Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal der Sperbergrasmücke erstreckt sich vom Osten Skandinaviens über Mittel- und Osteuropa und dem östlichen Mittelmeerraum bis Zentralasien.

Im unterfränkischen Lkr. Rhön-Grabfeld wurde 1990 ein singendes Männchen als möglicherweise brütend eingestuft. Brutvorkommen der Sperbergrasmücke sind bayernweit derzeit nur aus Truppenübungsplätzen der Oberpfalz bekannt (Weixler et al. 2016). Einzelvorkommen könnten übersehen worden sein, doch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Die bayerischen Vorkommen der Art bilden die westliche Arealgrenze im südlichen Mitteleuropa. Nicht systematische Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel in Bayern ergaben im Jahr 2015 einen Brutbestand von 0-1 (Weixler et al. 2016).

Brutbestand: 8-35 Brutpaare (2014)

Kurzfristiger Bestandstrend: Rückgang um > 50 %

Fundortkarte

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5631 Meeder
5929 Haßfurt
6427 Uffenheim
6735 Deining
7428 Dillingen a.d.Donau West
7527 Günzburg
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Die Sperbergrasmücke bewohnt warme, trockene Standorte, die reich mit dichten, dornigen Hecken (Nistplatz) sowie Gebüschen und Einzelbäumen bestückt sind. Extensiv schafbeweidete Trocken- und Halbtrockenrasen, die an die Ränder von Mittelwäldern angrenzen, bildeten in Franken den bevorzugten Lebensraum. Früher besiedelte die Art häufiger auch die Flusstäler von Main, Donau und deren Nebenflüssen, wobei sowohl die Uferhänge, als auch die Niederungen und sonnige, trockene Auenstandorte genutzt wurden.

Phänologie

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: Langstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet meist im Mai, Wegzug ab Juli

Brut: Freibrüter, Nest bodennah in dornigen Sträuchern

Brutzeit: Mitte Mai bis Anfang Juli

Tagesperiodik: tagaktiv

Zug: nachts


Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Bestand der Sperbergrasmücke ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste der wandernden Vogelarten wird die Art auf der Vorwarnliste geführt.

Kleine, mehr oder minder isolierte Grenzvorkommen am Arealrand unterliegen grundsätzlich und langfristig dem Risiko des Erlöschens, besonders, wenn Verschlechterungen der Lebensbedingungen eintreten.

Der Rückgang der Wanderschäferei hat vielerorts zur Verbuschung der Huteflächen geführt, was der Sperbergrasmücke zunächst entgegen kam. Zu starker Aufwuchs behindert jedoch die Schäferei, was wiederum aufwändige Entbuschungsmaßnahmen erfordert. Diese können für die Sperbergrasmücke von Schaden sein, wenn sie nicht schonend und unter Rücksichtnahme auf ihre Lebensraumansprüche durchgeführt werden. Oftmals werden die nicht mehr benötigten Weideflächen der natürlichen Sukzession überlassen oder aufgeforstet und können somit von der Sperbergrasmücke mittelfristig nicht mehr genutzt werden.

Die Intensivierung der Landwirtschaft (Biozideinsatz) trägt zum Lebensraumverlust bei.

Grundsätzlich ist die Stabilität und mögliche Neugründung von Brutvorkommen aber auch von der Dynamik der Bestände in den zusammenhängend besiedelten östlich anschließenden Arealteilen (Tschechien, östliches Österreich) abhängig und bei einem Langstreckenzieher auch von Lebensraumveränderungen und unmittelbaren Bedrohungen im Zugraum und Winterquartier.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhalt und Entwicklung gebüschreicher, sonniger Böschungen, v. a. dornbuschreiche Dickichte in extensiv genutzten Wiesen-, Brach- und Moorflächen, Erhalt von Trocken- und Magerrasen

Sonstige Hinweise

  • Alle Meldungen müssen durch die Bayerische Avifaunistische Kommission bestätigt werden.

Ergänzende Informationen

Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.

Weiterführende Literatur:

Verein für Feldornithologie in Bayern (2017): Seltenheiten (BAK). - www.otus-bayern.de/seltenheiten.php (Abruf am 15. Dezember 2017)