Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

2023

Erfassung extrem seltener und gefährdeter Pflanzenarten insbesondere Hieracium Klärung der Bestandssituation im Nationalpark Berchtesgaden

ARVE 2923. Erfassung extrem seltener und gefährdeter Pflanzenarten insbesondere Hieracium Klärung der Bestandssituation im Nationalpark Berchtesgaden. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 56 Seiten, Augsburg
Landkreise: Berchtesgadener Land
Artengruppe:
Gefäßpflanzen
Stichwörter:
Hieracium, Seltene Arten, Grundlagenkartierung
Landkreis(e):
Berchtesgadener Land
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Im Rahmen der vom Artenschutzzentrum des Bayerischen Landesamts für Umwelt LfU beauftragten Erfassung extrem seltener und gefährdeten Pflanzenarten zur Klärung der Bestandssituation im Nati-onalpark Berchtesgaden wurden schwerpunktmäßig die als kritisch geltenden Arten der Gattung Hieracium s.l. Hieracium und Pilosella bearbeitet. Dazu wurden Gebiete aufgesucht, die aufgrund von vorliegendem Herbarmaterial, nach Literaturangaben und nicht zuletzt auch auf Grund der geologi-schen Gegebenheiten als erfolgversprechende Suchräume angesehen wurden. Diese Exkursionen waren erfolgreich. So konnten teilweise sehr alte Angaben bestätigt werden und Vorkommen dieser äußerst seltenen Arten und Subspezies genau lokalisiert werden. Der Subendemit Hieracium valdepi-losum VILL. subsp. suillaeviae K.HARZ ZAHN am locus classicus „Saugasse“ wurde wiedergefunden. Die Art wurde darüber hinaus auch in weiteren Gebieten neu nachgewiesen. Ebenfalls mehrfach belegt wurde Hieracium doronicifolium ARV.TOUV. im Gebiet zwischen Sagereckalm und Grünsee. Diese Art war aus dem NP bislang nur aufgrund von Literaturangaben bekannt. Neu für den Nationalpark und sein Vorfeld wurden insgesamt 6 Arten nachgewiesen: H. benzianum MURR ZAHN, H. erucophyllum PRAIN, H. obscuratum MURR subsp. nigratum MURR ZAHN GREUTER, H. porrectum FR. subsp. elongatum NÄGELI PETER ZAHN, Pilosella derubella5 GOTTSCHL. SCHUHW. S.BRÄUT. GREUTER, P. schultesii F.W.SCHULTZ F.W.SCHULTZ SCH.BIP. Außerdem wurden insgesamt 42 Subspezies gefunden, die in der kommentierten Artenliste des NP LIPPERT et al 1998 bislang nicht aufgeführt waren. Auch die Nachsuche nach den weiteren, sehr seltenen Arten Monte-Baldo-Anemone Anemone baldensis und Stumpfblättriger Mannsschild Androsace obtusifolia war erfolgreich. So konnte Anemone baldensis im Bereich des Eissees mit einer größeren Population belegt werden. Ihre enge Bindung an Lias-Kalke zeigen die weiteren neueren Nachweise am Hundstodgatterl und auf dem Schneibstein. Alle Wuchsorte liegen in den rötlichen Felsen der Liaskalke. Auch das letztmals von Vollmann 1902 nachgewiesene Vorkommen von Androsace obtusifolia am Schneibstein konnte wiedergefunden werden. Allerdings wächst der größere Teil der Population auf österreichischem Gebiet. Auch hier stehen Liaskalke an. Für beide Arten wurden deshalb weitere, po-tenziell geeignete Wuchsorte im NP lokalisiert, die überprüft werden sollten. Das Vorkommen des Zierlichen Wimperfarns Woodsia glabella subsp. pulchella am Funtensee konnte bestätigt werden. Allerdings wurden, vermutlich auch aufgrund fehlender Daten der Erfassung von 2016, deutlich weniger Pflanzen als zu diesem Zeitpunkt gefunden. Die Pflanzen selbst sind aber vital und eine Verjüngung ist erkennbar. Eine akute Gefährdung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. Die Nachsuche am Grünsee war dagegen erfolglos. Die Kontrolle des bekannten, seit 2014 aber nicht mehr bestätigten Wuchsortes der Isländischen Sumpfkresse Rorippa islandica unterhalb von der verfallenen Trischübelalm, erbrachte keinen Nachweis. Im Bodenmaterial am früheren Wuchsort wurden allerdings keimfähige Samen gefunden. Damit wurde neues Samenmaterial gewonnen das an die Samenbank an der Universität Regensburg und im Botanischen Garten Tübingen für eine Erhaltungskultur aufbewahrt wird.

Erstellt am: 17.03.2023

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