PRESSEMITTEILUNG

Geologie: Nr. 37 / Mittwoch, 29. August 2012

"Pompeji" im Frankenwald: Vulkanausbruch konserviert einzigartige 500 Millionen Jahre alte Fossilien

"Meerestiere in Deutschland noch unbekannt – lebten damals im Meer vor den Küsten Ur-Afrikas"

Unbekannter Dreilapperkrebs (Trilobit) aus der Triebenreuth-Formation.
Hinweis: Weiße Linie: 1 Millimeter Unbekannter Dreilapperkrebs (Trilobit) aus der Triebenreuth-Formation. Hinweis: Weiße Linie: 1 Millimeter (Quelle: LfU)
+++ Mit der jetzt vorliegenden Altersdatierung ist es amtlich: Vor rund 500 Millionen Jahren brach bei Triebenreuth im Frankenwald ein Vulkan aus und konservierte eine in Deutschland einzigartige Meeresfauna. Dies erklärte Roland Eichhorn, Leiter Geologischer Dienst im Landesamt für Umwelt (LfU) nach Erhalt der präzisen Altersdaten vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Eichhorn: "Es ist ein wenig mit Pompeji vergleichbar. Einer Naturkatastrophe verdanken wir Einblicke in eine längst vergangene Zeit. Die Kieselsäure in der Vulkanasche hat sterbliche Überreste von zahlreichen Meeresbewohnern in Form von verkieselten Kalkknollen bis heute erhalten." Ein LfU-Paläontologe und Spezialist für Fossilien aus dieser Zeit, dem so genannten Mittleren Kambrium, untersucht die Versteinerungen derzeit näher. So viel steht schon fest: Die Versteinerungen aus diesen Triebenreuther Gesteinen sind bisher in Deutschland einzigartig. Erhalten sind unter anderem Trilobiten (Dreilapperkrebse), Brachiopoden (Armfüßer), Hyolithen (Zungensteine) und Schwämme – alles Lebewesen, die im flachen Meer lebten. +++

Mit der so genannten Uran-Blei-Methode wurde das im Vulkangestein enthaltene Mineral Zirkon datiert. Zirkon enthält in winzigen Spuren das radioaktive Element Uran, das über Jahrmillionen in Blei zerfällt. Dieser Zerfall nach festen physikalischen Parametern ermöglicht Experten, den genauen Zeitpunkt des Vulkanausbruchs zu bestimmen. Bei der heutigen Ortschaft Triebenreuth brach der Vulkan vor 503,27 +/- 0,64 Millionen Jahren aus.

"Vor 500 Millionen Jahren war die Frankenwald-Region wahrscheinlich ein größeres Flachwassergebiet vor der Küste Ur-Afrikas, dem Gondwanaland. Die sterblichen Überreste der Meeresbewohner sanken auf den Meeresboden. Dass sie dort versteinerten und bis heute überdauerten, lag an der Kieselsäure, die der Vulkanausbruch lieferte. Diese Versteinerung war ein außergewöhnlicher Glücksfall. Dass es zu der Zeit in Mitteleuropa überhaupt aktive Vulkane gab, war bisher vollkommen unbekannt", so Eichhorn.

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