PRESSEMITTEILUNG

Gewässerökologie: Nr. 42 / Dienstag, 25. September 2012

Heimische Edel- und Steinkrebse bedroht

„Vorsorgemaßnahmen im Umgang mit Krebsen genau beachten.“

Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) (Quelle: Andreas Hartl, Dorfen)
+++ Seit einigen Jahrzehnten werden immer wieder nicht heimische Krebsarten in unsere Gewässer eingebracht – mit fatalen Konsequenzen, so der Leiter der Abteilung Naturschutz im Bayerischen Landesamt für Umwelt, Dr. Andreas Otto. Amerikanische Flusskrebsarten sind fast durchgehend mit einem Fadenpilz infiziert, der bei den heimischen Arten die tödliche Krebspest auslöst. Otto: „Ganze Bestände heimischer Stein- oder Edelkrebse werden so in kurzer Zeit ausgerottet. Das Aussetzen nicht heimischer Krebsarten in jede Art von Gewässern ist deshalb nach dem Fischereirecht strikt verboten.“ +++

Der Herbst ist die klassische Abfischzeit in der bayerischen Teichwirtschaft. Diese jährliche Inventur gibt einen Einblick, welche Fisch- und Krebsarten in Bayerns Gewässern leben. Bei den Krebsen ist dabei eine bedrohliche Entwicklung zu beobachten: Immer wieder werden fremdländische Arten gefunden, welche die heimischen Edelkrebse und Steinkrebse mit dem tödlichen Krebspest-Pilz infizieren. Sie können z.B. ursprünglich aus dem Delikatesshandel oder aus Aquarien stammen und aus Unkenntnis in die Gewässer ausgesetzt worden sein. Die gebietsfremden Krebsarten sind teilweise nicht leicht von den heimischen Arten zu unterscheiden. Dr. Erik Bohl, Krebsexperte und ehemaliger Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Umwelt: „Das Wissen über die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Krebsarten ist unverzichtbar für jeden, der mit Krebsen zu tun hat. Beim Umgang mit Krebsen sind besondere Behutsamkeit und Sachkenntnis erforderlich.“
Fotos der Krebsarten unter:
www.lfu.bayern.de/presse/archiv/index_fotos_archiv.htm?ID=558

Faktenkasten


  • Einheimische Krebsarten: Die Scheren des Edelkrebses (Astacus astacus) haben eine meist blutrote Unterseite und eine gekörnte Oberseite. Über jedem Auge befindet sich eine zweiteilige Stirnleiste. Dagegen besitzt der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) eine nur einteilige Stirnleiste über dem Auge und zeigt eine gelbgraue, jedoch niemals rote Scheren-Unterseite.
  • Amerikanische Krebsarten: Der Kamberkrebs (Orconectes limosus) ist leicht an den roten Querbinden auf der Oberseite des Hinterleibs sowie an den stark bedornten Körperseiten erkennbar. Der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) hat orangerote Scherenunterseiten und einen bläulich-weißen Signalfleck im Scherengrund. Seine Körperoberfläche ist glatt und ohne Höcker oder Dornen. Der Rote amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) ist auf der ganzen Körperoberfläche blutrot und schwarz gefärbt und von zahlreichen Höckern bedeckt.
  • Krebspest: Die Krebspest wird durch einen Pilz (Aphanomyces astaci) ausgelöst, der als Zellgeflecht im Panzer der amerikanischen Krebse lebt und Sporen absondert. Bei Kontakt mit heimischen Krebsen dringt der Pilz in den Krebskörper ein, schädigt das Nervensystem tödlich und produziert weitere infektiöse Sporen. Die Sporen können durch Boote, Stiefel, Taucheranzüge oder andere Wasserlebewesen verbreitet werden. Die Diagnose einer Infektion ist nur durch aufwändige Verfahren in Speziallabors möglich.

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Pressesprecher
Marko Hendreschke
Stellvertretung
Dr. Korbinian Freier

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