Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Martin Feulner
2024

Wiederholungskartierung – Klosterland Benediktbeuern 2023

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 76 Seiten, Augsburg
Landkreise: Bad Tölz-Wolfratshausen
Artengruppe:
Gefäßpflanzen, Moose/Flechten/Pilze/Algen
Stichwörter:
Kartierung, Benediktbeuern, Florenzusammensetzung, Boden, Pflegemaßnahmen
Landkreis(e):
Bad Tölz-Wolfratshausen
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Gegenstand dieser Untersuchung war die floristische Wiederaufnahme von 26 Dauerbeobachtungstransekten im Klosterland Benediktbeuern. Die Erstaufnahme erfolgte mit der Extensivierung der teils als Intensivwiesen und Äcker genutzten Flächen 1994 durch Riesinger 1995. Geiger-Udod 2001 führte eine Wiederholung der Transektaufnahmen durch. Heute, ca. 30 Jahre nach den ersten Extensivierungs- und Wiedervernässungsmaßnahmen handelt es sich größtenteils um extensiv beweidete oder gemähte Feucht- oder Nasswiesen, Ruchgraswiesen, sowie in geringerem Umfang um Flachmoor- und Kopfriedwiesen, Streuwiesen und Hochmooranflüge. Auch Schneidseggenriede kommen vor. Die Forschungsfragen waren, wie sich die hydrologischen Gegebenheiten und aktuelle Nutzung auf die gegenwärtige Flora auswirken und welche Faktoren mögliche Veränderungen beeinflussen. Daneben ging es um die Fragen, wie sich die Flora über die Jahre seit 1994 bzgl. Artenzahl, Anteil roter Liste Arten, Anteil wertgebender Arten und Artzusammensetzung entwickelt hat, welche Faktoren diese Entwicklungen maßgeblich beeinflussten sowie welche Faktoren maßgeblich für artenreiche, wertvolle Artbestände sind. Um diese Fragen zu beantworten, kamen unterschiedliche statistische Methoden zum Einsatz, um die vorhandenen Zeitreihen miteinander zu vergleichen. Die Methoden umfassten Gruppenvergleiche, prozentuale floristische Ähnlichkeit Simper, Hauptkomponentenanalyse PCA, nicht-metrische multidimensionale Skalierung NMDS, Korrelationen und generalisierte lineare Modelle GLM. Die Pegelstände haben sich 2023 deutlich gegenüber 1997 erhöht. Auch der Anstieg der mittleren gewichteten Ellenberg-Feuchtezahl erbrachte einen signifikanten Anstieg der Bodenfeuchte. Die mit der Nutzungsextensivierung verbundene Ausmagerung wurde in einem signifikanten Rückgang der mittleren gewichteten Ellenberg-Nährstoffzahl sichtbar. Insgesamt führte sich die Tendenz einer abnehmenden Artenzahl seit 1994 fort. Es wurde ein deutlicher Artenrückgang bei den Gefäßpflanzen festgestellt, der mit der Aushagerung und Wiedervernässung einhergeht. Gleichzeitig stiegen die Artenzahl und Deckung der Moosarten stark an. Es zeigt sich ein Florenwandel von intensiv genutzten Feuchtwiesen hin zu mageren, standorttypischeren Streuwiesen- und Flachmoorbeständen, wie sie für das Gebiet als Zielbestände angedacht sind. Dieser Prozess geht einher mit sinkenden Gefäßpflanzenarten, welche insbesondere Generalisten, konkurrenzstarke und nährstoffliebende Arten umfassen. Trotz der Abnahme der Gefäßpflanzenarten bleiben die Rote-Liste-Artenzahl im Mittel konstant, was auf ein Einwandern seltener und bedrohter Moose insbesondere Torfmoose zurückgeht. Die Einflüsse der unterschiedlichen Variablen Bodenparameter, Pegelstand, Zeigerwerte und Vegetationsstruktur werden am besten durch das generalisierte lineare Modell erklärt: Das beste Modell für die Artenzahl ergibt sich aus den Variablen gewichteter Zeigerwert für Futterwert, der Anzahl der Rote-Liste RL-Arten sowie dem sommerlichen mittlerem Pegelstand. Die Steigung des gewichteten Futterwerts ist positiv, eine Zunahme erhöht folglich die Artenzahl. Die Steigungen der RL-Artenzahl und des Pegelstands sind negativ, eine Zunahme wirkt sich somit negativ auf die Artenvielfaltzahl aus. Es zeigte sich, dass die Artenzahl mit steigenden Pegelständen zwar abgenommen hat, aber die RL-Artenzahl angestiegen ist. Da es sich dabei neben Streuwiesen- und Übergangsmoorarten auch um moortypische Moosarten handelt, zeigt dieses Ergebnis, dass die Bestände moortypischer werden. Diese Entwicklung ist ganz im Sinne der Ökosystemleistungen intakter Moore und des Naturschutzes. Moorpflanzen sind Spezialisten, deren Lebensraum durch die Entwässerung und Zerstörung der Moore immer stärker eingeschränkt wurde und die in der Folge stark gefährdet sind. Als Pflegemaßnahmen werden folglich die Fortführung der extensiven Beweidung und Vernässung der Flächen empfohlen. Daneben werden kleinräumige Maßnahmen zur Erhöhung der Strukturvielfalt bspw. Erstellung von Tümpeln vorgeschlagen. Mahdgut- oder Torfmoosübertragung auf entsprechend vorbereiteten Flächen erscheinen zudem sinnvoll.

Erstellt am: 19.03.2024

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