Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Sarah Egg
2022

AHP-Kartierung der Bachmuschel in ausgewählten Gewässern 2021-2022 – Schandel und Ochsenwiesengraben, Landkreis Mühldorf am Inn

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 29 Seiten, Augsburg
Landkreise: Mühldorf a.Inn
Artengruppe:
Muscheln
Stichwörter:
Bachmuschel, Artenhilfsprogramm, Degradation des Gewässers, Intensivlandwirtschaft, Wirtsfische, Fraßspuren
Landkreis(e):
Mühldorf a.Inn
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Die Nebenbäche des Schwarzgrabens, Schandel und Ochsenwiesengraben im Landkreis Mühldorf am Inn, wurden im Rahmen des Artenhilfsprogramms Kartierung der Bachmuschel auf einer Strecke von rund 5.000 m auf Bachmuscheln untersucht. Ziel der Kartierung war die Erfassung der räumlichen Ausbreitung und die Bewertung des Erhaltungszustandes der Bachmuschel. In der Schandel wird die Gesamtpopulation auf rund 390 Individuen geschätzt. Der Anteil an Jungmuscheln ist mit 76,9 % sehr hoch und es fehlen Altersklassen, die über 11 Jahre alt sind. Insgesamt wir der Zustand der Population mit schlecht bewertet. Das Gewässer befindet sich in einem ökologisch schlechten Zustand und zeigt eine Degradation des Gewässers an. Das Substrat der Schandel ist geprägt durch den starken Feinmaterial-Eintrag aus dem Umland. Stellenweise treten Faulschlammablagerungen auf und das Interstitial ist deutlich kolmatiert. Nitrat- und -Nitratstickstoffwerte liegen fast permanent und deutlich außerhalb der günstigen Bereiche der Bachmuschel. Primäre Wirtsfischarten wie Nasen Chondrostoma nasus oder Aitel Squalius cephalus konnten in der Schandel nicht festgestellt werden. Die Gewässerstruktur ist eintönig begradigt und es ist ein deutlich trapezförmiges Querprofil vorhanden. Gewässerbegleitende Gehölze zur Beschattung des Gewässers im Tagesgang fehlen über weite Teile. Die Nutzung im Gewässerumfeld ist mit intensiver Landwirtschaft als schlecht zu bewerten. Entlang des Gewässers bestehen zahlreiche diffuse Eintragspfade und Drainagen aus der Landwirtschaft, die zu einem erheblichen Eintrag an Feinmaterial ins Gewässer beitragen. Es existieren zahlreiche direkte Einleitungen aus der Landwirtschaft wie Drainagen und Entwässerungsgräben, die in der Summe einen erheblichen Einfluss auf die physikalisch-chemischen Parameter des Gewässers haben. Es wurden vereinzelt Leerschalen mit untypischen Fraßspuren festgestellt. Die Leerschalen wiesen nicht die für den Bisam typisch aufgeklappten Schalen auf, sondern wurden am oberen Ende der Muschel „abgebissen“. Als Fraßfeind kommen hier der Fischotter Lutra lutra, aber auch Mink Neovison vison oder Waschbär Procyon lotor in Frage. Die Durchgängigkeit für Wirtsfische ist in der Schandel gegeben. Im Ochsenwiesengraben wird die Gesamtpopulation auf rund 390 Individuen geschätzt. Der Anteil an Jungmuschel ist mit 50,6 % hoch und es fehlen Altersklassen, die über 16 Jahre alt sind. Insgesamt wir der Zustand der Population mit schlecht bewertet. Das Substrat besteht hauptsächlich aus kiesigem sowie schlammigem Material, das Interstitial ist durch die Ablagerung von Feinmaterial leicht kolmatiert. Es finden sich kleinräumige Strömungsunterschiede von schnell zu langsam fließend. Die Gewässerstruktur wird als weitestgehend naturnah beschrieben. Es wurden keine Querbauwerke im untersuchten Bereich festgestellt. Die Nutzung im Gewässerumfeld ist mit Grünlandnutzung und dem vorhandenen Auwald als noch günstig für die Bachmuschel zu betrachten. Die Habitatqualität des Ochsenwiesengrabens wird durch den Eintrag von Feinmaterial und Nährstoffen aus der Schandel beeinflusst. Ähnlich wie in der Schandel, treten untypische Fraßspuren an Leerschalen auf. Der Ochsenwiesengraben zeigt keine Anzeichen eines aktiven Gewässerunterhalts. Die Durchgängigkeit für Wirtsfische ist innerhalb des Ochsenwiesengrabens und mit Anbindung an die Schandel sowie den Schwarzgraben gegeben.

Erstellt am: 15.11.2022

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