Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Sarah Egg
2022

AHP-Kartierung der Bachmuschel in ausgewählten Gewässern 2021-2022 – Eisbach und Scharlach, Landkreis Augsburg

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 32 Seiten, Augsburg
Landkreise: Augsburg
Artengruppe:
Muscheln
Stichwörter:
Bachmuschel, Erhaltungszustand, Bisamfraßplätze, Querbauwerke, Intensive Landwirtschaft, Wirtsfische
Landkreis(e):
Augsburg
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Die Scharlach beherbergt im oberen Teil ein bekanntes Bachmuschel-Vorkommen mit einem Bestand von schätzungsweise 8.000 Tieren in der Gemeinde Ettringen im Unterallgäu. Im weiteren Verlauf fließt die Scharlach durch die Gemeinde Schwabmünchen im Landkreis Augsburg. Aus Gewässerunterhaltungsmaßnahmen ist eine Besiedlung von bis zu 1 Individuum pro laufendem Bachmeter bekannt, eine detaillierte Bestandskartierung im Landkreis Augsburg fehlte bislang. Der Eisbach, ein Nebenzufluss der Scharlach, wurde mit in die Kartierkulisse aufgenommen. Ziel der Kartierung war die Überprüfung potenzieller Vorkommen und die Bewertung des Erhaltungszustandes der Bachmuschel in der Scharlach und im Eisbach im Landkreis Augsburg. Die Gesamtpopulation wird in der Scharlach auf 3.745 Individuen geschätzt. Die Scharlach ist weitgehend, aber lückig bis zur Mündung in die Wertach mit Bachmuscheln besiedelt. Oberhalb des Ortsbereiches von Schwabegg ist die Besiedlung konstant und weist keine Lücken auf. Ein Vorkommen der Bachmuschel unterhalb der Schwabegger Mühle wurde erstmals nachgewiesen. Der Anteil an Jungmuscheln bis max. 5 Jahre ist mit rund 57 % hoch. Der Zustand der Population wird als gut eingestuft. Die Substratqualität in der Scharlach variiert von feinsandig-schlammig zu kiesig-grobsteinig, ist aber weitgehend als günstig für die Bachmuschel zu bewerten. Das Interstitial ist bis auf wenige Stellen gut durchströmt, wobei gelegentliche Kolmation durch Feinmaterial, insbesondere im Bereich oberhalb der Schwabegger Mühle, auftritt. Oberhalb der Schwabegger Mühle ist die Fließgeschwindigkeit durch die Aufstauung sehr langsam, wohingegen die begradigten Bereiche unterhalb der Schwabegger Mühle sehr schnell fließend sind. Bezüglich der Nitrat- und Nitratstickstoffkonzentration kann die Wasserqualität als gerade noch tolerierbar für die Bachmuschel angesehen werden. Durch Sichtbeobachtungen wurden über den gesamten Verlauf der Scharlach geeignete Wirtsfische festgestellt. Die Gewässerstruktur der Scharlach ist nur in Teilen naturnah. Es finden sich beispielsweise wenige Gewässerbegleitgehölze, die für eine Beschattung des Gewässers im Tagesgang sorgen. Die Nutzung im Umland durch intensive Landwirtschaft wird als ungünstig bewertet. Pufferstreifen sind entweder nicht oder nur einseitig vorhanden oder zu schmal. Nährstoffeinträge sind indirekt durch nährstoffliebende Vegetation z. B. Brennnessel, Ackerkratzdistel erkennbar. Der Sediment-Eintrag ist durch die angrenzende Nutzung im Gewässerfeld mäßig erhöht. Stellenweise kommt es aufgrund fehlender Gehölze zu einer übermäßigen Erosion der Uferränder. Direkte Einleitungen durch Drainagerohre treten in regelmäßigen Abständen, insbesondere im Bereich südlich von Schwabegg, auf. Es wurden vermehrt Bisamfraßplätze im aufgestauten Bereich oberhalb der Schwabegger Mühle gefunden. Muschelfraß tritt gesichert auf. Die Scharlach oberhalb der Schwabegger Mühle wird in regelmäßigen Abständen aus Hochwasserschutzgründen geräumt. Die Verbundsituation zwischen Teilhabitaten ist durch mehrere nicht durchgängige Querbauwerke stark eingeschränkt Schwabegger Mühle, Querbauwerk Verbindungsgraben. Im Eisbach wurde die Bachmuschel erstmalig nachgewiesen. Die Gesamtpopulation wird auf 265 Individuen geschätzt. Die Siedlungsdichte wird als weitgehend besiedelt, aber lückig eingestuft. Der Anteil an Jungmuscheln bis max. 5 Jahre ist mit rund 53 % hoch. Die Sohlstruktur wird als überwiegend geeignet eingestuft, stellenweise ist das Interstitial durch Feinsedimente kolmatiert. Das Interstitial ist durch die Sedimentation von Feinmaterial eingeschränkt durchströmt. Die Fließgeschwindigkeit ist über die gesamte untersuchte Strecke variierend, wobei gelegentliche Stauhaltungen durch Verklausungen auftreten. Daten zur Wasserqualität und biologischen Gewässergüte liegen nicht vor. Geeignete Habitatstrukturen für Jungfische fehlen. Die Ufervegetation besteht aus einer schmalen Schilf- und Hochstaudenflur, die vermehrt durch das Auftreten von Nitrophyten z. B. Brennnessel durchwachsen wird. Obwohl nur wenige Ufergehölze vorhanden sind, ist eine weitgehende Beschattung des Gewässers durch den Schilf- und Hochstaudenbewuchs gewährleistet. Die Gewässerstruktur liegt in der Bewertung zwischen gut und mittelschlecht. Intensive Landwirtschaft mit Acker- und Grünland sowie eine Biogasanlage in Aletshofen stellen eine für die Bachmuschel ungünstige Nutzung im Gewässerumfeld dar. Pufferstreifen sind entweder nicht oder nur einseitig vorhanden oder zu schmal. Nährstoffeinträge sind indirekt durch nährstoffliebende Vegetation z. B. Brennnessel, Ackerkratzdistel erkennbar. Der Sediment-Eintrag ist durch die angrenzende Nutzung im Gewässerfeld mäßig erhöht. Im Mündungsbereich vom Eisbach in die Scharlach wurde ein Bisam-Fraßplatz mit rund 100 Leerschalen der Bachmuschel festgestellt. Muschelfraß ist gesichert vorhanden. Die Gewässerstruktur des Eisbachs deutet auf regelmäßige trapezförmige Grabenräumungen hin. Der Austausch zu anderen Lebensräumen oberhalb der Schwabegger Mühle ist aufgrund mehrerer nicht durchgängiger Querbauwerke Schwabegger Mühle, Düker, Querbauwerk Verbindungsgraben nicht möglich.

Erstellt am: 21.11.2022

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