Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern
Botanische Grundlagenkartierung prioritärer Arten Los 13 Frühe Haferschmiele Aira praecox L.

Zusammenfassung
Im Rahmen der vorliegenden Erhebung der Frühen Haferschmiele wurden vier alte Wuchsort-Angaben, die sich auf drei Wuchsorte in Mittelfranken beziehen, erneut kontrolliert. Dabei konnte nur ein Vorkommen aktuell noch bestätigt werden ca. 20 statt 200 Exemplare. Im Zusammenhang mit einem Neunachweis in der Nähe des altbekannten Wuchsortes konnte sich der Bestand im Bereich eines überwiegend nicht bzw. gering befestigten Sandweges und Kiefernwaldrand-Saumes annähernd erhalten insges. ca. 150-200 Horste. Die beiden anderen Altvorkommen an Kiefern-Waldrändern sind wohl primär infolge fort-schreitender Sukzession und fehlender Bodenstörungen erloschen. Im Rahmen aktueller eigener Erhebungen von Ackerwildkräutern vgl. BEIGEL SCHOTT 2023 sowie privater Exkursionen konnten außerdem drei Neunachweise der Art Lkr. ERH erbracht werden, die ebenfalls mitgeteilt werden. Hierbei handelt es sich um teils halbschattige Wuchsorte in lückigen Sandmagerrasen, vor sandigen Kiefernwaldrändern. Zwei dieser neuen Wuchsorte befinden sich auf wenig genutzten oder ehemaligen, unbefestigten Sandwegen, das dritte Vorkommen liegt waldrandnah in einer größeren Sandmagerrasen-Ausgleichsfläche. Entscheidend für den Erhalt dieser und einer Vielzahl weiterer gefährdeter Arten ist der Schutz unbefestigter sandiger Feld- und Waldwege sowie ähnlicher nur in geringer Intensität oder temporär mechanisch beanspruchter sandiger Lagerflächen z. B. Holzlagerplätze. Besonders wertvoll sind Feldwege und entsprechende Holzlagerflächen im Kontakt zu mageren Waldrändern meist Kiefern-dominierte Forste. Die von der Art üblicherweise besiedelten lückigen Sandmagerrasen sind in der Regel nur kleinflächig und nur schmal-linealisch entlang von Wald- oder Wegrändern entwickelt und daher meist nicht durch die amtliche Biotopkartierung erfasst. Auch dem Erhalt eines extensiv genutzten Umfelds, insbesondere benachbarter Flächen z. B. ökologisch bewirtschaftete Sandäcker, kommt große Bedeutung zu, da dies einerseits negative Einflüsse minimiert, andererseits auch die nötige Pflege ausreichende Besonnung, gelegentliche Wegenutzung gewährleistet. Um für den Frühen Nelkenhafer und weitere oft hochbedrohte Pionierarten sandiger Offenbodenstellen hierunter auch Wechselfeuchtezeiger wie Juncus capitatus, Juncus tenageia, Radiola linoides, Anagallis minima auch größere zusammenhängende Vorkommen zu entwickeln, erscheint die Etablierung sehr extensiver Standweiden auf armen sandigen bis sandig-lehmigen Standorten unter Einbeziehung angrenzender Waldrandzonen erfolgversprechend und sollte wo möglich angestrebt werden.
Erstellt am: 11.03.2024