Ergebnisse Wildbienen in Dörfern - Teil 1

Insgesamt wurden auf den untersuchten Flächen 247 Wildbienenarten mit über 30.000 Individuen und über 1.200 verschiedene Pflanzenarten erfasst. Das sind über 52 Prozent der aktuell in Bayern nachgewiesenen Wildbienenarten. Besonders hervorzugeben sind dabei Funde von Arten, die in der bayerischen Roten Liste der Bienen als "vom Aussterben bedroht" eingestuft werden, wie zum Beispiel der Bärenklau-Sandbiene (Andrena rosae), der Rotfühler-Zwergsandbiene (Andrena nanula) oder der Habichtskraut-Glanzbiene (Dufourea minuta). Sehr erfreulich waren auch mehrfache Nachweise der Braunen Schuppensandbiene (Andrena curvungula), die in der aktuellen Roten Liste aufgrund eines deutlichen Rückgangs von "gefährdet" auf "stark gefährdet" hochgestuft werden musste. Bezogen auf die untersuchten Lebensraumtypen konnte die höchste Wildbienenvielfalt im Mittel in Bauerngärten nachgewiesen werden; gefolgt von Hausgärten, Friedhöfen, Brachflächen und Grünflächen. Die höchste Bienenvielfalt in einem einzigen der Lebensraumtypen konnte mit 38 Wildbienenarten dagegen in einem Hausgarten nachgewiesen werden.

Braune Schuppensandbiene auf einer Glockenblume. Die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) ist für die Versorgung ihrer Nachkommen auf Pollen von Glockenblumen angewiesen. Foto: Andreas Fleischmann

Weitere Ergebnisse im Überblick

  • Unter den untersuchten Lebensraumtypen wiesen Friedhöfe die höchste Blütendeckung und diversität auf, Brach- und Grünflächen die geringste. Haus- und Bauerngärten lagen dazwischen.
  • Bezüglich der Pflanzenvielfalt gab es in Hausgärten besonders große Schwankungen. Neben Gärten mit vielen Pflanzenarten, gab es auch zahlreiche mit nur wenigen Arten.
  • Die Vielfalt und Häufigkeit der Bestäuber war in der Regel dann besonders hoch, wenn die Flächen sowohl eine hohe Blütenvielfalt als auch eine hohe Blütendeckung aufwiesen.
  • Neben der Blütendeckung und Blütendiversität spielen aber auch andere Faktoren wie die Verfügbarkeit von Nistmöglichkeiten und von tatsächlich nutzbaren, wildbienenfreundlichen Pflanzen eine wichtige Rolle für die Bestäubervielfalt.
  • Die 10 Blütenpflanzen, die von allen Bestäubern am häufigsten besucht wurden, waren Lavendel (Lavendula), Klee (Trifolium), Flockenblumen (Centaurea), Husarenknopf (Sanvitalia), Pippau (Crepis), Dost (Origanum), Borretsch (Borago), Rosen (Rosa), Disteln (Cirsium) und Wegerich (Plantago).
  • Bei Wildbienen waren vor allem Pflanzenarten beliebt, die oft als "Unkräuter" gelten, wie Disteln, Pippau, Löwenzahn (Taraxacum) und Gänseblümchen (Bellis). Öfter von Wildbienen besucht, als nach ihrer Häufigkeit zu erwarten gewesen wäre, wurden Husarenkopf (Sanvitalia procumbens), Zauberschnee (Europhorbia hypericifolia), Glockenblumen (Campanula), Fetthennen (Sedum) und Goldruten (Solidago).
  • Die Diversität der Antagonisten (Nesträuber und Parasitoide) stieg mit der Diversität der Wirte.
  • Je dichter die Bebauung in einem Dorf war, desto geringer fiel die Bestäuberdiversität aus.
  • In größeren Dörfern konnten mehr Wildbienenarten nachgewiesen werden als in kleinen.
  • Je höher der Anteil der naturnahen Lebensräume in einem 3-km-Radius um das Dorf war, desto höher war auch die Wildbienenartenzahl
Blütenreicher Hausgarten mit vielen Gemüsepflanzen. Nicht alle im Projekt untersuchten Gärten waren so vielfältig und blütenreich. Es gab auch zahlreiche mit nur wenigen Pflanzenarten. Foto: Reimund Neumaier, Regierung von Niederbayern

Dörfer und ihre Rolle für Wildbienen

Dörfer sind bereits jetzt wichtige Rückzugsorte für Wildbienen und andere Bestäuber. Nichtsdestotrotz ist ihr Potenzial noch nicht vollständig ausgeschöpft. Folgende Maßnahmen können wirksam zum Schutz der Wildbienen beitragen:

  • Wo kein ökonomischer Zwang besteht, sollten keine Pestizide eingesetzt werden.
  • Öffentliche und private Grünflächen können seltener gemäht und Schottergärten umgestaltet werden, um auch dort die Pflanzenvielfalt und Deckung durchgängig zu erhöhen. Dabei reicht es zur Unterstützung von Bestäubern nicht aus, sich nur auf wenige blühende Pflanzen mit einer hohen Blütendeckung, oder umgekehrt auf viele blühende Pflanzen mit geringer Deckung zu beschränken. Vielmehr gilt es, sowohl die Blütenvielfalt als auch -deckung zu erhöhen – und das mit wildbienenfreundlichen, heimischen Pflanzen.
  • Um wertvolle Nistplätze zu schaffen, sollten offene, besonnte Bodenstellen und Abbruchkanten erhalten oder neu geschaffen werden.
  • Außerdem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Vernetzung mit der umgebenden Landschaft eine wichtige Rolle spielt. Randstrukturen in Form von Hecken und Säumen sowie naturnahe Habitate wie Abbruchkanten sollten zugunsten einer vielfältigen Landschaft erhöht werden.

Mit diesen Maßnahmen verbessern sich nicht nur die Bedingungen für Wildbienen. Mit jeder Blüte steigt auch die Lebensqualität für die Menschen in den Dörfern.

Mohnbiene am Eingang ihres mit Mohnblüten ausgekleideten Nests. Drei Viertel der Wildbienen, darunter die Mohnbiene (Osmia papaveris), nisten im Boden. Der Schaffung von Offenboden kommt bei der Förderung von Wildbienen deshalb eine wichtige Rolle zu. Foto: Roland Günter

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