Grundwasser in Gefahr?

In Bayern wird das Trinkwasser zu einem Großteil aus Grundwasser gewonnen. Schon allein deshalb sollte das Grundwasser besonders geschützt werden. Aber ist es überhaupt gefährdet? Und falls ja, wie sehen solche Gefährdungen aus?

Ein Wasserfilter unter unseren Füßen: der Boden

Das Grundwasser ist durch die darüber liegenden Boden- und Gesteinsschichten eigentlich gut vor Verschmutzungen geschützt: Beim Versickern durch die feinen Poren des Untergrunds erfolgt eine mechanische Filterung des Wassers, die sich mit zunehmender Fließstrecke verstärkt. Auch Humus und Tonminerale können Schadstoffen binden. Außerdem leisten im Boden lebende Organismen einen Beitrag zur Filterwirkung, indem sie viele unliebsame und auch schädliche Stoffe abbauen. Eine üppige Deckschicht aus Boden- und Gesteinsschichten kann also Belastungen durch Verschmutzung vom Grundwasser fernhalten. Werden die Belastungen aber zu hoch, so dass die natürliche Schutzfunktion der Deckschicht nicht mehr ausreicht, können Verschmutzungen ins Grundwasser gelangen. Gleiches gilt, wenn die Deckschicht von Natur aus dünn ist oder durch menschliche Eingriffe reduziert wird. Wer also das Grundwasser schützen möchte, muss immer auch den Boden schützen!

Eine Gefahr für das Grundwasser: nachteilige oder schädliche Stoffeinträge

Grundwasser soll überall als Trinkwasser nutzbar bleiben und als Lebensraum intakt gehalten werden. Zu hohe Stoffeinträge können diese Ziele gefährden. Der Gesetzgeber spricht von nachteiligen oder gar schädlichen Veränderungen der Grundwasserbeschaffenheit. Treten derartige Verschmutzungen des Grundwassers örtlich begrenzt oder flächenhaft auf, bezeichnet man diese auch als Einträge aus Punktquellen bzw. aus diffusen Quellen.

Zeichnung einer kleinen Siedlung mit Rohstoffabbau und Landwirtschaft sowie Müllablagerungen im Umfeld. Überall wo Menschen leben und arbeiten können Schadstoffe in die Umwelt und damit auch ins Grundwasser gelangen – wie hier beispielsweise durch Rohstoffabbau, intensive Landwirtschaft oder Müllablagerungen

Flächenhafte bzw. diffuse Einträge

Diese können zum einen über die Luft oder den Regen in den Boden gelangen, man nennt dies atmosphärische Deposition. Die so eingetragenen Schadstoffe stammen aus Abgasen von Heizungen, der Industrie oder dem Verkehr sowie aus der Landwirtschaft (z.B. Ausgasungen von Wirtschaftsdünger). Zum anderen findet man diffuse Einträge dort, wo Stoffe direkt auf den Boden ausgebracht werden, wie zum Beispiel zu hohe Mengen von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln in der intensiven Landwirtschaft.

Punktuelle Schadstoffeinträge

Sie kommen zum Beispiel durch Lecks in Öl-, Treibstoff- oder sonstigen Tanks sowie Abwasserleitungen zustande. Aber auch Verunreinigungen durch Abfälle und wilde Müllablagerungen oder die Freisetzung von Schadstoffen bei einem Unfall zählen zu den Punktquellen.
Wie der Name schon sagt, sind diese Einträge örtlich, also punktuell eng eingegrenzt.

Medikamente

Auch Medikamente können problematisch werden: auf natürlichem Wege (Ausscheidungen) und durch achtloses Wegwerfen in die Toiletten besteht die Gefahr, dass sie in den Wasserkreislauf gelangen. In Kläranlagen können Medikamente bzw. deren Inhaltsstoffe nämlich meist nicht aus dem Wasser gefiltert werden. Mit dem geklärten Abwasser gelangen sie in den nächsten Fluss und können von dort in das Grundwasser infiltrieren.

Vielfältige Gefahren – vielfältiger Schutz

Gefährdung durch Stoffe aus der Luft, Gefährdung durch mangelnde Filterwirkung der Böden, Gefährdung durch Medikamente, Überdüngung oder Pflanzenschutzmittel – wenn wir uns die vielen potenziellen Gefahrenquellen für das Grundwasser vor Augen halten, wird klar, dass der Grundwasserschutz aus vielen Perspektiven betrachtet werden muss.

Damit Grundwasserschutz wirklich gelingt, müssen wir alle, also Industrie, Landwirtschaft, Bevölkerung und Behörden, gemeinsam anpacken.

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