PRESSEMITTEILUNG

"Bayerns schönste Geotope": Nr. 68 / Mittwoch, 19. September 2007

Hirschau-Schnaittenbach: "Geo-Gütesiegel" für das "weiße Gold der Oberpfalz"

LfU-Präsident Göttle bei Festakt: "Kaolingruben" ab sofort in Bayerns Bestenliste der 100 schönsten Geotope

Quelle: LfU
(Hirschau) +++ Zum "Tag des Geotops" 2007 hat das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) heute die Kaolingruben bei Hirschau-Schnaittenbach in der Oberpfalz mit dem Gütesiegel "Bayerns Schönste Geotope" ausgezeichnet. "Die stahlend weißen Kaolinvorkommen sind natürliche Archive und Labore, die uns helfen, durch die Kenntnis der Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen und zukünftige Ereignisse besser einzuordnen", erklärte LfU-Präsident Albert Göttle. Diese Geotope sind nicht nur Dokumente für eine besondere geologische Entwicklung vor Millionen Jahren, sie vermitteln heute auch einmalige Einblicke in die Bergbaugeschichte dieser Gegend. "Nun gehören die Kaolingruben offiziell zu den 100 bedeutendsten geologischen Naturwundern Bayerns", erläuterte Göttle beim Festakt in Hirschau. Mit diesem Geotop hat das LfU nach dem Burgberg Falkenstein, dem Basaltkegel Parkstein, dem Pingartener "Porphyr" bei Erzhäuser, dem Kreuzberg Pleystein, dem Schutzfelsen an der Donau bei Pentling, dem Großen Osser und dem Serpentinit-Härtling Föhrenbühl bei Erbendorf damit zum achten Mal ein oberpfälzer Geotop mit dem begehrten Prädikat ausgezeichnet. +++

Riesige Tagebauflächen, überragt von einem weißen Berg, prägen die Landschaft südlich von Hirschau und Schnaittenbach. Dort wird seit fast 180 Jahren Kaolin abgebaut, zunächst im Tiefbau, ab 1883 dann im Tagebaubetrieb. Das Material war früher wichtiger Rohstoff für die Porzellanherstellung, heute findet es vorwiegend Verwendung in der Papier- und Keramikindustrie, zur Glasfaserherstellung und als Füll- und Pigmentstoff. Große Mengen nicht verwerteter Quarzsand wurden seit langem zum berühmten "Monte Kaolino" aufgeschüttet, der als Freizeitgelände weit über die Region hinaus bekannt ist.

Ein Gremium von Fachleuten des LfU – der obersten Fachbehörde für Geologie, Natur, Wasser und Umwelt - und der Umweltverwaltung wählt die Geotope aus, die in die Bestenliste aufgenommen werden. Für jeden Geotop bieten Internet-Informationen und Faltblätter in den Fremdenverkehrsämtern umfassende Erläuterungen. Hinweisschilder an den Wanderwegen leiten die Besucher zu den Naturschätzen und den dortigen Informationstafeln.

Geotope werden im Freistaat seit 1985 systematisch erfasst. Bisher wurden rund 2.800 vom Geologischen Landesamt (jetzt: Bayerisches Landesamt für Umwelt) detailliert beschrieben und in den GEOTOPKATASTER BAYERN aufgenommen. Weitere Informationen hierzu unter: www.geotope.bayern.de.

Info-Kasten zur Entstehung der Kaolingruben

  • Zur Zeit des Buntsandsteins vor 250 bis 243 Millionen Jahren reichte das riesige Germanische Becken über hunderte Kilometer von Nordwesten her bis in den Bereich von Hirschau-Schnaittenbach. Südlich und östlich davon lag ein Hochgebiet mit Graniten und Gneisen. Flüsse verfrachteten die Verwitterungsprodukte dieser kristallinen Gesteine in das angrenzende Becken. Die robusten Quarzkörner überstanden den weiten Weg in die zentralen Beckenbereiche gut, weshalb man dort vor allem eintönige Sandsteine findet. Weichere Minerale wie die Feldspäte blieben eher am Beckenrand erhalten.
  • Die Kaolin-Lagerstätte befindet sich im feldspatreichen Mittleren Buntsandstein, der hier eine Mächtigkeit von maximal 75 Metern erreicht und flach nach Norden einfällt. An der Oberfläche ist er in einem sechs Kilometer langen, aber nur einem Kilometer breiten Streifen aufgeschlossen. In diesem Bereich befinden sich die Tagebauflächen, die das gesamte Gebiet südlich von Schnaittenbach im Osten bis Hirschau im Westen einnehmen.
  • Durch die "Kaolinisierung", eine chemische Verwitterung der Feldspatmineralien in saurem Milieu, entstanden die Kaolinminerale. Man hat Hinweise darauf, dass dieser chemische Prozess bereits während oder kurz nach der Ablagerung der Feldspäte einsetzte. Auch der ursprünglich rote Buntsandstein wurde in diesem Gebiet im Verlauf dieses Vorganges gebleicht.
  • Bereits im 6. Jahrhundert war Kaolin in China ein begehrter Rohstoff zur Herstellung von hochwertigem Porzellan. Von dort, aus dem Ort Gaoling (= weißer Hügel) in der Provinz Jiangxi, stammt der für dieses Mineralgemenge verwendete Begriff "Kaolin".

Redaktionelle Hinweise:
Weitere Informationen zu den Kaolingruben im Internet unter www.lfu.bayern.de/geologie/fachinformationen/geotope_schoensten/index.php

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