Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Umwelt-Planungsbüro Alexander Scholz
2020

Bestandserfassung des Kiebitzes (Vanellus vanellus) im Jahr 2020 zur Ermittlung des Bruterfolges in Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Nutzung auf einer Teilfläche des Unterwattenbacher Mooses

uveröff. Gutachten
Landkreise: Landshut
Artengruppe:
Vögel
Stichwörter:
Kiebitz, Erfassung, Bruterfolg, Mais, Isartal
Landkreis(e):
Landshut
Auftraggeber:
Landschaftspflegeverband Landshut e. V.

Zusammenfassung

Bereits seit dem Jahr 2014 wird ein Kiebitz-Schwerpunktvorkommen in der intensiv landwirtschaftlich genutzten Feldflur im Isartal östlich von Essenbach im Landkreis Landshut, im Rahmen eines Bestands-Monitorings kartiert. Das Hauptziel dieses Kiebitz-Monitoring ist die jährliche Ermittlung der Brutpaarzahlen, des Bruterfolges in Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Nutzung sowie die Darstellung der Habitatpräferenzen der Art im Gebiet. Da bislang nur wenige Erkenntnisse über die Faktoren vorliegen, welche für den Bruterfolg des Kiebitzes auf Ackerflächen ausschlaggebend sind, sollten ursprünglich durch die Ergebnisse der Untersuchungen Maßnahmen abgeleitet und fortgeführt werden, die im normalen Produktionsablauf der Bewirtschaftung der Ackerflächen greifen können, um den Kiebitzen einen Schlupferfolg zu ermöglichen und auch den Küken bis zum Erreichen der Flugfähigkeit möglichst lange, ausreichenden Schutz zu bieten. Ab dem Jahr 2017 wurden im Gebiet zudem unentgeltliche sowie finanziell geförderte Schutzmaßnahmen in Zusammenarbeit mit den Flächenbewirtschaftern umgesetzt. In dem rund 246 ha großen Untersuchungsgebiet wurden im Jahr 2020 insgesamt 38 Brutpaare des Kiebitzes ermittelt. Es wurden 15 Kartiertermine durchgeführt. Mit 20 flüggen Jungvögeln wurde der bislang zweithöchste Bruterfolg der Jahre 2017 und 2018 eingestellt. Im Vorjahr 2019 lag der Bruterfolg zum Vergleich bei 34 Flüggen. Mit 0,53 Jungvögeln/BP konnte die im Jahr 2019 ermittelte, notwendige Nachwuchsrate von 0,8 Jungvögeln/BP, die zum Bestandserhalt der Population erforderlich ist (BAUER et al. 2005), im Jahr 2020 nicht erreicht werden. Schwerpunktmäßig wurden im Jahr 2020 brütende Kiebitze in Abhängigkeit von der Witterung und den dazu in Zusammenhang stehenden Aktivitäten der Landwirte, mit Erstgelegen im Zeitraum Mitte März bis Mitte April und mit Ersatzgelegen ab Ende April bis Ende Mai dokumentiert. Die nachgewiesenen Jungvögel gingen im Jahr 2020 insofern überwiegend aus Ersatzgelegen hervor, obwohl umfangreiche Gelegeschutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Kiebitze nutzen im Gebiet bereits seit mehreren Jahren überwiegend Maisfelder als Neststandorte. Einzelne Bruten erfolgen auch in Wintergetreide oder auf Zuckerrübenäckern. Nutzbare Wiesenfläche, wie sie im Gebiet in Form von extensiv genutzten Ausgleichsflächen existieren, spielen im Untersuchungsgebiet mit nur ca. 3 % Flächenanteil zwar nach wie vor eine sehr geringe Rolle, allerdings besitzen diese Flächen neben einer Funktion als Neststandort für sieben Brutpaare im Jahr 2020 (wie 2018 und 2019), mittlerweile eine hohe Wertigkeit für die Nahrungssuche und zur Deckung, insbesondere für Jungvögel. Ohne Berücksichtigung der ab dem Jahr 2017 erstmals durchgeführten Gelegeschutzmaßnahmen hatten die Brutpaare die höchste Aussicht auf Bruterfolg auf Schlägen, die noch vor Ende März bis Anfang April erstmals bearbeitet wurden und auf denen der Mais spät (frühestens Anfang Mai) angebaut wurde. Voraussetzung hierfür war, dass in der Zeit dazwischen keine weiteren Bearbeitungsgänge stattfanden. Ohne das Ausstecken der Gelege ist allerdings nach wie vor von einer fast vollständigen Zerstörung der Erstgelege auf Maisflächen auszugehen. Im Rahmen der Umsetzung der Gelegeschutzmaßnahmen konnten im Jahr 2019 45 % und im Jahr 2020 39 % aller Gelege auf Acker (Erstgelege auf Maisäcker im Jahr 2020 ca. 85 %) durch das Ausstecken sowie durch die Umsetzung der vom Landkreis Landshut geförderten Schutzmaßnahmen „Schaffung von Kiebitzinseln“ und „Bewirtschaftungsfreie Zeit“, vor Bewirtschaftungsverlusten verschont werden. Die Prädationsrate lag im Jahr 2020 mit 46 % aller ausgesteckten Gelege um ca. 17 % höher als im Vorjahr 2019 und im Jahr 2020 wurden zehn Gelege weniger als im Vorjahr mit Schlupferfolg dokumentiert.

Erstellt am: 19.10.2020

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