Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Büro Dr. Ira Richling
2022

AHP-Kartierung der Bachmuschel in ausgewählten Gewässern 2021-2022: Emmenrieder Bach, Salzgraben und Krebsenbach

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Bayerisches Landesamt für Umwelt, 111 Seiten, Augsburg
Landkreise: Fürstenfeldbruck,Weilheim-Schongau
Artengruppe:
Muscheln
Stichwörter:
Bachmuschel, AHP-Kartierung, Habitatqualität, Überalterung, strukturelle Defizite, Teiche
Landkreis(e):
Fürstenfeldbruck,Weilheim-Schongau
Auftraggeber:
Bayerisches Landesamt für Umwelt

Zusammenfassung

Im Rahmen der AHP-Kartierung wurden die bayerischen Populationen der Bachmuschel Unio crassus in den Gewässern Emmenrieder Bach, Salzgraben beide Landkreis Weilheim-Schongau sowie Krebsenbach Landkreis Fürstenfeldbruck im Jahr 2022 untersucht. Für die ersten beiden Gewässer war dies die erste detaillierte Erfassung. Die Kartierung erfolgte nach den Vorgaben der FFH-Methodik für kleine Gewässer mit Bearbeitung von Transekten der Länge von fünf laufenden Bachmetern im Abstand von 100 bis 200 m mittels Sichtsuche, Tasten und punktueller Durchsiebung des Substrats. Neben der Besiedlung wurden Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfasst und bewertet. Für alle Gewässer liegen keine oder keine aktuellen Daten zum Wirtsfischbestand vor. Die Population des Emmenrieder Baches umfasst wahrscheinlich maximal 1.000 Tiere mit starker Überalterung und nur geringer Reproduktion. Es gibt nur zwei kurze Strecken, auf die sich der Großteil der Tiere konzentriert. Offensichtliche Defizite bestehen vor allem in fehlender Beschattung und entsprechender Uferbefestigung, dem uneingeschränkten Zutritt von Weidevieh über lange Strecken sowie mangelnden Siedlungssubstraten. Als Bewertung resultiert ein schlechter Erhaltungszustand. Die Population des Salzgrabens besteht rechnerisch aus knapp 2.000 Tieren, real wahrscheinlich mehr, die im Hauptgewässer über eine längere Strecke siedeln. Auch hier herrscht starke Überalterung und Jungtiere sind fast nicht vorhanden. Neben strukturellen Defiziten gibt es zudem einen Konflikt mit Aktivitäten des Bibers. Die Population befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand, jedoch in weniger kritischem Zustand als die des Emmenrieder Baches. Die Größe der Bachmuschelpopulation des Krebsenbachs liegt wahrscheinlich im höheren vierstelligen Bereich rechnerisch gut 3.700 Tiere, was auf einen leichten Rückgang gegenüber den Beobachtungen im Jahr 2004 hindeutet. Der untersuchte Abschnitt ist fast auf voller Länge, jedoch in sehr unterschiedlicher, und nach der Unterquerung der Bundesstraße in deutlich geringerer Dichte besiedelt. Auch dieser Bestand weist Überalterung und einen zu geringen Anteil an Jungtieren auf. Renaturierungsmaßnahmen in der Vergangenheit haben zu einer deutlichen Aufwertung der Habitatqualität im Mittellauf geführt. Aktuelle Gefährdungen bestehen vor allem durch das Management der oberliegenden Teiche. Offensichtliche Defizite sind teils durch die Restriktionslage im besiedelten Bereich bedingt Begradigung, Strukturarmut sowie durch Wasserabschlag für Teiche im Nebenschluss. Im besiedelten Bereich gibt es weiterhin einen hohen Sohlabsturz als Wanderhindernis. Die Bewertung ergibt einen guten Erhaltungszustand. Während für Emmenrieder Bach und Salzgraben die unmittelbare Populationsstützung zur Förderung der Reproduktion gepaart mit habitatverbessernden Initialmaßnahmen prioritär ist, soll im Krebsenbach die Durchgängigkeit verbessert werden sowie durch weitere Uferbepflanzung Beschattung und Strukturvielfalt gefördert werden. Weiterhin ist das bachmuschelgerechte Management der oberliegenden Teiche essentiell. Für alle drei Gewässer und eine zielführende weitere Maßnahmenplanung ist die weitere Ursachenforschung für die nicht ausreichende Reproduktion wichtig. Alle drei Vor-Ort-Treffen verliefen äußerst positiv und zeigten große Offenheit für das Bachmuschel-Thema sowie Handlungsbereitschaft im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten.

Erstellt am: 15.11.2022

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