Neusorg: Kanalsanierung aus Gebühren oder Beiträgen finanzieren?
Einige Kanalabschnitte der Gemeinde Neusorg überschreiten nun bereits das Alter von 50 Jahren. Also hat man die Kanäle mit einer Roboterkamera genau überprüft und einen Sanierungsplan für die schadhaften Abschnitte entwickelt, der in den nächsten Jahren Straßenzug für Straßenzug umgesetzt wird.
In der Gemeinde Neusorg widmet man sich seit einigen Jahren verstärkt der Sanierung des 40 km langen öffentlichen Kanalnetzes, mit dem das Abwasser der rund 1.800 Einwohner zur Kläranlage abgeleitet wird. Errichtet großteils in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, besteht dieses System überwiegend aus unterirdisch verlegten Betonrohren.
Vor 5 bis 6 Jahren hat die Verwaltung der Gemeinde mit der Sanierungsplanung für die Kanäle begonnen. Im ersten Schritt hat man dafür alle Papierpläne mit Angaben zur Lage der Kanäle elektronisch in einem GIS-System (Geoinformationssystem) erfasst. Die genaue Lage der Kanäle musste dazu oft vor Ort bei den Schächten nachvermessen werden. Vor Jahrzehnten hatten die ausführenden Baufirmen nämlich die Streckenverläufe nicht genau genug auf den Plänen vermerkt. Heute ist das gesamte Netz mit präzisen Lagedaten im GIS erfasst. Auskünfte zum Netz, der laufende Betrieb und auch die Schadenssuche werden dadurch um vieles erleichtert.
Kanäle mit der Roboterkamera untersuchen
Zusätzlich hat man über die Jahre hinweg alle öffentlichen Kanäle mit einer Roboterkamera befahren, die Videos anschließend gesichtet und alle Kanalabschnitte nach 5 Schadensklassen eingeteilt. Schadensklasse 1 steht in dieser Skala für schwere, Klasse 2 für erhebliche Mängel. 5 km Kanal fallen in Neusorg in diese beiden Klassen. Das Ergebnis wurde dem Gemeinderat vorgestellt und die nötigen Sanierungsmaßnahmen hat man nun in einem Investitionspaket zusammengefasst: bis 2026 will man die besagten 5 km vollständig sanieren und dafür insgesamt 3,5 Millionen Euro investieren.
Noch in diesem Jahr sollen die ersten drei Straßenzüge fertiggestellt werden, auch mit finanzieller Unterstützung durch die sog. Härtefallförderung des Freistaats Bayern. Im Sanierungsplan hat man die geplanten Straßenzüge auf die kommenden Jahre aufgeteilt, wobei man sichergestellt hat, dass sich nicht in einzelnen Ortsteilen Baustellen häufen. Stets wird auch geprüft, ob nicht auch der Straßenbelag oder Trinkwasserleitungen im Zuge einer umfassenden Baustelle saniert werden können.
Kanalsanierung von innen statt Aufgraben

Betreffen Schäden nur kürzere Abschnitte, so wird der Boden in der Regel erst gar nicht aufgegraben, sondern das Rohr von innen saniert. Risse und Brüche im Kanal können auf diese Weise einfach behoben werden: man zieht einen harzgetränkten Schlauch (genannt Inliner oder Partliner) in den schadhaften Kanal ein und bringt diesen mittels Druck am alten Rohr an. Dort härtet der Liner nach wenigen Stunden aus und wird zum neuen Rohr im alten Rohr. Oder man drückt von innen eine Art Manschette auf eine undichte Stelle und macht den Kanal auf diese Weise wieder dicht.
Die Art der Finanzierung wird in Neusorg noch diskutiert. Bislang ist nicht entschieden, ob diese aus den Gebühren aller Bürger oder aus Beiträgen aller am Kanal angeschlossenen Grundstückseigentümern im Satzungsgebiet Neusorg erfolgen soll.
Das Investitionspaket über 3,5 Millionen Euro bis 2026 ist für eine Gemeinde unserer Größe durchaus ambitioniert.
Achim Scherm, Gemeinde Neusorg
Neusorg
- System: Abwasser
- Regierungsbezirk: Oberpfalz'
- Landkreis: Tirschenreuth
- Länge des öffentlichen Abwassernetzes: 40 km
- Anzahl der angeschlossenen Einwohner: 1.800