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Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Stefan Ott
Verbreitung und Bestandssituation
Die Verbreitung des Wald-Wiesenvögelchens reicht von Frankreich bis nach Ostasien. In Europa erstreckt sich die Nord-Süd-Ausdehnung von Südskandinavien bis in die Alpen.
Innerhalb von Mitteleuropa und Deutschland bildet Bayern das Vorkommenszentrum von C. hero. Die bayerischen Vorkommen konzentrieren sich auf das mittlere Voralpine Hügel- und Moorland, insbesondere das Ammer-Loisach-Hügelland sowie im Bereich der Schwäbischen Alb im Lkr. Dillingen. Restvorkommen bestehen noch an Lech und Isar sowie im Donauraum. Starke Rückgänge verzeichnen vor allem die Bestände außerhalb von Mooren. Die Populationen in Franken sind bis auf die Vorkommen im Steigerwald erloschen.
Lebensraum und Lebensweise
In den Mooren des Alpenvorlandes werden am Waldrand oder auf Waldlichtungen gelegene Feuchtbrachen, Brachebereiche mit höheren Gehölzanteilen sowie die schmalen Saumbereiche zwischen Waldrand und offenen, gemähten Streuwiesenflächen bevorzugt besiedelt. Die Krautschicht dominieren dabei Pfeifengras und Seggen. Hochstaudenreiche Feuchtbrachen meiden die Imagines weitgehend.
Die Habitate in den Auen von Donau, Lech, Wertach und Isar sind Schneeheide-Kiefernwälder, Brennen und Flussschotterheiden. In Mittelwäldern des Steigerwaldes leben die letzten Populationen Frankens auf wechselfeuchten Pfeifengras-Lichtungen.
Wichtige Habitatfaktoren scheinen eine hohe Luftfeuchte bei gleichzeitig guter Besonnung zu sein. Junge Sukzessionsstadien mit Faulbaum- oder anderem Gehölzaufwuchs sind für viele bayerische Habitate charakteristisch,
Wirtspflanzen und Larvalhabitate des Wald-Wiesenvögelchens sind noch immer nicht ausreichend bekannt. Eine lückige und inhomogene Struktur der Krautschicht mit offener Streu ist für die Eiablage von Bedeutung. Als Raupennahrung werden in der Literatur eine ganze Reihe verschiedener Süssgräser und Seggen angeführt. Die Raupe von C. hero überwintert meist im dritten Raupenstadium. Die Verpuppung erfolgt im fünften Larvenstadium Ende April/Anfang Mai als Stürzpuppe an Grasstängeln. Die Falter fliegen dann in einer Generation von Mitte Mai bis Anfang Juli, mit dem Höhepunkt im Juni.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Scharfe Trennung von Wald als dicht mit Bäumen bestandener Fläche und Offenland ohne Gehölzbewuchs,
- Aufgabe der Streuwiesenmahd mit mehrjährigem Turnus (sowohl jährliche als auch fehlende Mahd schadet der Art),
- Habitatverluste durch die Aufgabe von Mittel-/Niederwald und von Waldweide (strukturelle und mikroklimatische Veränderungen), Aufforstungen,
- Verluste lichter Waldstadien durch Aufforstungen und Sukzession,
- Beeinflussung des Wasserhaushalts, z.B. durch Flussregulierungen und Wasserabsenkungen in Wäldern und Mooren.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhaltung und Förderung lichtungsschaffender Waldnutzungs- und Betriebsformen
- Gelenkte Sukzession auf potenziellen Habitatflächen in Wäldern (z.B. Windwurfflächen) und auf Moorbrachen, Verzicht auf Anpflanzung
- Entbuschung von Teilflächen, insbesondere bei mehr als 30% Überschirmung der Krautschicht
- Alternierende Mahd von Teilflächen auf Waldlichtungen
- Schaffung von gut besonnten Lichtungen und sehr lichten Baumbeständen mit grasreichem Unterwuchs.
- Entwicklung geeigneter Habitate im Umfeld besiedelter Flächen, da viele Lebensräume sehr klein sind.
- Förderung einer lückigen oder bultigen mageren Grasschicht, auf geeigneten Standorten im Umfeld aktueller Vorkommen.
- Ist reine Gehölzkontrolle zu aufwendig, können zur Verbuschung oder Verschilfung neigende Bestände nur durch Mahd offengehalten werden.
Sonstige Hinweise
Da die Gefährdungsfaktoren - v.a. der Verlust lichter Waldstrukturen aufgrund des beschriebenen Nutzungswandels - noch immer fortwirken, gehört C. hero zu den besonders gefährdeten Tagfaltern Bayerns. Die praktischen Erfahrungen haben gezeigt, dass Artenhilfsmaßnahmen nicht einfach zu verwirklichen sind, z.B. durch temporäre Brachen. Lichte Wälder sind daher Teil des Vertragsnaturschutz-Programmes Wald.
Ergänzende Informationen
Literatur
Coenonympha hero, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011): Merkblatt Artenschutz 37: Wald-Wiesenvögelchen - Coenonympha hero. Bestellshop der Bayerischen Staatsregierung, StMUV
Bräu, M. & M. Dolek (2013): Moor-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero). - In: Bräu, M. et al. (2013):Tagfalter in Bayern, Ulmer Verlag: 784 S.
Cassel, A., Windig, J., Nylin, S., & Wiklund, C. (2001): Effects of population size and food stress on fitness-related characters in the Scarce Heath, a rare butterfly in Western Europe. Conservation Biology 15: 1667-1673.
Dolek, M., Thamke, I., Grünfelder, S., Böck, O. & Geyer, A. (2009): Artenhilfsprogramm für den Gelbringfalter (Lopinga achine) und das Waldwiesenvögelchen (Coenonympha hero). Unveröff. Gutachten im Auftrag des LfU.
Hermann, G. (2005): Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero). Naturschutz und Biologische Vielfalt 20: Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie: 168-174.
Pretscher, P. (2001): Verbreitung und Art-Steckbrief des Wald-Wiesenvögelchens (Coenonympha hero Linnaeus, 1761) in Deutschland. Natur und Landschaft 16: 547-552.
Thust, R., Thiele, A., & Göhl, K. (2001): Das Wald-Wiesenvögelchen (Coenonympha hero Linnaeus, 1761; Lepidoptera: Nymphalidae) in Thüringen - ein Nachruf und ein Lehrstück. Natur und Landschaft 76: 542-546.
Weidemann. H. J. (1995): Tagfalter beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg.