Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern
Bestands- und Brutmonitoring Weißstorch 2023 - 2025

Zusammenfassung
Anfang der 1980er Jahre wurde das Programm zum Schutz und zur Bestandsförderung des Weißstorchs Artenhilfsprogramm Weißstorch, AHP WS ins Leben gerufen. Anlass war der langanhaltende Bestandsrückgang im letzten Jahrhundert, welcher befürchten ließ, dass der Weißstorch bis zum Jahr 2000 in Bayern ausgestorben sein könnte. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern LBV hat das AHP WS im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt LfU über mehr als 30 Jahre mit Erfolg durchgeführt. Ziel dieses Programms war es, in Bayern eine überlebensfähige Storchenpopulation zu schaffen. Mit dem Bestandsanstieg konnte 2017 das AHP WS erfolgreich beendet und in die Phase der Bestandsüberwachung überführt werden – das zuvor im Rahmen des AHP WS durchgeführte Brut- und Bestandsmonitoring wird derzeit zur weiteren Kontrolle der Populationsentwicklung fortgeführt. Im Monitoring sind bis zum Zeitpunkt der Berichterstellung rund 1.700 aktuelle und frühere Weißstorchstandorte erfasst. Im Jahr 2023 wurden bei der Überprüfung durch die jeweiligen ehrenamtlichen Betreuer sowie durch LBV-Kreisgruppen und weitere Streudaten und Beobachtungsmeldungen bislang 1180 Weißstorchpaare festgestellt, darunter 198 Neuansiedlungen und 40 Wiederbesiedlungen. Bei 70 im Vorjahr besetzten Nestern liegt eine Negativmeldung vor bzw. ist der Standort nicht mehr vorhanden. Bei weiteren 182 als besetzt gemeldeten Nestern steht noch eine Information zum endgültigen Brutergebnis aus, bei 66 vorjährig besetzten Nestern fehlt noch jegliche Meldung. Von 832 Standorten liegt eine erfolgreiche Brutmeldung vor, mind. 166 Horstpaare waren ohne Bruterfolg. Der Anteil der erfolglosen Paare liegt damit bei ca. 14 % und somit deutlich niedriger als im langjährigen Durchschnitt 28 %, Bislang sind 2124 erfolgreich flügge gewordene Jungstörche gemeldet. Angesichts der noch ausstehenden Daten könnten noch einige Junge dazu kommen. Die Jungenzahl pro allen Paaren mit Bruterfolg JZm liegt bisher bei 2,6, die der Jungenzahl pro allen Paaren JZa bei bisher 1,8. Entsprechend der regionalen Ergebnisse lässt sich sagen, dass dieses Jahr Starkregenereignisse weitestgehend ausgeblieben sind und lediglich lokal, v.a. in Südbayern, einzelne Ausfälle verursacht haben. Insgesamt wurden 2023 rund 50 verunglückte Weißstörche gemeldet, darunter vier in Zusammenhang mit Stromschlag. Einer lokalen Hagelkatastrophe in Oberbayern Ende August fielen etliche Störche zum Opfer. Die Bestandszunahme erfolgt nach wie vor v.a. in Westbayern, d.h. in Mittelfranken, Schwaben und dem westlichen Teil Oberbayerns, teilweise auch in Unter- und Oberfranken, während die Oberpfalz und Niederbayern weiterhin nur leicht veränderte Bestände aufweisen. Diese Verteilung entspricht der für Bayern prognostizierten Zugscheide mit Zunahme der Westzieher aufgrund besserer Überwinterungsbedingungen. Die Entwicklung des Weißstorchbestandes in Bayern verläuft seit 1991 positiv Beginn des AHP 1984. Lokal bestehen Gefährdungen für die einzelnen Standorte durch Veränderung der Nahrungsflächen Ausweisung von Gewerbegebieten, Umgehungsstraßen, Entwässerung usw. fort, doch kommt die Art mit den derzeitigen gravierenden landschaftlichen Veränderungen offensichtlich zurecht. Dazu tragen auch höhere Überlebensraten durch Anpassungen in Bezug auf die Überwinterungsgebiete bei. Probleme und Konflikte entstehen vor allem bei Neuansiedlungen an ungeeigneten Standorten wie beheizten Kaminen. Und sobald sich die Bedingungen im Winterquartier wieder ändern z. B. Schließung der Müllkippen als Nahrungsflächen in Spanien, Änderung des Reisanbaus o.ä., ist mit geringeren Rückkehrraten mit entsprechenden Auswirkungen auf den Bestand zu rechnen.
Erstellt am: 27.02.2024