Bestandsaufnahme

Nach einer Erhebung des Umweltbundesamtes von 1995 gibt es bundesweit 3.240 Verdachtsstandorte. In Bayern wurden die Standorte im Auftrag des Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen erhoben und in Bearbeitungsprioritäten eingeteilt. Dabei ergaben sich insgesamt 374 Verdachtsstandorte.
Für diese Standorte wurden zunächst historische Recherchen durchgeführt. Darauf aufbauend erfolgten an den 150 Standorten mit der höchsten Bearbeitungspriorität detaillierte Archivrecherchen und Luftbildauswertungen.

Historische Recherchen

Von vielen Standorten sind heute oft nur lückenhafte Angaben zur Nutzungsgeschichte bekannt. Deshalb müssen zunächst alle noch verfügbaren Informationen zusammengetragen und bewertet werden. Hierzu werden vor allem Akten aus regionalen und überregionalen Archiven gesichtet, historische Luftbilder ausgewertet und Zeitzeugen befragt. Die Ziele der historischen Recherche umfassen insbesondere:

  • die genaue Lokalisierung des Standortes
  • die Eingrenzung der potenziellen Schadensbereiche am Standort
  • die Rekonstruktion der Produktionsweise, Arbeitsabläufe, Infrastrukturen und Störfälle
  • die verwendeten Stoffe und Stoffmengen
  • die örtlichen Verhältnisse (zum Beispiel Hydrogeologie, Nutzung, Eigentümer).

Archivrecherchen

Die Recherche in Altakten ist die entscheidende Grundlage für eine Rekonstruktion der Nutzungsgeschichte von Rüstungsaltlastverdachtsflächen. Neben den Akten der örtlichen Behörden (zum Beispiel Wasserwirtschaftsamt, Gemeinde) können auch Unterlagen aus Bundes-, Landes- und Militärarchiven sowie ausländische Archive und Berichte der alliierten Streitkräfte zur Aufklärung beitragen.

Luftbildauswertungen

Durch die Auswertung historischer Luftbilder und den Vergleich mit Aufnahmen aus jüngerer Zeit können altlastenrelevante Objekte (zum Beispiel Vergrabungen, Bunker, Sprengplätze) erkannt und lokalisiert werden. Die Erkenntnisse aus den Luftbildauswertungen werden dann mit den Informationen aus den Archivrecherchen, den Zeitzeugenbefragungen und allen weiteren vorliegenden Informationen zu einem Verdachtsstandort zusammengetragen und bilden die Grundlage für die technische Erkundung.
In vielen Fällen kann durch diese Recherchen bereits der Altlastenverdacht für bestimmte Teilflächen und vereinzelt sogar für den gesamten Standort ausgeräumt werden. In Bayern konnte so die zu untersuchende Gesamtfläche (17.000 ha) an den 150 Standorten mit der höchsten Bearbeitungspriorität um ca. 9.000 ha reduziert werden.

Im Zuge dieser Archivrecherchen und Luftbildauswertungen wurden auch detaillierte Aufteilungen der Standorte in nutzungsspezifische Einzelverdachtsflächen vorgenommen.

Wie viele Rüstungsaltlasten gibt es in Bayern?

Aktuell (Datenstand 31.03.2023) sind im bayerischen Altlasten-, Bodenschutz- und Deponieinformationssystem (ABuDIS) 873 Altlasten- und Verdachtsflächen des Flächentyps "m" erfasst ("m" = militärische Altlasten / Rüstungsaltlasten).

Die Verteilung der der Altlasten- und Verdachtsflächen innerhalb Bayerns stellt sich wie folgt dar:

  • Oberbayern: 201
  • Niederbayern: 130
  • Oberpfalz: 164
  • Oberfranken: 44
  • Mittelfranken: 53
  • Unterfranken: 194
  • Schwaben: 87

Für diese Flächen werden im Rahmen der Amtsermittlung von den Wasserwirtschaftsämtern technische Erkundungen (Boden- und Grundwasseruntersuchungen) beauftragt und von Ingenieurbüros ausgeführt; Flächen in der höchsten Bearbeitungspriorität (A – kurzfristig) werden dabei vorrangig bearbeitet.

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