Gemeinsame PRESSEMITTEILUNG mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft

Landwirtschaft und Naturschutz: Nr. 66 / Montag, 06. Oktober 2008

Streuwiesentag in der Grasleitner Moorlandschaft: Neues Interesse für traditionsreiche Nutzung

Streuwiesenmahd bringt wertvolle Streu und erhält den Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste / Streuwiesentag des LfU-Projekts "Riedteufel" am 6.10. in der Grasleitner Moor- und Streuwiesenlandschaft

(Augsburg/ Freising-Weihenstephan) +++ In der Grasleitner Moorlandschaft im Landkreis Weilheim-Schongau trafen sich heute rund 75 Landwirte, um sich beim Streuwiesentag über eine althergebrachte, aber wieder aktuelle Nutzungsform zu informieren: die Nutzung von Streuwiesen-Mähgut als Einstreu im Stall. Über dieses große Interesse freut sich Albert Göttle, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU): "Die Landwirte leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Lebensräume bedrohter Tiere und Pflanzen", erläuterte er. Denn seit den 60er Jahren verschwanden die blumenreichen Streuwiesen immer mehr, da die Nutzung meist intensiviert oder aufgegeben wurde: Ohne die schonende, späte Mahd können jedoch schnellwachsende Gehölze den seltenen Pflanzen das Licht rauben. Dann verschwinden auch unscheinbare Arten wie der Riedteufel – ein Schmetterling, nach dem das Projekt "Riedteufel" zur Förderung der Streuwiesennutzung benannt ist. Auch das Interesse der Landwirte an der Streuwiesennutzung wächst, da derzeit neue Verwendungen für das Streuwiesen-Mähgut entstehen: zum Beispiel der Einsatz als Dämmmaterial, die Verbrennung zur Energiegewinnung oder die Vergasung in Biogasanlagen. Heute ist die Streuwiesennutzung wieder interessant, wirbt daher auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) für diese Nutzungsform. Für die Landwirte standen am Streuwiesentag praktisches Know-How und der Erfahrungsaustausch im Vordergrund: Es zeigt sich, dass hochwertige Streu für die Kälberhaltung geeignet ist, so Experten der LfL. Die Tiere fressen die schmackhaften und gesunden Kräuter aus der Streu sehr gerne – man holt sich quasi die Apotheke in den Stall. Im "Riedteufel"-Projekt investiert das LfU in vier Jahren knapp 90.000 Euro, um gemeinsam mit der LfL praxistaugliches Wissen zu erarbeiten und weiterzugeben. +++

Mit dem Projekt "Riedteufel" hat sich das LfU zur Aufgabe gemacht, die Streuwiesennutzung in den großen Mooren des Voralpenlandes gezielt zu fördern. Landwirte können die jährliche Bewirtschaftung der Streuwiesen im Rahmen des Erschwernisausgleichs durchführen, für die Wiederherstellung von Brachen gewährt der Freistaat Landschaftspflegemittel. Um vermehrt Landwirte für die Verwendung des Streuwiesen-Materials zu gewinnen, nutzt das LfU seit 2007 die Expertise der Arbeitsgemeinschaft der Öko-Erzeugerringe: Deren Fachleute sammeln praxistaugliches Know-How. Sie untersuchen die Eignung des Streuwiesen-Materials für verschiedene Stalltypen und Einstreusysteme. Mahd, Einbringung und Handhabung im Stall werden dabei ebenso unter die Lupe genommen wie die Qualität der Streu und ihre hygienischen Eigenschaften zum Beispiel im Kälberstall. Außerdem werden Biobauern gezielt beraten, die bis 2010 ihre Ställe umbauen müssen und vermehrt auf Einstreu zurückgreifen können. Im Rahmen des Projekts werden jährlich vier Streuwiesentage in verschiedenen Regionen des Voralpenlandes veranstaltet, die der Information und dem Erfahrungsaustausch von Landwirten dienen.

Faktenkasten Streuwiesen

  • Streuwiesen sind nährstoffarme, feuchte Wiesen, die traditionell nicht gedüngt und nur einmal spät im Jahr gemäht werden. Ihre gröberen Stängel werden nicht als Futter, sondern als Einstreu verwendet. Nur durch regelmäßig späte Nutzung bleibt die Artenzusammensetzung der Pflanzenbestände erhalten, die wiederum die Lebensgrundlage für hoch spezialisierte Tierarten bilden.
  • Südlich von Peißenberg, zwischen der Eyach und dem Zeilbach, breitet sich auf 30 Quadratkilometer die Grasleitner Moor- und Streuwiesenlandschaft aus. Inmitten der hügeligen Grundmoränenlandschaft, die nur von Fließgewässern und Wäldern unterbrochen wird, reihen sich intakte Moor- und Streuwiesenflächen aneinander: Feuchte und trockene, kalkreiche und kalkarme Standorte sind hier eng verzahnt.
  • Charakteristisch für die im Sommer blumenbunten und im Herbst leuchtend gelben bis orangeroten Streuwiesen sind die vielen hoch bedrohten Tagfalterarten wie der Riedteufel. Die Streuwiesen dienen ihnen als wichtige "Nektartankstellen".
  • Neun Prozent der Rote-Listen-Arten kommen auf pflegeabhängigen Niedermoorstandorten oder in Streuwiesen vor, zum Beispiel Torfmoose, Enziane und Orchideen. Für einige Streuwiesen-Arten trägt Bayern europäische oder sogar weltweite Verantwortung, zum Beispiel für Schlauch-Enzian, Sumpfgladiole und Schwarzblauen Ameisenbläuling.



Weitere Informationen:
Merkblatt "Streuwiesen nutzen – Artenvielfalt erhalten": http://www.lfu.bayern.de.
Informationen über Streuwiesenprojekte auf der Seite der Landschaftspflegeverbände: www.lpv.de

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