Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Maivogel (Euphydryas maturna)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:
488238
Foto: Wilhelm Gailberger

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal reicht von Frankreich über Mittel- und Osteuropa bis in die Mongolei. Meist sind die Populationen weit zerstreut und sehr lokal. Ursprünglich war die Art über fast ganz Deutschland verbreitet. Heute gibt es nur noch Vorkommen in Sachsen, Baden-Württemberg und in Bayern.

Die letzten bayerischen Vorkommen befinden sich in Mittelwäldern des Vorderen Steigerwaldes und in Auen-Laubwald-Streuwiesenkomplexen am Alpenrand bei Bad Reichenhall. Letztere stehen in Kontakt zu größeren Vorkommen im benachbarten Österreich.

Der Erhaltungszustand der Bestände in den einzelnen Teilbereichen variiert zwischen gut (A) und schlecht (C). Die Vorkommen im Steigerwald sind auf einen Restbestand in wenigen Kerngebieten geschrumpft. Die Ursachen für diesen Rückgang sind unklar. Erhebliche Bestandsschwankungen scheinen für die Art typisch.

Fundortkarte

Maivogel (Euphydryas maturna)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
6328 Scheinfeld
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
8143 Freilassing
8243 Bad Reichenhall
8343 Berchtesgaden West
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Lebensräume in Mitteleuropa sind feuchte Lichtungen und Jungbaumbestände in Au- und Sumpfwäldern und Laubmischwäldern, sofern ausreichend Luftfeuchte und Besonnung vorherrschen. Im Steigerwald lebt die Art auf ca. 8 bis 25 Jahre alten Hiebsflächen sowie auf kleinen Kahlschlagsflächen im Wald bzw. an breiten Wald- und Wegrändern. Dort entsteht der benötigte lichte, warm-feuchte Bestandscharakter nicht durch die (in Mitteleuropa nahezu verloren gegangene) dynamische Au- oder Sumpfwaldsituation, sondern durch die Art der Bewirtschaftung auf wechselfeuchten oder feuchten Standorten.

Die Weibchen legen in Bayern ihre Eigelege fast ausschließlich an die Unterseite von Eschenblättern (Fraxinus excelsior), bevorzugt an die vordersten Fiederblätter in südlicher Exposition. Zudem werden vorwiegend Höhen von 1,5 bis 3 m über dem Boden genutzt. Anhand dieses Eiablageverhaltens werden die hohen mikroklimatischen Ansprüche der Art deutlich. Nur in einem engen Spektrum von Besonnung und Luftfeuchte ist eine optimale Entwicklung gewährleistet, eine zu starke Besonnung führt zu erhöhter Mortalität.

Die schlüpfenden Raupen spinnen sich ein gemeinsames Nest, in dem sie ruhen und anfangs auch fressen. Das Nest bietet einen gewissen Schutz vor Feinden und die Möglichkeit zur Thermoregulation. Ab dem zweiten Larvenstadium fressen die Raupen verschiedene v.a. krautige Pflanzen, denen gemeinsam ist, dass sie iridoide Glykoside enthalten. Ab dem dritten Larvenstadium wandern die Raupen ab und überwintern in Gruppen in zusammengerollten Blättern am Boden. Im Frühjahr sind die überwinterten Raupen nicht mehr monophag. Im Salzburger Land wurden die Raupen im April an Plantago lanceolata, Valeriana dioica und Ligustrum vulgare beobachtet, mit Austrieb der Esche jedoch nur noch an Esche.

Die Imagines fliegen in einer Generation von Anfang Juni bis Anfang/Mitte Juli.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Verluste von jungen heterogenen Waldstadien und strukturreicher Waldinnengestaltung mit Waldinnensäumen
  • Verluste natürlicher, dynamischer Auwaldstandorte
  • Habitatverluste durch Aufgabe der Mittelwaldwirtschaft (strukturelle und mikroklimatische Veränderungen)
  • Mangel an lichten Beständen in Mittelwäldern durch Verlängerung der Hiebszyklen auf über 30 Jahre

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhalt, Förderung und Wiedereinführung der Mittelwaldwirtschaft
  • Erhalt lichter Waldstrukturen in Mittelwäldern durch einen Hiebszyklus von 20-28 Jahren, eine variable Oberholzdeckung von 5-60 % ist empfehlenswert, ein Pflegehieb kann ebenfalls lichte Strukturen schaffen
  • dynamische Herstellung lichter Bestände an luftfeuchten Standorten in Hoch- und Überführungswäldern über Lochhiebe
  • Erhalt von Lichtungen mit einer Strukturierung durch wenig Gehölze (insbesondere Jungeschen)
  • Schaffung breiter Säume (ca. 10 m) entlang von Schneisen und Waldwegen, Pflege durch gestaffeltes und beidseits alternierendes Rücksetzen;
  • Schaffung breiter Waldmäntel und -säume mit breiten Übergängen zum Grasland
  • extensive Bewirtschaftung des Grünlandes im Kontaktbereich zu potenziellen Maivogelhabitaten

Sonstige Hinweise

Für die Art gibt es in Bayern seit Jahren ein Artenhilfsprogramm, das neben grundlegenden autökologischen Befunden auch einen guten Kenntnistand über die Bestandsentwicklung liefert.

Ergänzende Informationen

Literatur

Euphydryas maturna, Artenportrait, BfN

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011): Merkblatt Artenschutz 38: Maivogel- Euphydryas maturna. Bestellshop der Bayerischen Staatsregierung, StMUV

BOLz, R., DOLEK, M. & P. GROS (2013): Maivogel (Euphydryas maturna). - In: Bräu, M. et al. (2013): Tagfalter in Bayern, Ulmer Verlag: 784 S.

Bolz, R. (1995): Bestandsentwicklung der Tagfalter in den Jahren 1993/1994 in Dimilin- und Btk-behandelten Eichenwäldern Mittelfrankens nach einer Schwamspinner-(Lymantria dispar)kalamität, dargestellt am Beispiel NSG "Gräfholz-Dachsberge" und dessen Umgebung (Lepidoptera:Diurna), Beitr. z. bayer. Entomofaunistik 1, S. 63-76.

Dolek, M., Freese-Hager, A., Cizek, O. & Gros, P. (2006): Mortality of early instars in the highly endangered butterfly Euphydryas maturna (Nymphalidae). Nota Lepidopterologica 29(3/4): 221-224.

Freese, A., Benes, J., Bolz, R., Cizek, O., Dolek, M., Geyer, A., Gros, P., Konvicka, M., Liegl, A. & Stettmer, C. (2006): Habitat use of the endangered butterfly Euphydryas maturna and forestry in Central Europe. Animal Conservation 9: 388-397.

van Helsdingen, P. J., Willemse, L. & Speight, M. C. D. (Hrsg.) (1996): Background information on invertebrates of the Habitats Directive and the Bern Convention. Part I - Crustacea, Coleoptera and Lepidoptera. Council of Europe, Strasbourg, Nature and environment 79.