PRESSEMITTEILUNG

26. Juli bis 1. August: "Bayerische Klimawoche": Nr. 31 / Dienstag, 27. Juli 2010

Flechten zeigen Klimawandel

LfU startet neues Untersuchungsprogramm zur Wirkung des Klimawandels auf die Vegetation

(Augsburg) +++ "Flechten können besonders sensibel auf den Klimawandel reagieren" betonte heute Albert Göttle, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). Anlässlich der Bayerischen Klimawoche gab Göttle den Startschuss für ein neues Programm, das langfristig die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation untersuchen soll: Bayernweit werden die Flechten in den nächsten Jahren unter die Lupe genommen. Dazu werden die Untersuchungen in verschiedenen Naturräumen, Klimatypen und Landesteilen Bayerns durchgeführt. Göttle: "Wir werden sowohl Veränderungen im Wachstum der Flechten dokumentieren als auch Verschiebungen im Artenspektrum." Laut Göttle gibt es darüber hinaus noch weiteren Nutzen: "Flechten gehören zu den weniger bekannten Artengruppen. Wir erwarten daher auch neue Erkenntnisse zur Biodiversität." Für die erste Kartierung des neuen Monitoringprogramms investiert der Freistaat rund 50.000 Euro. Ausgewiesene Flechtenspezialisten werden die Untersuchungen im Auftrag des LfU durchführen, bis Mitte nächsten Jahres liegen die Ergebnisse vor. Die Untersuchungen sollen künftig in drei- bis fünfjährigem Abstand wiederholt werden. +++

Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Alge und Pilz. Eine perfekte Symbiose, die die Flechten zu Überlebenskünstlern macht: Die Alge kann wie alle grünen Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichts Nährstoffe aus der Luft nutzen, die dem Pilz zugute kommen. Der bietet dafür der Alge ein schützendes Zuhause. Damit ist die Flechte autark und auch nicht auf Nährstoffe aus dem Boden angewiesen. Flechten können daher sogar an Felswänden, auf Steinen oder Baumrinden gedeihen. Das macht sie für die Klimaforscher interessant, denn Flechten zeigen Veränderungen, zum Beispiel der Luftfeuchte und der Lufttemperatur, sensibler an als Pflanzen, die über ihre Wurzeln Wasser aus dem Boden saugen können. Ein weiterer Vorteil in den Augen der Klimaforscher: Flechten haben auch im Winter Stoffwechsel und zeigen daher die Klimaverhältnisse im gesamten Jahr. Göttle: "Dies ist ein entscheidender Vorteil, denn die kurzfristigen Wetterschwankungen können dadurch das Ergebnis nicht verfälschen." Zudem gibt es kaum andere Einflüsse wie Mahd oder Konkurrenz zu anderen Pflanzen, die die Untersuchungen beeinflussen könnten.

Das neue Untersuchungsprogramm wird an 25 Standorten in Bayern durchgeführt, das die Naturräume, Klimatypen und Landesteile Bayerns repräsentiert. Als alpiner Standort wird beispielsweise eine Fläche im Nationalpark Berchtesgaden erfasst werden. Erste, rückwirkende Ergebnisse sind jedoch bereits aus dem Vergleich mit der bayerischen Flechtenkartierung von 1996 und den Flechtenkartierungen zum Beispiel in München, Augsburg und Nürnberg zu erwarten. Zudem können die Untersuchungen mit klimarelevanten Daten aus den übrigen 45 Monitoringprogrammen verglichen werden, mit denen das LfU Bayerns Umwelt kontinuierlich und flächendeckend überwacht: An über 9.000 Punkten in Bayern wird die Umweltqualität gemessen. Dazu zählen zum Beispiel das Luftüberwachungssystem Bayern (LÜB), aber auch das Monitoring im Rahmen von Natura 2000 oder der Wasserrahmenrichtlinie.

Die "Bayerische Klimawoche", ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Klima-Allianz, findet dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt. Partner sind Teilnehmer im Umweltpakt Bayern und die bayerischen Umweltstationen. Die "Bayerische Klimawoche" findet vom 26. Juli bis zum 1. August statt. Weitere Infos und Programm: www.klimawoche.bayern.de/veranstaltungen/index.htm

Weitere Informationen
Daten zum Umweltmonitoring finden Sie im Internet unter
www.lfu.bayern.de/themenuebergreifend/daten/index.htm
und unter
www.lfu.bayern.de/themenuebergreifend/fachinformationen/umweltmonitoring_was_versteht_man/index.htm, Stichwort Umweltmonitoring.
Eine kompakte Darstellung der Wirkung von Luftschadstoffen auf Pflanzen finden Sie in der Broschüre "30 Jahre Immissionsökologie am Bayerischen Landesamt für Umwelt", die im Internet unter
www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_all_00081.htm abrufbar ist.

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Kontakt zur Pressestelle

Bayerisches Landesamt für Umwelt
Pressestelle
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160
86179 Augsburg
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Pressesprecher
Marko Hendreschke
Stellvertretung
Dr. Korbinian Freier

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