Biodiversität und Moorschutz
Die Regionalstelle Karlshuld arbeitet an der Weiterentwicklung des Moorschutzes in Bayern und bietet fachliche Beratung und Unterstützung im Rahmen ihres Projektes "Biodiversität und Moorschutz" an. Sie fungiert dabei als Kompetenzzentrum zur Klärung grundsätzlicher Fragestellungen im bayerischen Moorschutz mit Schwerpunkt Niedermoorschutz. Das Projekt basiert auf drei Bausteinen.
Baustein I: Biodiversität und Hydrologie
Intakte, naturnahe Moore beheimaten durch ihre immense Strukturvielfalt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Liste reicht von wiesenbrütenden Vogelarten, seltenen Amphibien und Schmetterlingen bis hin zu gefährdeten Pflanzenarten.


Um Lebensräume für diese Moorspezialisten wiederherzustellen, ist eine Erhöhung des Grundwasserstandes notwendig. Ein Wasserstand von 10 bis 0 cm unter Flur ist zur Förderung der feuchtgebietstypischen Biodiversität optimal. Darüber hinaus wird bei diesem Wasserstand Torf erhalten und damit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Die Regionalstelle Karlshuld arbeitet bei der Konzeption und Bewertung solcher Vernässungsmaßnahmen eng mit Landbesitzenden und Landbewirtschaftenden zusammen. Kooperationen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zur Bewirtschaftung nasser Flächen und den Wasserwirtschaftsämtern mit Detailwissen um den Wasserhaushalt runden die Zusammenarbeit ab. So können geplante Wasserstandsanhebungen bestmöglich auf den jeweiligen Standort und die Bedürfnisse der Flächenbewirtschaftenden abgestimmt werden.

Darüber hinaus begleitet die Regionalstelle Karlshuld die Entwicklung des Torfkörpers, der Hydrologie (Wasserhaushalt), der Klimaemissionen sowie der Flora und Fauna diverser Flächen vor, während und nach einer Wiedervernässung. Dafür wurden bereits konkrete Modellprojekte zu einer Photovoltaik-Freiflächenanlage und, in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und den Bayerischen Staatsgütern (BaySG), auf der Versuchsstation Karolinenfeld initiiert.
Zusätzlich wird im Rahmen des Projektes untersucht, für welche Fragestellungen der Einsatz von Drohnen sinnvoll sind. Verschiedene Testgebiete werden dabei überflogen, wobei beispielsweise Entwässerungsstrukturen, durch Biber verursachte Anstaue in Wasserläufen oder Vegetationsstrukturtypen erfasst werden können. Aus der Luft kann auch detektiert werden, wo ein Potential für Wiedervernässungsmaßnahmen vorhanden ist.
Baustein II: Biodiversität und Wertschöpfung
Umweltfreundliche Energiestoffe, Biofleisch, Papier, Qualitätseinstreu und Dämmstoffe - Diese und viele weitere Produkte lassen sich mit einer moorbodenschonenden Bewirtschaftung auf wiedervernässten Flächen erzeugen. Mit angepassten Beweidungsregimen oder den Anbau nässeverträglicher Pflanzen eignen sich Moore für eine landwirtschaftliche Nutzung. Erste Modellprojekte haben gezeigt, dass alternative Moorbewirtschaftungsformen durchaus praxistauglich sind und sogar in klimabedingten Trockenperioden ohne nennenswerte Einbußen fortgesetzt werden können.

In Bayern liegen zu diesen "nassen" Nutzungsformen bislang jedoch nur kurzfristige und punktuelle Erfahrungen vor. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass Wasserbüffel durch ihre robuste und genügsame Art bestens für die Beweidung nasser Moorstandorte geeignet sind. Die Erzeugnisse, Fleisch und Büffelmozzarella, sind bei Verbrauchern wiederum sehr gefragt.


Im Rahmen des Projekts werden deshalb konkrete Konzepte für eine moorbodenschonende Landnutzung mit Fokus auf Stärkung der Biodiversität naturschutzfachlich begleitet und vor dem Hintergrund regionaler Wertschöpfungsketten bewertet.

Modellvorhaben: Demonstrationsfläche der Stadtgüter München
Im Jahr 2016 wurde im äußersten Südwesten und damit schwäbischen Teil des Bayerischen Donaumooses über die Regierung von Schwaben/höhere Naturschutzbehörde das Moorrenaturierungsprojekt "Schorner Röste" initiiert und später an den Donaumoos-Zweckverband übergeben. Das Gebiet war bereits im Donaumoos-Entwicklungskonzept (2000) als Zone für den Moorkörperschutz ausgewiesen, nicht zuletzt wegen seiner für das Donaumoos noch sehr mächtigen Torfschichten von bis zu sechs Metern. Die Projektkulisse umfasst etwa 340 Hektar und bringt laut einer Machbarkeitsstudie gute Voraussetzungen für die Umsetzung von Renaturierungmaßnahmen mit.

Daraufhin haben sich 2019 die Stadtgüter München bereit erklärt, ein 9,35 Hektar großes Grundstück als Demonstrationsfläche für Wiedervernässungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Hierbei unterstützt mittlerweile die Regionalstelle Karlshuld des Bayerischen Artenschutzzentrums (LfU) die Stadtgüter München bei der Entwicklung eines maßgeschneiderten Konzeptes. Auf dem Grundstück soll gezeigt werden, wie Moorschutz unter den gegebenen Bedingungen praxistauglich realisiert werden kann. Dafür wurden im Herbst 2021 weitere hydrologische Untersuchungen beauftragt. Durch ein enges Netz an Grundwassermessstellen auf der Demonstrationsfläche und auch im Umfeld lassen sich die Wirkbereiche der geplanten Wiedervernässung im Vorfeld exakt modellieren. Somit wird sichergestellt, dass angrenzende Flächen durch die Renaturierung der Demonstrationsfläche nicht beeinflusst werden.
Sind alle Planungs- und Genehmigungsschritte abgeschlossen, folgt im Anschluss die Wiedervernässung. Damit liefern die Stadtgüter München einen ersten wichtigen Baustein für das Gesamtvorhaben "Schorner Röste", das nach wie vor vom Donaumoos-Zweckverband betreut wird.

Die Kooperation zwischen der Regionalstelle und den Stadtgütern München geht aber noch einen Schritt weiter. Ziel ist es, weitere im Projektgebiet liegende Moorflächen der Stadtgüter in Moorschutzplanungen einzubinden und so eine modellhafte und richtungsweisende Nassbewirtschaftung auf den Grundstücken aufzuzeigen, das heißt Landwirtschaft unter Bedingungen, die den Torfkörper erhalten und dadurch einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Betriebswirtschaftliche Fragestellungen, Praxistauglichkeit und die Rücksichtname auf die Belange aller benachbarten Flächenbesitzerinnen und -bewirtschafter sind dabei ein wichtiger Teil dieser Planungen.
Baustein III: Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer
Der Schlüssel für die Akzeptanz und damit für den Erfolg von Moorschutzmaßnahmen liegt in einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit. Hier bietet das breite Spektrum an digitalen Medien und sozialen Netzwerken eine gute Möglichkeit Informationen zu vermitteln und die Thematik Moor- und Klimaschutz in ein öffentliches Interesse zu rücken. Darüber hinaus sollen Kinder, wie Erwachsene durch die Konzeption verschiedener Umweltbildungsmaßnahmen und die Organisation diverser (Sport-)Veranstaltungen eingeladen werden selbst aktiv zu werden.


Weiterhin gilt es bereits aktive Moorschutz-Akteure über Projekt- und Verwaltungsgrenzen wirkungsvoller miteinander zu vernetzen. Zu diesem Zweck etabliert die Regionalstelle Karlshuld ein bayernweites, ressortübergreifendes Netzwerk in Form einer Kommunikationsplattform "Moorschutz". Hier können Themen wie Wiederherstellung, Erhalt und Förderung von Ökosystemleistungen und moortypischer Biodiversität ausführlich erörtert und diskutiert werden.
Die Regionalstelle Karlshuld fördert außerdem mit Hilfe von Fachsymposien und Exkursionen den Aufbau eines überregionalen Forschungs-Praxis-Netzwerks in dessen Rahmen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt und ausgetauscht werden können.
Weiterführende Informationen
Links
- Praxisnahe Modellprojekte
- Moore
- Klimaschutz 2050 - Grundsätze und Ziele
- Schönheit und Besonderheit der Moore - DO MOORE
- Schönheit und Besonderheit der Moore - AMOORE
- Schönheit und Besonderheit der Moore - EXPECT MOORE
- Schönheit und Besonderheit der Moore - MOORE LOVE
- Schönheit und Besonderheit der Moore - GOOD MOORNING
- Schönheit und Besonderheit der Moore - MOORGENTAU