Erweitertes Rückhaltekonzept - Hochwasserschutz für das gesamte Flussgebiet
Im Aktionsprogramm 2020plus (AP2020plus) sind unter dem Aspekt Schutz Maßnahmen von besonderer Bedeutung, die die Hochwassergefahr nicht nur lokal verringern (wie zum Beispiel Deiche), sondern die einen Teil des Hochwassers zurückhalten und damit den Abfluss verzögern. Bestimmte Maßnahmen entziehen dem weiteren Hochwassergeschehen auch direkt einen Teil des Wassers und nehmen so Einfluss auf das Hochwasserereignis im gesamten Einzugsgebiet. Zu Rückhaltemaßnahmen gehören:
- alle Maßnahmen des natürlichen Rückhalts, also Maßnahmen zum Rückhalt in der Fläche, zum Rückhalt in Auen und zur Gewässerrenaturierung
- Maßnahmen des Zurückhaltens durch Talsperren, Hochwasserrückhaltebecken und Flutpolder aus dem technischen Hochwasserschutz
- die Steuerung der Speicher basierend auf Vorhersagemodellen aus dem Bereich Vorsorge.
Die Wirkung der unterschiedlichen Rückhaltemaßnahmen unterscheidet sich jedoch stark voneinander. Rückhaltemaßnahmen aus dem technischen Hochwasserschutz dienen in der Regel dem Schutz von Siedlungen vor einem 100-jährlichen Hochwasser. Hingegen ist die Wirkung von Maßnahmen des natürlichen Rückhalts umso größer, je geringer die Jährlichkeit des Hochwasserereignisses ist. Das bedeutet, dass sie eher bei kleinen bis mittleren Ereignissen wirksam sind. Bei größeren Ereignissen (zum Beispiel HQ100) können sie vor allem in kleineren Einzugsgebieten eine Ergänzung zu Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes darstellen. Maßnahmen des natürlichen Rückhalts sind aber generell aufgrund ihrer vielfältigen Synergieeffekte von Nutzen. Ein wichtiges Element des Hochwassermanagements für extreme Hochwasserereignisse stellen gesteuerte Flutpolder dar. Sie erlauben in eingedeichten Gewässerstrecken die gezielte kontrollierte Entastung bei kritischen Hochwasserspitzen.

