittel- und Osteuropa bis nach Japan. Im Norden wird Südfinnland erreicht. In Deutschland kommt die Art, neben wenigen kleinen Vorkommen in Baden-Württemberg, nur noch in Bayern vor. In einigen Gebieten zeigt die Art einen positiven Bestandstrend bzw. Ausbreitungstendenzen (z.B. Unterfranken). Ungefährdet mit vitalen Populationen ist die Art nach wie vor in den Alpen.
Lebensraum und Lebensweise
Den Lebensraum bilden lichte, nicht zu trockene und relativ luftfeuchte Wälder, die im Unterwuchs sehr grasreich sind. Dies sind in Südbayern oft quellige Hangwaldstandorte, mitunter auch lichte Fichten-Bergahorn-Wälder in feuchten bis frischen Hanglagen der Alpentäler, die aufgrund dieser Bedingungen natürlicherweise eine geringere Oberholzdeckung aufweisen. Auch licht bestockte Randbereiche von Mooren werden im voralpinen Hügel- und Moorland besiedel (z. B. Ammer-Loisach-Hügelland, Isar-Inn-Schotterplatten).
In Nordbayern hat die Art überwiegend in Mittelwäldern überlebt. Die periodisch durchgeführte "Hiebe" und die Schonung von sog. Überhältern führt letztendlich zu niedrigen Oberholzdichten. Derart lichte Waldstrukturen ersetzen den Auwald als ursprünglichen Lebensraum.
Gelbringfalter sind Eierstreuer, d.h. das Ei wird nicht an ein Substrat geheftet, sondern in die Vegetation fallen gelassen. Das Larvalhabitat bilden bodenfeuchte, in Ausnahmefällen auch frische Standorte mit dichtem Grasbestand in der Krautschicht. Mehrere Autoren geben eine Präferenz für Sauergräser an. Die Überwinterung erfolgt als halbwüchsige Raupe, die Verpuppung dann im Mai des folgenden Jahres.
Der Gelbringfalter bildet nur eine Generation aus, deren Falter im Juni und Juli fliegen. Zu Beginn der Flugzeit kann man die Männchen oft an toten Kleintieren, wie z. B. Schnecken oder an Kot saugen sehen. Die Weibchen erscheinen etwa 10-12 Tage nach den Männchen und gehen nicht an Aas oder Kot. Blütenbesuche wurden bisher kaum registriert, z.B. an Himbeere und Liguster.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verluste der ursprünglichen - periodisch überfluteten - Auwaldhabitate durch Kontrolle und Kanalisierung der Flussläufe, in der Folge haben Absenkungen des Grundwasserspiegels und damit verbundene waldbauliche Veränderungen im Waldaufbau die negativen Auswirkungen zusätzlich beschleunigt.
- Erlöschen von Populationen bzw. zur Isolation der verbliebenen besiedelten Waldbereiche durch Aufforstungen und damit verbundenedurch strukturelle und mikroklimatische Veränderungen (z.B. Aufgabe der Mittelwaldbewirtschaftung, Aufforstungen).
- Überführung von Mittelwäldern in wirtschaftlich produktivere Hochwälder mit vollständigem Kronenschluss.
- Erlöschen der Vorkommen aufgrund Verlängerung der Umtriebszeiten in Mittelwäldern und Zunahme der Strauchschicht sowie der Oberholzdeckung, ein Überwechseln der Falter auf jüngere Hiebsflächen mit kurzfristig geeignetem Sukzessionszustand, wird dadurch zeitlich und räumlich zu stark eingeengt. Veränderte Mittelwaldnutzung mit langen Intervallen zwischen den Stockhieben und Oberholzreichtum.
- Einsatz von Pestiziden (z.B. Dimilin)
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Renaturierung von Auwäldern
- Wiederherstellung der natürlichen Gewässerdynamik
- Erhaltung einer relativ niedrigen Oberholzdichte. Ein Kronenschluss muss vermieden werden.
- Erhaltung einer grasreichen Vegetation auf den meist frischen bis feuchten Böden. Unterlassung von Maßnahmen zur Trockenlegung oder andere Beeinträchtigungen des Wasserhaushaltes
- Erhalt und Förderung noch bestehender Mittelwälder
- niederwaldartige Nutzung zur Schaffung lichter Strukturen im Bereich der Moorränder im Alpenvorland
- Waldweide im Bereich von Vorkommensgebieten im Alpenraum
- Überlassung von Windwurfflächen (oder anderweitig entstandenen Lichtungen) einer natürlichen Sukzession mit dem Ziel einer lichten Bestockung als Klimax
- Vermeidung von Nährstofffreisetzungen (Verlust potentieller Larvalhabitate) bei Reduktion des Oberholzes durch sukzessive Vorgehensweise
Sonstige Hinweise
Für die Mittelwälder wurde im Rahmen eines Artenhilfsprogrammes im südlichen Steigerwald ein Konzept ausgearbeitet, das sowohl die zeitlich-räumliche Abfolge und Art der sog. "Hiebe" als auch die Anpassung der Umtriebszeit für alle Hiebsflächen berücksichtigt. Neben dem Gelbringfalter wurden diese Parameter auch für andere, ebenfalls an Mittelwälder gebundenen Arten, insbesondere den Maivogel (Euphydryas maturna) und das Waldwiesenvögelchen (Coenonympha hero) erfolgreich angepasst.
Für die "Wiederbelebung" der primären Habitate, den Auwäldern, ist es grundsätzlich erforderlich, periodische Überschwemmungen wieder zu ermöglichen und zuzulassen. Im Rahmen des Hochwasserschutzes und der damit verbundenen Ausweisung geplanter Überflutungszonen könnten ggf. gezielt Auwaldstandorte mit einbezogen werden
Teilweise (z.B. Unterfranken, südliches Schwaben) sind positive Bestandstrends festzustellen. Die Ursachen sind nicht ausreichend geklärt.
Ergänzende Informationen
Literatur
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