PRESSEMITTEILUNG

Europäische Wasserrahmenrichtlinie: Nr. 71 / Donnerstag, 19. Oktober 2006

Mit Fischen als Anzeiger Gewässer bewerten

Methodentest erfolgreich abgeschlossen / Freistaat plant fischereiliche Untersuchungen an rund 350 Gewässerstrecken in den nächsten zwei Jahren

Ortstermin am Gewässer: Bayerns oberster Ortstermin am Gewässer: Bayerns oberster "Wasserchef" Martin Grambow (2. v.rechts) vom Umweltministerium und Fritz Holzwarth (ganz rechts), Abteilungsleiter am Bundesumweltministerium, an der oberbayerischen Attel (Quelle: LfU)
(Augsburg/ München) +++ Fische stehen nicht nur bei Petrijüngern hoch im Kurs, sondern auch bei Bayerns Umweltverwaltung. Davon überzeugte sich heute Dr. Fritz Holzwarth, Abteilungsleiter am Bundesumweltministerium und sein bayerisches Pendant, Bayerns oberster "Wasserchef" Dr. Martin Grambow vom Bayerischen Umweltministerium, bei einem Termin zu biologischen Untersuchungen an der oberbayerischen Attel. Denn Fische sind gute Anzeiger für den Zustand der Gewässer als Lebensraum. Das nutzt zum Beispiel die europäische Wasserrahmenrichtlinie aus. Ein Methoden- und Praxistest zur Gewässerbewertung mit Fischen und mit drei anderen Bio-Komponenten wurde erfolgreich abgeschlossen. Bayern liegt damit gut im Zeitplan für die nächsten Schritte zur Umsetzung der Richtlinie. Der Freistaat hatte eine erste Bestandsaufnahme im Frühjahr letzten Jahres fristgerecht nach Brüssel gemeldet. Diejenigen Gewässer, bei denen es derzeit noch unklar oder unwahrscheinlich ist, ob sie die Ziele der Richtlinie bis 2015 ohne zusätzliche Maßnahmen erreichen, werden nun im nächsten Schritt, der Gewässerüberwachung, vertieft unter die Lupe genommen: bei den Fischen, die nun erstmalig in dieser Form untersucht werden, sind dies rund 350 Abschnitte bayerischer Bäche und Flüsse, die in den nächsten zwei Jahren gezielt befischt und anhand der Ergebnisse bewertet werden. Die Fachleute des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) koordinieren das Programm in enger Abstimmung mit dem Starnberger Institut für Fischerei und leisten einen Teil der Erhebungen. Die Fachberatungen für Fischerei arbeiten ebenfalls daran mit, geschulte Mitglieder von Fischereivereinen und den Fischereiverbänden unterstützen die Untersuchungsaktion. +++

Knapp einen halben Tag dauert die Befischungsaktion an der Attel, einem zehn Meter breiten Flüsschen mit bis zu zwei Metern Wassertiefe. Auf einer Strecke von etwa 500 Metern durchwatet ein Team von Fischereifachleuten des LfU das Gewässer mit ihren Elektroden und Keschern. Ein genau bemessenes Gleichstromfeld betäubt die Fische kurzzeitig und lässt sie dadurch auftauchen. Die gefangenen Fische werden bestimmt und zur Altersabschätzung vermessen. Nach wenigen Minuten wird jeder Fisch wieder in seinen Lebensraum entlassen. An den großen Flüssen wie der Donau sind diese Untersuchungen wesentlich aufwändiger: Einen ganzen Arbeitstag mit schwerem Gerät und mehreren Booten brauchen vier und mehr Fachleute, um ein repräsentatives Bild der Fischfauna zu gewinnen und müssen dafür Flussabschnitte bis zu drei Kilometer Länge befischen.

Fische geben Auskunft über den Zustand der Bäche und Flüsse als Lebensraum. Wenn Strömung und Wasserführung passen, geeignete Unterstände und die richtigen Laichgründe vorhanden sind und die Fische möglichst ungehindert wandern können, entwickeln sich die für die Region typischen Fischartengesellschaften. Bei Gewässern, die durch befestigte Ufer, Begradigungen, Wehre und Abstürze verändert wurden, werden die weiteren Untersuchungen der Fischgemeinschaften und der wirbellosen Kleintiere endgültige Sicherheit geben, ob der "gute Zustand" erreicht werden kann. Dafür wird die Anzahl der Arten und deren Häufigkeit erfasst und bewertet, bei den Fischen auch der Altersaufbau. Fachleute des LfU haben das neue Bewertungsverfahren für die Fische, aber auch für die wirbellosen Wassertiere und die Pflanzen an rund 100 Stellen in Bayern in Praxistests erprobt und drei Pilotgebiete an der niederbayerischen Vils, der schwäbischen Wertach und dem Main bei Würzburg intensiver untersucht. Die Ergebnisse aus den Flussgebieten sind nun die Grundlage für die Überwachungsprogramme, die ab dem kommenden Jahr landesweit anlaufen. Insgesamt rund 600 Messstellen sollen dazu im mehrjährigen Turnus untersucht werden. Bei den wirbellosen Kleintieren, den Wasserpflanzen und den Algen arbeiten vor allem die Wasserwirtschaftsämter mit. Die Richtlinie setzt mit neuen Bewertungsverfahren für Flüsse und Seen stärker als bislang auf die Ökologie: Bis 2015 soll in allen natürlichen Oberflächengewässern und im Grundwasser der "gute Zustand" erreicht werden.

Weitere Infos: www.wasserrahmenrichtlinie.bayern.de Der zusammenfassende 80-seitige Bericht zur Bestandsaufnahme in Bayern ist dort eingestellt. Er kann außerdem kostenlos beim LfU bezogen werden.

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Marko Hendreschke
Stellvertretung
Dr. Korbinian Freier

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