Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Sarah Egg
2022

AHP-Kartierung der Bachmuschel in ausgewählten Gewässern 2021-2022 – Inninger Bach, Landkreis Starnberg

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 25 Seiten, Augsburg
Landkreise: Starnberg
Artengruppe:
Muscheln
Stichwörter:
Bachmuschel, Artenhilfsprogramm, Erhaltungszustand, Habitatqualität, Mischwasser-Einleitungsstelle, Wirtsfische
Landkreis(e):
Starnberg
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Die Bachmuschel ist in den Anhängen II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG als europaweit schützenswerte Tierart gelistet. Die Kartierung wurde im Rahmen des Artenhilfsprogramms der Bachmuschel durchgeführt. Durch Zufall wurden 2013 erstmals Bachmuscheln bei Räumungsarbeiten im Inninger Bach entdeckt. Bei einer Erstkartierung im Inninger Bach von 2015 wurde der Bachmuschelbestand auf rund 500 Individuen geschätzt Dietrich 2015. Ziel der Kartierung ist die Überprüfung bekannter Vorkommen und die Bewertung des Erhaltungszustandes der Bachmuschel im Inninger Bach. Die Gesamtpopulation im Inninger Bach wird auf rund 2.035 Tiere geschätzt. Der Inninger Bach ist weitgehend, aber lückig bis knapp vor der Mündung in die Amper mit Bachmuscheln besiedelt. Die Kernpopulation liegt im naturnahen Unterlauf des Inninger Bachs, wobei die Bestandsdichte in Richtung flussaufwärts stark abnimmt. Insgesamt wird der Zustand der Population als gut bewertet. Die Substratqualität im Inninger Bach variiert, ist aber weitgehend als günstig für die Bachmuschel einzustufen. Das Interstitial ist bis auf wenige Stellen, wie beispielsweise in den Bibereinstauungen im Unterlauf, gut durchströmt. Es existieren kleinräumige Strömungsunterschiede von schnell fließend bis hin zu langsam fließend oder stehend. Die Messwerte für Nitrat und Nitratstickstoff liegen meist innerhalb der Grenzwerte für Bachmuschelgewässer mit hervorragender Qualität 8 mg/l NO3 und NO3-N 1,8mg/l. Allerdings übersteigen einzelne wenige Nitratmesswerte die angegebenen Grenzwerte. Die Wasserqualität wird deswegen als gut bewertet. Da primäre Wirtsfischarten der Bachmuschel vorhanden sind, wird der Wirtsfischbestand als gut eingestuft. Die Gewässerstruktur variiert je nach Bereich stark von naturnah zu naturfern. Die Gewässerstruktur ist mit einer mäandrierenden Struktur im Unterlauf weitestgehend naturnah. Dahingegen existieren im kanalisierten Ortsbereich Inning Uferverbauungen und Verrohrungen. Im Unter- und Mittellauf fehlt teilweise ein linearer Gehölzsaum, der für eine vollständige Beschattung im Tagesgang sorgt. Insgesamt wird die Gewässerstruktur inkl. Ufervegetation als gut eingestuft. Die Durchgängigkeit im gesamten Gewässer wird aufgrund der vorhandenen Querbauwerke als schlecht angesehen. Die Grünlandnutzung ist extensiv bzw. vereinzelt intensiv, jedoch sind Gewässerrandstreifen nicht immer ausreichend vorhanden. Unterhalb der Gärtnerei Hübsch am Anger besteht eine Mischwasser-Einleitungsstelle der AWA-Ammersee Wasser- und Abwasserbetriebe. Aufgrund der hohen Anzahl von Bachmuscheln und dem Nachweis von Jungmuscheln unterhalb der Einleitungsstelle wird die aktuelle Belastung als verträglich für die Bachmuschel angesehen. Durch die vorhandene Schwelle am Auslass Wörthsee besteht eine direkte Gefährdung für die Bachmuschel, da bei niedrigem Wasserstand im Wörthsee wenig bis kein Basisabfluss in den Inninger Bach gewährleistet ist und es zum Trockenfallen kommt. Die Wasserknappheit am Inninger Bach wird darüber hinaus durch die Wasserentnahme von zahlreichen Pumpen in Bachern und Inning verschärft. Besonders im Unterlauf sammelt sich Müll aus diversen Verursacherquellen, der zu einer erheblichen Veränderung der Gewässerfauna beiträgt.

Erstellt am: 21.11.2022

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