Messnetze

Mit dem Jahr 2007 wurde ein Großteil der bayerischen Messnetze auf die Erfordernisse der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) umgestellt. Alle Seen mit einer Oberfläche >0,5km2, soweit sie nicht unter Bergrecht fallen, müssen im Zuge der WRRL überwacht werden. Aktuell erfüllen dieses Kriterium 49 Gewässer (Stand 2019). Diese unterteilen sich in 31 natürliche Seen, 16 erheblich veränderte Wasserkörper (Wasserspeicher in Fließgewässersystemen) und 2 künstlichen Ursprungs (Restseen des Braunkohletagebaus). Hierfür wurden ein Referenzmessnetz, ein Überblicksmessnetz und ein operatives Messnetz eingeführt. Daneben werden weitere landesweite Messnetze zur Umsetzung weiterer rechtlicher und fachlicher Anforderungen fortgeführt. Anlassbezogene regionale Fragestellungen können an ausgewählten Messstellen in regionalen Messnetzen untersucht werden. Die unterschiedlichen Überwachungskategorien unterscheiden sich sowohl durch den Überwachungsturnus als auch die durchzuführenden Messprogramme. Die landesweiten Messnetze zur Überwachung der Seenqualität sind im Folgenden erläutert:

Referenzmessnetz

Ziel ist es, einerseits natürliche Veränderungen, andererseits vom Menschen verursachte Entwicklungen in der Gewässerqualität zu erfassen. Die Überwachung natürlicher Veränderungen wird an Referenzmessstellen vorgenommen, die in das Messenetz zur Überblicksüberwachung oder operativen Überwachung integriert sind. Die Referenzmessstellen können auch an kleineren Gewässern liegen – entscheidend ist hier das Kriterium Gewässerqualität: nur die besten Gewässer eines Gewässertyps sind als Referenzmessstelle geeignet.

Überblicksmessnetz

Bei der Überblicksüberwachung werden vor allem bedeutende Gewässer regelmäßig untersucht. Unter die Überwachungspflicht der WRRL fallen grundsätzlich alle Seen mit einer Wasseroberfläche von mehr als 0,5km2. In Bayern wurde für die Größe und Bedeutung der Wasserkörper für die Überblicksüberwachung eine Oberfläche von 4km2 bzw. 100 Mio. m3 Volumen festgelegt. Zusätzlich sind Seen der wichtigsten Gewässertypen vertreten. Außerdem zählen Gewässer dazu, die Staats- und Ländergrenzen überschreiten, wie der Bodensee.

Operatives Messnetz

In der operativen Überwachung werden primär Gewässer untersucht, die wegen verschiedener Beeinträchtigungen das Ziel, den guten Zustand, noch nicht erreicht haben. Gründe hierfür können sein: übermäßiger Nährstoffeintrag (Eutrophierung), Schadstoffeinleitung, strukturelle Veränderungen wie Gewässeraufstau oder -befestigung und weitere. Eine erste Auswahl zu untersuchender Gewässer erfolgte bei der Bestandsaufnahme nach WRRL im Jahr 2004. Die Untersuchung wird so lange fortgesetzt, bis auch an diesen Gewässern ein guter Zustand erreicht ist. Auch können weitere Gewässer in die Überwachung aufgenommen werden, zum Beispiel wenn Indizien darauf hinweisen, dass eine Verschlechterung eingetreten ist. Ziel der operativen Überwachung ist es, den Zustand von Seen aufgrund der Auswirkungen von Belastungen zu bestimmen. Wenn Seen aus diesem Messnetz den guten Zustand erreicht haben, werden sie weiterhin auf Grund des Verschlechterungsverbots - wenn auch seltener - untersucht, falls sie nicht im Referenzmessnetz sind.

Landesmessnetz Radioaktivität

An 20 Messstellen in Seen, Speichern und Teichen in Bayern werden radioaktive Stoffe nach dem Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) im Wasser, in Schwebstoffen, in Sedimenten und in Fischen untersucht.

Landesmessnetz Versauerung

Das Messnetz dient der Ermittlung des Versauerungszustandes in Gebieten, die durch sauren Regen belastet sind oder waren. Die langjährige Untersuchung ermöglicht eine Trendermittlung. Ergebnisse aus dem Messprogramm werden auch international gemeldet. Es finden sowohl biologische als auch chemisch-physikalische Untersuchungen statt.

Landesmessnetz Tagebauseen

Dieses Messnetz umfasst drei künstliche Seen mit einer Fläche >50ha. Sie sind aufgrund der ehemaligen Bergbautätigkeit in der Oberpfalz entstanden und unterliegen noch der Bergaufsicht und nicht der WRRL. Durch die geologischen Besonderheiten dieser Region und die Bergbauaktivitäten des Menschen zeigen diese Seen eine starke Versauerung, die zu einer Belastung des Gewässers mit Schwermetallen aus dem Untergrund führt und sich auf die Biozönose auswirkt.

Landesmessnetz Klimafolgen

An diesen Seen werden kontinuierlich und langfristig, mit Hilfe von Datenloggern, die Wassertemperatur und die Sauerstoffverhältnisse in wichtigen Tiefenschichten (Epilimnion, Hypolimnion, Metalimnion) gemessen. Die betroffenen Seen stellen einen Querschnitt über die in Bayern vorkommenden Seetypen, geographischen und geologischen Regionen sowie hydrologischen Verhältnissen dar. Das aktuelle Messnetz umfasst neben Messstellen im alpinen Bereich den Ammersee mit seiner Messboje und wird sukzessive durch für diese Fragestellung geeignete Seen ergänzt.

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