Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Schwaiger und Burbach
2022

Kartierung der Brutvögel und Nahrungsgäste im Bereich der Freiflächen-Photovoltaikanlage Schornhof im Donaumoos 2021/2022

Gutachten im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU), 53 S. mit Anhang, Augsburg.
Landkreise: Neuburg-Schrobenhausen
Artengruppe:
Vögel, Amphibien, Heuschrecken
Stichwörter:
PV-A, Photovoltaik, Moor, Niedermoor, Vogelmonitoring, Vögel
Landkreis(e):
Neuburg-Schrobenhausen
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Der Solarpark Schornhof, eine aus zwei Teilflächen bestehende Freiflächen-Photovoltaikanlage mit insgesamt etwa 137 ha Fläche, wurde im Jahr 2021 im Donaumoos im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen auf bislang intensiv landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen errichtet. Zur Beurteilung der Auswirkungen auf die Vogelwelt erfolgten von April bis Juni 2021 fünf Begehungen zur Erfassung der im Solarpark und der näheren Umgebung vorhandenen Vogelreviere. Zusätzlich wurden von Ende Juli 2021 bis Februar 2022 über vier weitere Begehungen Beobachtungen zur Nutzung der Flächen als Rast- und Überwinterungsgebiet für Vögel durchgeführt. Als Beibeobachtungen wurden zudem Informationen über die Nutzung des Gebietes durch Säugetiere, Amphibien und Grillen gesammelt. Die Kartierungen ergaben eine relative artenreiche Vogelwelt mit immerhin sieben Arten der Roten Liste Bayerns als Brutvögel der nahen Umgebung oder des Randbereichs der Anlagen und weiteren Arten der Vorwarnliste. Darunter befinden sich stark gefährdete Arten wie Kiebitz, Rebhuhn und Bluthänfling. Dazu kommen eher seltene Brutvogelarten wie das Blaukehlchen. Auch als Rast- und Überwinterungsgebiet besitzt das Gebiet durchaus Bedeutung für die Vogelwelt mit großen Zahlen von überwinternden Buch- und Bergfinken sowie Stieglitzen. Sogar sehr seltene Arten wie Kornweihe und Raubwürger konnten im Winter beobachtet werden. Bedeutung besitzt der Solarpark aktuell auch durch gute Bestände der in Bayern stark gefährdeten Kreuzkröte, die in Fahrspuren oder Pfützen in Bereichen mit Staunässe innerhalb und am Rande der Anlage ablaichte. Ebenfalls häufig innerhalb der Anlage zu sehen waren Feldhase und Jagdfasan, auch Rehe nutzten Bereiche innerhalb der Anlage. Eine Analyse der Auswirkungen der Errichtung des Solarparks ergibt, dass Vogelarten des Offenlands wie Feldlerche und Kiebitz die Bereiche der PVA mit Solarmodulen weitgehend oder sogar völlig meiden, aber den Modulen gegenüber einen geringeren Abstand als gegenüber Heckenreihen oder Wald-rändern einhalten. Im Falle von Feldlerche und Schafstelze werden sogar Randbereiche der Module in ihre Reviere einbezogen. Vogelarten der halboffenen Bereiche wie Dorngrasmücke und Goldammer zeigen nur insofern ein Meideverhalten gegenüber den Modulen, als sie die inneren Bereiche der Modulflächen nicht nutzen. Diese Bereiche werden von Bachstelze und Hausrotschwanz als einzige Arten genutzt, vermutlich so-gar als Brutplatz. Für überwinternde Vogelarten wie Buchfinken, Bergfinken und Stieglitze sind Bereiche mit Baumreihen und direkt benachbarten Brach- und Grünflächen günstig. Eine Verbesserung des Lebensraums durch den Solarpark gegenüber der vorherigen landwirtschaftlichen Ackernutzung ist bei den zuletzt genannten Finken sowie bei – aktuell nicht untersuchten – Insektenarten durch die Schaffung von extensiv genutzten Brachflächen zu erwarten. Die Kreuzkröte war hauptsächlich in Bereichen anzutreffen, die durch Staunässe aufgrund des verdichteten Moorbodens entstanden sind. Durch die geplante Wiedervernässung und Reaktivierung der Bodenfunktionen des Moorbodens ist jedoch eine deutliche Reduzierung der Staunässe zu erwarten, was die Lebensraumeignung für die Kreuzkröte reduzieren wird. Für kleinere Säugetierarten wie den Feldhasen wirkt sich der Solarpark vermutlich positiv aus, da die Hasen den Zaun, der erst etwa 30 cm über dem Boden ansetzt, problemlos queren können und dann sogar einen gewissen Schutz unter den Modulen finden können. Ähnliches gilt für den Laufvogel Fa-san. Auch Rehe konnten regelmäßig im Solarpark beobachtet werden. Für die weitere Nutzung des Solarparks und für die weitere Errichtung von ähnlichen Anlagen werden verschiedene Vorschläge zur Berücksichtigung der Avifauna gemacht. Die wichtigsten Punkte sind dabei eine genaue Prüfung der anvisierten Flächen auf vorhandene Vogelarten, eine mögliche Wiedervernässung der Moorböden, die Etablierung einer ausreichenden Menge an extensiv genutzten Flächen und Brachen in der Anlage und deren fachgerechte Nutzung und Pflege. Speziell bei Vorkommen von Arten wie Kiebitz und Feldlerche, aber auch in Bezug auf die angestrebte Verbesserung des hydrologischen Zustands des Moorkörpers sollte berücksichtigt werden, dass sich aus Gründen des Landschaftsbildes angelegte Eingrünungen mit Heckenstreifen und Baumreihen kontraproduktiv auswirken können.

Erstellt am: 28.04.2022

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