Das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus - eine strategische Weiterentwicklung


Im Juni 2013 waren weite Teile Bayerns nach langanhaltendem Regen von einem schweren Hochwasser betroffen. Dabei sind großes menschliches Leid und sachliche Schäden entstanden, allein in Bayern entstand ein materieller Schaden von rund 1,3 Milliarden Euro. Nach den Fluten im März 1988, an Pfingsten 1999, im August 2002 und im August 2005 stellt das Junihochwasser 2013 bereits das fünfte große Katastrophenereignis in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum dar. Die bayerische Staatsregierung hat am 17.06.2013 beschlossen, die Anstrengungen im Hochwasserschutz weiter zu forcieren und zu intensivieren, um den Schutz der bayerischen Bevölkerung vor den Naturgewalten zu verbessern.
Als Konsequenz wurde die bereits seit 2001 bestehende und bewährte Hochwasserschutzstrategie "Aktionsprogramm 2020" zum "Aktionsprogramm 2020plus" (AP2020plus) erweitert. Das AP2020plus vereint die bereits im Aktionsprogramm 2020 bestehenden Handlungsfelder "Technischer Hochwasserschutz", "Natürlicher Rückhalt" und "Hochwasservorsorge" mit dem Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements. Die bisherigen Investitionen von rund 1,8 Milliarden Euro konnten im Jahr 2013 noch größere Schäden verhindern, die geplanten Maßnahmen im AP2020plus stellen somit die konsequente Fortführung der vorangegangenen Bemühungen dar. Mit einem Gesamtvolumen von rund 3,4 Milliarden Euro sind die geplanten Vorhaben das bisher größte wasserbauliche Infrastrukturprogramm Bayerns.
Das AP2020plus zielt darauf ab, durch verschiedene Maßnahmen aus den vier Bereichen "Nachsorge", "Vermeidung", "Schutz" und "Vorsorge" für zukünftige Hochwasserereignisse, einen verbesserten Hochwasserschutz und eine Senkung des Schadenpotenzials zu erreichen. Als ein Programm der Wasserwirtschaftsverwaltung konzentriert sich das AP2020plus auf Maßnahmen, deren Umsetzung in ihrer Zuständigkeit liegen. Es kann somit nicht alle Bereiche vollständig abdecken und muss durch Maßnahmen des Risikomanagements anderer Träger (zum Beispiel Bürger, Gemeinde oder Katastrophenschutz) ergänzt werden.
Ein Schwerpunkt im AP2020plus ist der Rückhalt von Hochwasser. Im sogenannten "erweiterten Rückhaltekonzept" sollen die Potenziale verschiedener Rückhaltemaßnahmen (natürlicher und technischer Rückhalt) betrachtet und Umsetzungsempfehlungen erarbeitet werden. Um an den größeren Gewässern in Bayern Handlungsspielräume bei extremen Hochwasserereignissen zu haben, sollen dort insbesondere Flutpolder vorgesehen werden.
Weitere neue Schwerpunkte des AP2020plus sind die Erhöhung der Resilienz, also der Widerstandsfähigkeit der Hochwasserschutzanlagen gegen Überlastung, sowie vertiefte Betrachtungen des verbleibenden Risikos.
Oberstes Ziel eines resilienteren Hochwasserschutzes ist, ein unkontrolliertes und plötzliches Versagen von Bauwerken (zum Beispiel Deichbruch) zu vermeiden. Dazu müssen die einzelnen Bestandteile eines Hochwasserschutzsystems, wie Deiche, Mauern, Rückhaltebecken und mobile Elemente schon in der Konzeption hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen betrachtet werden. Gegebenenfalls sind sie durch zusätzliche Elemente wie zum Beispiel Überlaufstrecken, Flutpolder oder weitere Deiche (zum Beispiel Schottdeiche) zu ergänzen, sodass in der Gesamtheit ein weniger schadensanfälliges Schutzsystem entsteht. Besonders wichtige Bestandteile aus resilienten Schutzsystemen müssen überlastbar konstruiert werden, um nicht plötzlich zu versagen, sondern beispielsweise auch bei Überströmen standsicher zu sein.

