Scheidegger Wasserfälle

Tosend stürzt der Rickenbach über zwei Stufen insgesamt 40 Meter in die Tiefe. Die Stufen werden aus Sandstein– und Nagelfluhbänken der Oberen Süßwassermolasse gebildet. Sie geben Zeugnis über die wechselvolle Ablagerungsgeschichte im bayerischen Alpenvorland, in dem sich seit vielen Millionen von Jahren der Abtragungsschutt der sich hebenden Alpen sammelt.

Zwei Personen vor dem WasserfallDetailaufnahme von Felsmaterial

Anfahrt - So finden Sie die Scheidegger Wasserfälle

Das Geotop befindet sich im äußersten Südwesten Bayerns, nahe am Bodensee. Sie erreichen es von München aus (A96) oder von Ulm (A7) kommend über die Autobahn A96 (Memmingen Lindau). Verlassen Sie die Autobahn an der Anschlusstelle 3 (Sigmarszell) und fahren Sie auf der Bundesstraße 308 Richtung Lindenberg / Immenstadt. Etwa 2,5 Kilometer vor Scheidegg sind die Wasserfälle gut sichtbar ausgeschildert.

Das Geotop liegt im Natuschutzgebiet. Bitte bleiben Sie auf den Wegen! Öffnungszeiten: in der Regel täglich bei gutem Wetter von 09:00 Uhr bis 19:00 Uhr, bitte informieren Sie sich auch unter

Beschreibung

Die Molassezone

Seit ca. 35 Millionen Jahren wird der Verwitterungsschutt der Alpen im Norden des Gebirges in der sogenannten Molassezone abgelagert. Dieser Bereich senkte sich im Lauf der Zeit immer weiter ab, so dass alter Schutt von neuem überdeckt wurde.
In dem sich über 1.000 km erstreckenden und im bayerischen Teil ca. 130 km breiten Trog entstand ein gewaltiges Gesteinspaket, das mehrere tausend Meter dick ist und an seinem Südrand sogar in die Gebirgsfaltung einbezogen wurde. Während ihrer wechselvollen Geschichte war die Molassezone zeitweise vom Meer überflutet, oder – nachdem sich das Meer zurückgezogen hatte – eine Seen und Flusslandschaft.
Dementsprechend wurden verschiedenartige Sedimente abgelagert, die man heute nach ihrer Entstehung als "Meeresmolasse" oder "Süßwassermolasse" bezeichnet.

Wie und wann entstanden die Gesteine der Scheidegger Wasserfälle?

Die Wasserfälle entstanden in Gesteinen der "Oberen Süßwassermolasse". Diese wurden während der Zeit des Miozäns vor 17 bis 15 Millionen Jahren auf dem Festland abgelagert. Damals führten reißende Flüsse grobes Geröll heran und setzten es bei nachlassender Fließgeschwindigkeit wieder ab.
Aus diesem Schutt entstanden die "Konglomerate", Lagen von Geröllen unterschiedlicher Größe, die durch eine mörtelähnliche Masse aus feinen Gesteinsbruchstücken und Mineralen zusammengekittet wurden. Das Gestein sieht aus, als hätte man große Nägel so tief hineingeschlagen, dass nur noch die Köpfe herausschauen.
Daher nennt man derartige verfestigte Schotter in der Bodenseeregion auch "Nagelfluh". Zu Zeiten mit ruhigeren Fließgeschwindigkeiten lagerten die Flüsse Sand und feinen Schlick ab, der später zu Sand– und Mergelstein verfestigt wurde. Reste eingeschlossener Pflanzen und Tieren sind als Fossilien erhalten.

Warum bildeten sich die Stufen?

Wenn ein widerstandsfähiges Gestein weicheres Gestein überlagert, kann die weichere Schicht schneller durch Erosion abgetragen werden. An den Wasserfallkanten erkennt man die widerstandsfähigere, teils sogar überhängende Schicht aus festem, grobem Konglomerat.
Der Sockel, eine weichere Schicht aus Sand- und Mergelstein, ist vom Wasser kesselartig ausgehöhlt. "Steter Tropfen höhlt den Stein". Beschleunigt wird diese Abtragung durch Sand und Gerölle, die gerade gebirgsnahe Flüsse mit sich führen. Sie wirken als Schleifmittel und tragen dazu bei, dass sich Flüsse in geologisch kurzen Zeiträumen tief einschneiden. Der Rickenbach ist geologisch gesehen noch jung, er wird durch die anhaltende und kräftige Erosion im Laufe der Zeit weiter flussaufwärts wandern.

Geologische Karte/Zeittafel

Zeittafel mit (übereinanderliegend dargestellt): Erdfrühzeit (bis vor 545 Mio. Jahren), Erdaltertum (bis vor 250 Mio. Jahren, unterteilt in: Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm), Erdmittelalter (bis vor 65 Mio. Jahren, unterteilt in: Trias, Jura, Kreide), Erdneuzeit (bis Heute, unterteilt in: Tertiär, Quartär)Zeittafel. Die Gesteine entstanden zur Zeit des Tertiär

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