Tonboden (Pelosol) am Kappelbuck bei Beyerberg - Bayerns Boden des Jahres 2022

Bayerns Boden des Jahres 2022 ist der Tonboden (Pelosol) am Kappelbuck bei Beyerberg nahe Ehingen im Landkreis Ansbach.

Was ist Ton?

Ton besteht aus feinsten plattigen Tonmineralen mit einem Durchmesser von unter 2 Mikrometer (0,002 Millimeter). Er quillt bei zunehmendem Wassergehalt auf, wird formbar, schmierig und glänzend. Trocknet er hingegen aus wird er hart, spröde und rissig.

Schwarzer ausgetrockneter Ton mit Schrumpfungsrissen. Ton trocken, rissig und spröde

Aus Ton können auch Töpferwaren und Keramik hergestellt werden, wenn er gebrannt wird.

Außerdem dient er als Baumaterial und Zuschlagstoff in der Industrie. In der Medizin wird er auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt.

Der Pelosol - Vorkommen und Entstehung

Pelosole bilden sich über Mergel- und Tongesteinen. Diese kommen in Bayern unter anderem im Schichtstufenland, in der Molasse (Tertiärhügelland) und auf tonig verwitterten Vulkangestein (Rhön) vor. Aber auch im Riesbecken auf tertiären Tonen sind diese zu finden.

Ausgangsgestein für den Pelosol am Kappelbuck sind die ziegelroten Feuerletten, welche zur Trossingen-Formation gehören und vor etwa 210 Millionen Jahren abgelagert wurden. Die "feurigen" Letten verleihen dem daraus entstandenem Tonboden seine rotbraune Farbe.

Profilbeschreibung

  • 0 bis 15 cm, Ah-Horizont;
    humoser schluffig-toniger Oberboden mit deutlicher Humusakkumulation unter extensiver Grünlandnutzung,
  • 15 bis 50 cm, Bv-P-Horizont;
    verbraunter Pelosolhorizont, Tonhorizont mit Polyedergefüge infolge intensiver Quellungs- und Schrumpfungsdynamik, im Jahresverlauf teilweise Trockenrisse; entstanden aus umgelagerter Feuerlettenverwitterung (als Fließerde und infolge von Hangrutsch), noch beeinflusst durch hangaufwärts anstehenden gelblichen Angulatensandstein,
  • 50 bis 75 cm, P-Horizont;
    Pelosolhorizont; ziegelroter Tonhorizont mit ausgeprägtem Polyedergefüge infolge intensiver Quellungs- und Schrumpfungsdynamik, im Jahresverlauf teilweise Trockenrisse; entstanden aus in situ Feuerlettenverwitterung mit deutlich erkennbaren glänzenden Scherflächen, sogenannten Slickensides auf den Aggregatoberflächen,
  • 75 bis 90 cm, elCv-Horizont;
    Untergrundhorizont; anstehender violettroter Feuerlettenton, angewittert, ohne Gefügebildung, carbonathaltig, mit Kalkknollen.

Eigenschaften und Nutzung

Der Tonboden – bodenkundlich Pelosol (von griechisch pélos "Ton") verdankt seinen Namen dem hohen Gehalt an Tonmineralen. Er ist sehr nährstoffreich und hält Schadstoffe aus dem Sickerwasser zurück, was ihn für den Grundwasserschutz besonders wertvoll macht. Charakteristisch ist auch die intensive Quellungs- und Schrumpfungsdynamik und die Bildung tiefer Schrumpfrisse.

Im feuchten Zustand quillt der Boden auf und wird zu einer plastischen Masse. Im trockenen Zustand schrumpfen die Tone, es bilden sich tiefe Schrumpfungsrisse, die von der Geländeoberfläche oft bis in 1 Meter Tiefe reichen. Es entstehen kantige Gefügeaggregate, sogenannte Polyeder und Prismen und an den Aggregatoberflächen glänzende Scherflächen, sogenannte Slickensides.

Ausgetrockneter Ton mit deutlichen Schrumpfungsrissen, die den Boden wie Adern durchziehen. Ton im trockenen Zustand (Schrumpfungsrisse)

In den Schrumpfungsrissen kann humoses und anderes Bodenmaterial nach unten rieseln und anschließend durch das Quellen und Schrumpfen durchgemischt werden. Ein Prozess der als Peloturbation bezeichnet wird und oft für tiefreichend humose Böden sorgt.

Sickert Regenwasser durch einen Pelosol, hält er die schädlichen Stoffe fest und sorgt so für sauberes Trinkwasser. Leider hält er auch die Pflanzennährstoffe fest. Die Wurzeln von Nutzpflanzen tun sich schwer, Nährstoffe zum Wachsen aus ihm herauszusaugen. Pelosole sind bei den Landwirten wenig beliebt. Sie sind schlecht für den Ackerbau geeignet, da sie nur über eine kurze Zeitspanne bearbeitet werden können – dann, wenn sie gerade nicht zu nass und nicht zu trocken sind. Sie werden deshalb auch als Minutenböden bezeichnet. Meist sind Pelosol-Standorte deshalb von Streuobstwiesen oder Wald geprägt.

Kiefern. Kiefer-Laubmischwald

NaturErlebnis Kappelbuck

Das Gelände des "NaturErlebnis Kappelbuck" ist Bestandteil der Fränkischen Moststraße und des Netzwerks Grüne Klassenzimmer in der Region Hesselberg. Es wurde mittels EU-Förderung durch die Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg, die Gemeinde Ehingen und den Landschaftspflegeverband Mittelfranken angelegt. Auf der ausgedehnten Streuobstwiese mit etwa 400 Obstbäumen bietet das NaturErlebnis Kappelbuck ein genussvolles und lehrreiches Programm. Das weitläufige Gelände mit etwa 27 Hektar Fläche ist dank extensiver Schafbeweidung und einem großen Insektenhotel Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Kleinlebewesen.

Streuobstwiese mit einem großen überdachten Insektenhotel aus Hölzern, Lochsteinen und Tontöpfen. Streuobstwiese mit Insektenhotel
Schafherde auf einer Streuobstwiese. Schafbeweidung der Streuobstwiesen

Auf dem NaturErlebnis-Gelände Kappelbuck kann man den Pelosol wortwörtlich hautnah erleben. Der 2006 gegründete Verein "GenussErlebnis Kappelbuck e.V." bietet dort ein vielfältiges Programm für Jung und Alt. So werden beispielsweise homöopathische Kurse (nach Lehmpastor Felke) unter dem Motto "Kneipp macht müde Beine munter" durchgeführt. Dabei werden belebende Wickel mit Lehm angelegt und ein Ernährungs- und Entspannungsprogramm angeboten.

Mit den jungen Gästen werden unter anderem Lehmfiguren, wie zum Beispiel "Streuogeis", in oder an den Bäumen gebaut.

Vogel aus Lehm, Holz und Eicheln in einer Wiese. Lehmvogel im Nest

Anfahrt

In der Ortsmitte von Beyerberg, einem Ortsteil von Ehingen, biegen Sie an der Kirche Richtung Königshofen ab. Folgen Sie der Beschilderung "NaturErlebnis Kappelbuck". Am Ortsausgang von Beyerberg befindet sich der Kappelbuck sowie ein ausgeschilderter Parkplatz.

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