Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. LBV
2023

Artenhilfsprogramm Kiesbrüter 2023–2024, Zwischenbericht 2023

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 53 Seiten, Augsburg
Landkreise: Bad Tölz-Wolfratshausen,Berchtesgadener Land,Dingolfing-Landau,Freising,Garmisch-Partenkirchen,Landshut,Mühldorf a.Inn,Oberallgäu,Ostallgäu,Regen,Rosenheim,Traunstein,Weilheim-Schongau
Artengruppe:
Vögel
Stichwörter:
Kiesbrüter, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Kiesbankstrukturen, Wildflussdynamik, anthropogene Störungen
Landkreis(e):
Bad Tölz-Wolfratshausen,Berchtesgadener Land,Dingolfing-Landau,Freising,Garmisch-Partenkirchen,Landshut,Mühldorf a.Inn,Oberallgäu,Ostallgäu,Regen,Rosenheim,Traunstein,Weilheim-Schongau
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Beide Kiesbrüterarten sind Zugvögel. Beim Flussuferläufer Actitis hypoleucos handelt es sich um eine seltene Brutvogelart. In Bayern ist er, gemäß Roter Liste Bayerisches Landesamt für Umwelt 2016, aktuell vom Aussterben bedroht. Der Flussregenpfeifer Charadrius dubius ist gemäß der Roten Liste Bayerisches Landesamt für Umwelt 2016 in Bayern als gefährdet eingestuft alpin gilt er als vom Aussterben bedroht. Im Brutgebiet beeinflussen Witterungsbedingungen und vor allem Hochwässer entlang der Flüsse die Kiesbankstrukturen im Brutgebiet. Wo Wildflussdynamik wirkt, entstehen und vergehen diese Strukturen. Dies hat neben Prädation und anthropogenen Störungen Einfluss auf die Bruten der Kiesbankbrüter. Nach der Vorbereitung des Artenhilfsprogramms AHP Kiesbrüter in den Jahren 2021 und 2022 kann auf ein etabliertes Monitoring zurückgegriffen werden. Als Schutzmaßname wurde ein konkreter, mit Schildern gekennzeichneter Schutzbereich an den Gelegestandorten eingerichtet. In der Regel sind die betroffenen Brutreviere auf den Kiesbänken mit einer gesetzlichen Grundlage unter Schutz gestellt, die von einer Allgemeinverfügung bis zur Einzelanordnung reichen kann, und so können befugte Personen – Ranger, Naturschutzwächter und die untere Naturschutzbehörde – den Schutz dort auch von Amts wegen vollziehen. Schwerpunktgebiete des AHP liegen an der Iller mit deren Zuflüsse Ostrach, Trettach, Stillach und Breitach, am Lech und Halblech, an der Ammer, an der Loisach, an der Isar im Bereich Sylvenstein bis München und der Tiroler Achen. Am Main scheint der Flussuferläufer verschwunden zu sein, an der Donau und der mittleren und unteren Isar könnte es in Bälde zu Neuansiedelungen kommen, da hier durch Renaturierung besiedelbare Bereiche entstehen. Auch dies wird im AHP im Auge behalten. Vergleicht man das Monitoring des Flussuferläufers im Jahr 2023 mit dem gleichlaufenden Monitoring 2021, so zeigen sich nahezu gleiche Bestandszahlen für Bayern. Aktuell werden 92 bis 103 Brutpaare für Bayern angenommen. Das ist eine starke Abnahme im Vergleich zu früheren bayernweiten Bestandserfassungen Rödl et al. 2012, zumindest scheinen die Zahlen aber aktuell stabil zu sein. Bezogen auf die Schätzungen der Brutpaarzahlen des Flussregenpfeifers in Bayern mit einem Minimalwert von 950 Brutpaaren Bezzel et al. 2005, Rödl et al. 2012 spielt die Anzahl der Brutpaare, die an Flüssen festgestellt wurde, für den bayerischen Bestand eine untergeordnete Rolle. Es ist aber weiterhin unerlässlich, den Flussregenpfeifer bei strukturellen Verbesserungen und Schutzmaßnahmen in Flussabschnitten mit Bruten von Flussuferläufern zu berücksichtigen. Im Jahr 2023 wurden im Rahmen des Monitorings 42 Brutpaare des Flussregenpfeifers festgestellt. Das Artenhilfsprogramm hat mit seiner Koordinationsleistung bereits das Ergebnis erzielt, dass an Brutplätzen, die mit Schildern geschützt waren, anteilsmäßig mehr Jungvögel schlüpften als an unbetreuten Fließgewässerabschnitten. Zudem erreichten mehr Jungvögel das flugfähige Alter, wenn diese in geschützten Brutrevieren großgezogen wurden. Für das Projektjahr 2024 wurde festgelegt, dass der Bruterfolg der Arten nicht mehr über das Ausfliegen der Jungvögel gemessen wird, sondern über den Schlupfnachweis. Arbeitszeit soll vornehmlich im Anlernen und Einweisen von neuen, regionalen Kiesbankrangern und Gebietsbetreuern gesteckt werden. Gleichzeitig sollen die Gespräche mit den Wasserwirtschaftsämtern und anderen betroffenen Behörden weiter ausgeweitet und die regionale Öffentlichkeitsarbeit noch intensiviert werden. Das Themenfeld „Prädation“ wurde 2023 zum ersten Mal bearbeitet. Potenzielle Prädatoren verschiedenster Gruppen traten in geringer Zahl bei Zufallsbeobachtungen im Rahmen des Monitorings sowie bei Dauerbeobachtungen im Zusammenhang mit den Strukturmaßnahmen zu Tage. Die Daten lassen aktuell noch keine Aussagen zu, ob Prädation einen nennenswerten Einfluss auf die Bestandsentwicklung hat.

Erstellt am: 11.03.2024

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