Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Umwelt-Planungsbüro Alexander Scholz
2020

Erfassung des Bestandes des Großen Brachvogels und anderer Wiesenbrüter im Mettenbacher und Grießenbacher Moos

unveröff. Gutachten
Landkreise: Landshut
Artengruppe:
Vögel
Stichwörter:
Wiesenbrüter, Erfassung, Großer Brachvogel, Kiebitz, Landshut, Isartal
Landkreis(e):
Landshut
Auftraggeber:
Landschaftspflegeverband Landshut e. V.

Zusammenfassung

Im Isartal, im östlichen Landkreis Landshut, finden seit dem Jahr 1988 Kartierungen der Wiesenbrüter statt. Die Ergebnisse dieser jährlichen Erfassungen dienen als Grundlage für die Aktualisierung und Anpassung der Pflege von Flächen und zur Durchführung von Entwicklungsmaßnahmen innerhalb des SPA-Gebietes „Wiesenbrütergebiete im Unteren Isartal“ [7341-471], Teilgebiete Mettenbacher- und Grießenbacher Moos. Dabei steht neben der Durchführung von speziellen Entwicklungsmaßnahmen von Flächen für Wiesenbrüter, die extensive Pflege von Landkreisflächen sowie von Flächen, die über Bewirtschaftungsvereinbarungen gemäß den Vorgaben des Vertragsnaturschutzprogrammes genutzt werden, im Vordergrund. Das Hauptaugenmerk der Erfassung wurde auch im Jahr 2020 auf die im Gebiet brütenden Wiesenbrüter Großer Brachvogel (Numenius arquata), Rotschenkel (Tringa totanus) und Kiebitz (Vanellus vanellus) gelegt. Diese sogenannten Leitarten reagieren empfindlich auf Veränderungen in Ihren Lebensräumen, bewirken einen Mitnahmeeffekt für zahlreiche weitere Arten und anhand ihrer Ansprüche lassen sich Schutzziele formulieren und konkrete Maßnahmen ableiten. Im Jahr 2020 wurden auf der ca. 770 ha großen Brachvogel-Untersuchungsfläche 19 Brutpaare des Großen Brachvogels nachgewiesen. Davon wird bei sieben Paaren von sicheren Bruten ausgegangen (Brutstatus C; Nachweis über Kükenalarm oder Schlupferfolg), für zwölf Paare bestand Brutverdacht (Brutstatus B). Damit konnten ein Paar mehr als im Vorjahr 2019 erfasst werden. Im langfristigen Vergleich befindet sich der Bestand aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Nur für die ersten Jahre der langjährigen Erfassungsreihe, in den Jahren 1980, 1986 und 1987, sind weniger bzw. gleich viele Brutpaare dokumentiert. Für den Zeitraum der letzten zehn Jahre lässt sich ein Bestandsrückgang von 25 % konstatieren. Bei insgesamt neun Gelegen wird im Jahr 2020 von Schlupferfolg ausgegangen. Die Gelege der übrigen Paare dürften bereits relativ rasch nach der Eiablage durch Prädation verloren gegangen sein. Es konnten in drei Revieren insgesamt vier flügge Jungvögel beobachtet werden. Damit liegt der Bruterfolg mit 0,21 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar unter der, in der Literatur angegebenen erforderlichen Reproduktionsrate von 0,4 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar. Dieser Wert wird im Mettenbacher und Grießenbacher Moos nun seit bereits über 15 Jahren nicht mehr erreicht, obwohl seit mehreren Jahren mit großflächigen Schutzzäunungen versucht wird, den Bruterfolg zu erhöhen. Als sehr wahrscheinlicher hauptverantwortlicher Faktor für den ausbleibenden Bruterfolg ist das hohe Prädationsrisiko im Gebiet anzuführen. Als weitere Hauptgefährdungsursachen müssen für das Gebiet die weiterhin sehr intensive Flächennutzung durch Intensivgrünländer oder Äcker innerhalb des Vogelschutzgebietes (Anteil ca. 65 %) und der damit entstehenden Fragmentierung des Lebensraumes sowie menschliche Störungen genannt werden. Auch die seit mehreren Jahren anhaltend trockene Witterung speziell zur Ansiedlungsphase der Vögel, wie auch während der gesamten Brutzeit, führt zusammen mit weiteren Faktoren speziell für die Leitarten wie den Großen Brachvogel zu einer anhaltenden Lebensraumverschlechterung im Gebiet. In der langjährigen Kiebitz-Probefläche (ca. 256 ha) im östlichen Teil des SPA-Vogelschutzgebietes, wurden im Jahr 2020 29 Brutpaare des Kiebitzes erfasst. Seit Beginn der jährlichen Erfassungen im Jahr 2010 stellt dies zwar den drittniedrigsten Wert dar, allerdings mit weniger gravierenden Unterschieden wie bei dem Bestand des Großen Brachvogels. Mit nur vier flüggen Jungvögeln, festgestellt im Bereich „Kreuzstauden“ bzw. einer angrenzenden Ackerfläche, existiert für das Jahr 2020 der bislang schlechteste Wert aller Erfassungsjahre. Die in der Literatur aufgeführte, bestandserhaltende Reproduktionsrate für den Kiebitz von 0,8 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar wird insofern weiterhin in noch keinem Jahr erreicht. Seit dem Jahr 2018 wurden die Umwelt-Planungsbüro Scholz 7 Schutzbemühungen auch für den Kiebitz durch eine große Zäunung im östlichen Teil des Gebiets erweitert. Hinzu kommen intensivierte Einzel-Gelegeschutzmaßnahmen auf Äckern. Nachweise des Rotschenkels blieben wie im Vorjahr auch 2020 aus. Noch im Jahr 2017 wurden zwei Paare mit Brutverdacht (Brutstatus B) festgestellt. Als weitere naturschutzfachlich bedeutsame Vogelarten bzw. Arten, die nach Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie geschützt sind und im Gebiet vorkommen, wurden einzelne oder mehrere Reviere unter anderem von Blaukehlchen, Dorngrasmücke, Drosselrohrsänger, Flussregenpfeifer, Feldschwirl, Gelbspötter, Grauspecht, Kuckuck, Neuntöter, Pirol, Rebhuhn, Rohrweihe, Wachtel, Wasserralle oder Wiesenschafstelze ermittelt. Im Anschluss an die Darstellung der Ergebnisse der Erfassungen finden sich allgemeine sowie gebietsspezifische Maßnahmenvorschläge. Im Jahr 2020 wurden auch die Kiebitzbestände im Essenbacher und Postauer/Wenger Moos erfasst. In beiden Gebieten zusammen wurden 42 Kiebitz-Reviere ermittelt, wobei die Siedlungsdichte im Essenbacher Moos viel höher ausfällt. Damit konnte erstmals annähernd der Gesamtbestand an Kiebitzen im Isarmoos zwischen Essenbach und der östlichen Landkreisgrenze ermittelt werden. Insgesamt wurden mindestens 131 Kiebitz-Brutpaare in den Gebieten Essenbacher Moos, Unterwattenbacher Moos, Mettenbacher- und Grießenbacher Moos sowie im Postauer und Wenger Moos erfasst. Neben weiteren, meist typischen Feldarten, konnten auch vom Großen Brachvogel

Erstellt am: 19.10.2020

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