Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Andreas Zahn Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern
2023

Artenhilfsprogramm für Kreuz- und Wechselkröte sowie Gelbbauchunke Landkreis Dingolfing-Landau Laichsaison 2023

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Regierung von Niederbayern, 40 Seiten, Landshut
Landkreise: Dingolfing-Landau
Artengruppe:
Amphibien
Stichwörter:
Wechselkröte, Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Amphibienschutz, Artenschutzmaßnahmen, Abbaugebiete, Kiesabbau, Kiesgruben-Rekultivierung, Landschaftspflegeverband, Landkreis Dingolfing-Landau, Niederbayern
Landkreis(e):
Dingolfing-Landau
Auftraggeber:
Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau

Zusammenfassung

Aufgrund des Rückgangs der Bestände beider Krötenarten im Landkreis Dingolfing-Landau wurde im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes 2007 mit einem Artenhilfsprogramm begonnen, das jährlich fortgesetzt wird. Leider gelang es nicht, alle bekannten oder neu gefundenen lokalen Populationen der Zielarten zu erhalten oder eine dauerhafte Steigerung der Bestandsgrößen zu erreichen, da wesentliche Faktoren, wie die Art des Abbaus in Rohstoffgewinnungsstätten und die Sukzession in älteren Habitaten, im Rahmen des Projektes nur begrenzt beeinflusst werden können. Auch ließen sich viele vorgeschlagene Maßnahmen, für die eine Mitwirkung von Verwaltungen und Behörden nötig wäre, bislang nicht umsetzen. Die Jahre 2018 und 2019 waren die mit Abstand trockensten Jahre seit Beginn des Artenhilfsprogramms. Dadurch hat sich die Situation der Zielarten deutlich verschlechtert. Inzwischen sind viele Bestände so klein, dass allein schon deshalb ein hohes Aussterberisiko durch z.B. Witterung, Zufällen etc. besteht. Zudem muss von einer erheblichen genetischen Verarmung dieser kleinen Vorkommen ausgegangen werden. Dank der Maßnahmen des Artenhilfsprojektes wurden allerdings zwei der Kreuzkröten- und mindesten acht der Wechselkrötenbestände erhalten, die ohne Projekt wahrscheinlich erloschen wären. Von der Wechselkröte wurden zahlreiche neue Vorkommen entdeckt und seither betreut, so dass die Zahl von ursprünglich acht 2007 bekannten Vorkommen auf 20 im Jahr 2017 anstieg. Das Frühjahr 2023 war bis April überdurch schnittlich feucht und eher kalt, doch dann bis Ende Juli sehr trocken. Während der kühlen Wochen wurden nur wenige Individuen der Zielarten zeitgleich am Laichplatz beobachtet. Es ist von einer langen Laichperiode und deshalb schlechten Erfassung der Adulten am Laichplatz auszugehen. Viele Laichgewässer trockneten nach Ende der kühlen Regenphase zu schnell aus, um eine erfolgreiche Reproduktion zu ermöglichen. In den verbleibenden Gewässern war die Zahl der Kaulquappen meist gering. 2023 wurden insgesamt 81 bekannte oder potenzielle Habitate der drei Zielarten überprüft. Die Situation der Wechselkröte war wie folgt: In 12 Habitaten wurde die Art gefunden, wobei in sieben Fällen eine erfolgreiche Reproduktion wahrscheinlich war. Die Bestände waren klein, nur viermal wurden über 10 Adulte festgestellt. Mit 71 Adulten wurden in der Lehmgrube der Fa. Girnghuber Marklkofen, Fläche 39a die meisten Tiere beobachtet. 47 Adulte wurden am Teich bei Ernsthof Fläche GB12 gezählt. Durch Ablassen im Herbst wird dieses Gewässer gezielt zur Optimierung der Bedingungen für Pionierarten bewirtschaftet. Am Lohgraben Fläche 16, wo früher die höchsten Bestände festgestellt wurden, konnten 2023 nur noch 9 Adulte erfasst werden. Kreuzkröten wurden nur noch in zwei Kiesgruben 2022:3 bei Oberdaching angetroffen 21 und 14 Adulte, wobei in beiden Fällen die Reproduktion erfolgreich war. Insgesamt hat sich die Situation der Kreuzkröte in den letzten zwei Jahren weiter stark verschlechtert. Die wichtigste Artenhilfsmaßnahme für die beiden Krötenarten stellt die Schaffung geeigneter Laichhabitate jährlich oder alle zwei Jahre dar, da sie zur Fortpflanzung auf neu entstandene oder periodisch austrocknende, vegetationsarme Gewässer angewiesen sind. Gelbbauchunken wurden in 37 Habitaten gefunden. Wie bisher, dominierten 2023 kleinere Vorkommen. Nur in sieben Fällen 19% wurden jeweils mehr als 30 mindestens einjährige Unken also Adulte und Subadulte gesehen. Der Anteil von Kleinstbeständen der Unke 10 Adulte + Subadulte beträgt 51% und ist somit gegenüber den Vorjahren angestiegen. Die größten Bestände wurden in der Kiesgrube Oberschellhart 2 Fläche 34 108 Unken sowie auf der Fläche der Fa. Paul bei Mettenhausen festgestellt Fläche 17 100 Unken. Die Optimierung von Gelbbauchunken-Habitaten in Abbaustellen aber auch auf und entlang von Forst- und Feldwegen ist dringend erforderlich. Ziel muss es sein, größere und stabilere Vorkommen aufzubauen, die auch mehrere Jahre mit schlechten Reproduktionsbedingungen überstehen. Dazu wäre jedoch eine umfangreiche Initiierung von Maßnahmen nötig. 2023 wurden zu 30 Untersuchungsflächen mit aktuellen oder potenziellen Vorkommen der drei Zielarten Beratungsgespräche mit den verantwortlichen Personen geführt. Auf 18 Flächen gelang es, konkrete Pflege- und/oder Verbesserungsmaßnahmen also nicht nur die Duldung von Laichgewässern, sondern eine Optimierung oder Neuanlage, in einigen Fällen auch die Befüllung austrocknender Laichgewässer für die Zielarten zu veranlassen oder selbst durchzuführen. In Zukunft sollte insbesondere bei sehr kleinen und isolierten Populationen, bei denen das Aussterberisiko besonders hoch ist, verstärkt erwogen werden, durch neu zu schaffende, ablassbare Gewässer das Erlöschen der Vorkommen zu verhindern und eine Steigerung der Bestandsgröße zu erreichen. Zur Fortführung des Artenhilfsprogramms wurde eine Liste prioritärer Maßnahmen erstellt. Um die Grundstücksbesitzer noch stärker in die Artenhilfsmaßnahmen einzubinden, wäre es wünschenswert, sie jedes Jahr anzuschreiben und über die Situation der Zielarten zu informieren. Der Aufbau eines Netzes lokaler Unterstützer, die sich um besonders gefährdete Vorkommen kümmern, wurde begonnen und soll in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden und der Naturschutzbehörde fortgeführt werden.

Erstellt am: 12.09.2024

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