Modellhafte Umsetzungsprojekte
Hydrologisch – agrarökonomische Studie für Teilbereiche der Moorflächen der Justizvollzugsanstalt JVA Bernau am Chiemsee
Im Rahmen der Studie sollten die Möglichkeiten einer klimarelevanten Renaturierung des Hochmoor-Grünlandes der Justizvollzugsanstalt Bernau, unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen betriebswirtschaftlichen, beschäftigungsrelevanten und versorgungspolitischen Aspekte der JVA Bernau und deren Pächtern sowie der ökologischen Ausgleichsflächen der Autobahndirektion Südbayern dargestellt werden.
Das Untersuchungsgebiet umfasste etwa 123ha. Anhand der abiotischen und biotischen Gegebenheiten erfolgte eine Erfassung des Status-Quo, der sich wie folgt darstellt:
- Weitgehend ebener, homogener Hochmoorstandort bis zu 4m Mächtigkeit
- Flächige Verdichtung der Torfböden durch Entwässerung und Bewirtschaftung
- historisch bedingtes Entwässerungsnetz (Drainagen, Sammler, Gräben (seit 1900)
- Grundwasserfließrichtung von Süd nach Nord Richtung Chiemsee.
Durch Verschneidung eines digitalen Geländemodells und einer Grundwasser-Höhengleichenkarte konnte eine Karte der Grundwasserflurabstände dargestellt werden. Diese zeigt sehr heterogene Grundwasserflurabstände, die zwischen sehr oberflächennahen Verhältnissen und Grundwasserflurabständen bis zu 2,5m schwanken.
Durch Erhebungen zur Nutzungs- bzw. Vegetationsstruktur wurde die aktuelle Pflanzendecke – ein artenarmes überwiegend dreischüriges Grünland (1-3-schürig), mit etlicher Staunässe, Wechselnässe oder Nässe anzeigenden Arten beschrieben und "Realnutzungstypen" zugeordnet. Im GIS konnten diese Realnutzungstypen mit den Grundwasserflurabständen verschnitten sowie Ziel-GW-Flurabstände in einem Stufenkonzept festgelegt werden.
Diese Daten bilden auch die Grundlage für die Berechnung der Emissionen und Klimaentlastungspotenziale im Planungsumgriff durch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Umsetzungsschritte
Es werden für die Gesamtfläche von 123ha zwei Umsetzungsschritte vorgeschlagen:
Szenario 1
für den Nordteil von 43ha, das zeitnah umsetzbar ist; ein Teil dieser Fläche ist bereits als Ausgleichsfläche der Autobahndirektion Südbayern vernässt worden.
Szenario 2
für das südliche Gebiet mit ca. 80ha, welches wegen Pachtbindungen erst nach Jahren greifbar ist, das aber hinsichtlich der Klimarelevanz mittelfristig auf jeden Fall anzustreben wäre.

Beide Varianten beinhalten für die jeweilige Fläche, den Grundwasserflurabstand durch Rückbau der vorhandenen Drainagen, ergänzt durch den Anstau offener Gräben mittels regelbarer Wehre auf etwa 0,10m unter Gelände (eine "Handbreite") einzustellen. In der kurzfristigen Variante (Szenario 1) können die Ausgleichsflächen alsbald der Sukzession überlassen werden (Zielrichtung: Entwicklung einer hochmoortypischen Vegetationsdecke).
Die Flächen in diesem Umgriff könnten teilweise einer Paludikultur zur Erzeugung von Torfmoosvegetation (Torfersatz für den Gartenbau, zur Impfung von Renaturierungsflächen, oder auch Cranberry-Kultur) genutzt werden.
Die langfristige (Szenario 2) umfasst den Südteil des bisherigen Hochmoorgrünlands und die chiemseenahen Weideflächen. Hier werden die gleichen Maßnahmen wie für Szenario 1 vorgeschlagen. Diese Flächen sind von Seiten der JVA allerdings für die Beschickung der Biogasanlage vorgesehen, die die Energiebilanz der JVA verbessern und durch Wärmenutzung eine Verringerung des Ölverbrauchs bewirken soll. Die Bewertung der geplanten Biogasanlage in ihrer Auswirkung auf die JVA-internen Betriebsabläufe, die Nährstoffkreisläufe und die Klimarelevanz war nicht Bestandteil des Leistungsbildes und wurde daher im Rahmen der vorliegenden Studie nur oberflächlich berücksichtigt.
Das Treibhausgas-Einsparpotential beträgt bei Umsetzung des Szenario 1 ca. 1.300t CO2 Äquivalente/Jahr; wenn die Gesamtfläche vollständig renaturiert ist, können bis zu 4.700t CO2 Äquivalente/Jahr eingespart werden.
Koller- und Hochrunstfilze
Im Projektgebiet westlich der Ortschaft Raubling (Landkreis Rosenheim) wurden bereits im Rahmen der Renaturierung ehemaliger Frästorfflächen (Kollerfilze, Hochrunstfilze) im Rahmen eines Life-Projektes des Landkreises Rosenheim großflächige Maßnahmen verwirklicht. Um die Maßnahmen im Hinblick auf den Klimaschutz zu optimieren wurde das ca. 290 ha umfassende Hochmoor in den Jahren 2009 – 2010 erneut überplant und auf Basis eines digitalen Geländemodells ein Maßnahmenplan entwickelt. Das Konzept beinhaltet auch Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserrückhaltung und berücksichtigt spezielle Artenschutzaspekte insbesondere das Vorkommen stark bedrohter Libellenarten.
- Maßnahmenplanung zur weiteren Renaturierung der Hochrunst- und Kollerfilze, Landkreis Rosenheim - PDF
Mit der Ausführung der Maßnahmen im Winter 2011/12 konnten offene großflächige Frästorffelder durch Zwischendämme differenziert vernässt werden. In den Hauptgräben werden fünf größere technische Dammbauwerke errichtet um einen sicheren Wasserrückhalt in der Fläche, zu gewährleisten.

Bei der Ausführung galt es besondere Rücksicht auf landesweit bedeutsame Libellenlebensräume zu nehmen, die sich seit den ersten Renaturierungsmaßnahmen eingestellt hatten. Wegen der am Rande des Sanierungsgebietes liegenden Ortschaft Nicklheim wurde zudem ein aus mehreren automatischen Messpegeln bestehendes Beweissicherungssystem eingerichtet, um die durch eine Renaturierung bedingten Veränderungen im oberflächennahen Bodenwasserhaushalt gut erkennen und dokumentieren zu können.
Weiterführende Informationen
Dokumente
- Bericht zur Realisierung der Maßnahmen im Breitfilz bei Tradlenz - PDF
- Weihermoos - PDF
- Langweihermoor - PDF
- Zeitelmoos - PDF