Artenhilfsprogramm Amphibien
Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander – sie alle zählen zu den Amphibien oder wie der deutsche Begriff heißt, zu den Lurchen. Die ersten drei Gattungen werden dabei zu den Froschlurchen gezählt, die beiden anderen zu den Schwanzlurchen.
In Deutschland sind 20 Arten aus dieser Familie nachgewiesen. Bis auf die Rotbauchunke, die ihren Hauptverbreitungsschwerpunkt in Ostdeutschland besitzt, sind alle Arten auch in Bayern zu finden.
Mit dem Alpensalamander findet sich sogar eine Art, die – außer einem kleinen Randvorkommen im äußersten Südosten Baden-Württembergs – deutschlandweit ihr Verbreitungsgebiet nur in Bayern hat und hier im Alpenraum und teilweise auch im Alpenvorland in Höhen von ca. 750m bis 2.100m vorkommt.
Zwei Arten – Fadenmolch und Geburtshelferkröte – findet man nur in wenigen Gebieten im Norden Bayerns. Letztere Art weist wie schon ihr Name andeutet, eine bemerkenswerte Fortpflanzungsstrategie auf: es handelt sich dabei um die einzige Froschlurchart Mitteleuropas mit männlicher Brutfürsorge. Die Tiere verpaaren sich an Land und die Männchen tragen dann drei bis fünf Wochen die Eischnüre bis zur Schlupfreife um die Fersengelenke gewickelt mit sich herum, dann suchen sie ein Gewässer auf um die Larven dort abzusetzen.
Fast alle heimischen Amphibienarten sind in ihrem Entwicklungszyklus an Wasser gebunden. Nur der Alpensalamander bildet eine Ausnahme: Die Weibchen legen keine Eier, sondern setzen (in der Regel zwei) voll entwickelte Jungtiere ab.
Auch der Feuersalamander ist lebendgebärend sein Nachwuchs ist jedoch immer noch auf Wasser angewiesen: die Weibchen legen keine Eier, sondern setzen die Larven an flachen Stellen ins Gewässer ab, wobei sie überwiegend nährstoffarme, kühle (Quell-)Bäche und Quelltümpel bevorzugen und nur gelegentlich auch Stillgewässer wie Wagenspuren aufsuchen.

Daher benötigen Amphibien – da sie nur bedingt mobil sind und sich meist nicht über weite Strecken bewegen – einen Lebensraum, der neben einem geeigneten Landlebensraum auch Laichgewässer und Überwinterungsmöglichkeiten in enger Verzahnung bietet. Die Überwinterung findet abhängig von der jeweiligen Art entweder an Land unterirdisch in Erdhöhlen (zum Beispiel von Kleinsäugern) oder in morschen Baumstümpfen, in Steinhaufen, Gesteinsspalten und natürliche Hohlräumen oder in sonstigen möglichst frostfreien Verstecken statt. Die Knoblauchkröte überwintert in selbst gegrabenen oder vorhandenen, bis über 1 m tiefen Höhlen und Erdgängen, der Seefrosch überwintert in der Regel im Wasser, eingegraben am Gewässergrund. Bei manchen Arten wie beim Grasfrosch oder dem Kammmolch überwintert ein Teil der Tiere an Land und ein andere Teil im Gewässer.
Weltweit, auch in Deutschland und Bayern, sind die Amphibienbestände in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Die Bestandssituation mancher Arten ist katastrophal; eine ganze Reihe von Arten ist lokal oder regional ganz verschwunden. Die "Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) Bayerns" (Stand 2003) zeigt, dass die Amphibien von allen Tiergruppen mit am stärksten gefährdet sind: von den 19 Arten weisen 12 einen Rote Liste-Gefährdungsstatus auf – das sind fast Zweidrittel aller heimischen Amphibien-Arten. Acht Arten sind sogar den beiden höchsten Gefährdungskategorien "RL 1 – vom Aussterben bedroht" (Geburtshelferkröte, Moorfrosch, Wechselkröte) und "RL 2 – stark gefährdet" (Gelbbauchunke, Kammmolch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch) zugeordnet.
Die Gründe sind vielfältig: Verluste an Vielfalt und Menge an Laichgewässern, zum Beispiel durch Intensivierung der teichwirtschaftlichen Nutzung oder Verfüllung von Entnahmestellen, spielen neben der Zerschneidung der Landschaft dabei die bedeutendste Rolle. Besonders schwerwiegend wirkt sich der Verlust von zentralen Habitaten, wie struktur- und gewässerreichen Abbaustellen, militärischen Übungsflächen oder vegetationsreichen Teichen, nach Änderung der Nutzung aus. Nur in solchen Gegenden in denen ein hoher Vernetzungsgrad der Laichgewässer in Verbindung mit günstigen Landlebensräumen gegeben ist, ist die Situation zufriedenstellend, so zum Beispiel in einigen Teichgebieten, Abschnitten von Flussauen oder in einigen gewässerreichen Waldgebieten.

Dazu kommen auch noch gefährliche Infektionskrankheiten die unsere Amphibien bedrohen. So die weltweit verbreitete Amphibienkrankheit Chytridiomykose eine Pilzerkrankung, deren Erreger der Chytridpilz Batrachochytrium dendrobaditis ist. Todesfälle sind auch in Bayern belegt, aber es konnte noch kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Chytridpilzes und dem Rückgang von Arten festgestellt werden. Vor wenigen Jahren ist in Deutschland ein weiterer Chytridpilz nachgewiesen worden, der sogenannte „Salamanderfresser-Pilz“ Batrachochytrium salamandrivorans. Er kann fast alle heimischen Salamander- und Molcharten befallen. Lokal wurden auch bereits Massensterben beim Feuersalamander beobachtet. Um eine Verschleppung dieser Krankheiten vorzubeugen, sollten daher bei der Kartierung und beim Umgang mit Amphibien bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Das LfU hat dazu Empfehlung in Form eines „Hygiene-Protokolls für die Kartierung von Amphibien, Libellen und Krebsen“ erstellt.
Als eine Konsequenz der Gefährdungssituation wurden zahlreiche Amphibien-Arten in die Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz "FFH-Richtlinie") aufgenommen. Im Anhang II – Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen – finden sich die Gelbbauchunke und der Kammmolch. Im Anhang IV – streng zu schützende Arten für die bei einer Zulassung und Ausführung von Vorhaben die Auswirkungen auf die Arten zu prüfen sind, die sogenannte "spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP)" – sind neben Kammmolch und Gelbbauchunke noch neun weitere Arten aufgeführt: Geburtshelferkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte, Laubfrosch, Knoblauchkröte, Kleiner Wasserfrosch, Moorfrosch, Springfrosch und Alpensalamander.
Auf den Internet-Seiten des LfU können Sie sich über die FFH-Richtlinie und die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) weiter informieren:
Eine weitere Möglichkeit den Arten zu helfen, stellen Artenhilfsprogramme dar, bei denen versucht wird, die Lebensraumsituation der am stärksten gefährdeten Amphibienarten zu verbessern. Artenhilfsprogramme gibt es aktuell für folgende Amphibienarten: Geburtshelferkröte, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte und Moorfrosch.
Weiterführende Informationen
Links
- Amphibienkartierung
- Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern e.V. – LARS
- Bund Naturschutz in Bayern: Amphibien
- Schweizer Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz – KARCH: mit umfangreichen Artsteckbriefen, Praxismerkblättern und sonstigen Informationen zum Amphibien- und Reptilienschutz
- Verein "Wildtier Schweiz" - Projekt Bauen & Tiere: hier finden Sie zahlreiche Anregungen wie Sie in Ihrem Garten und im Siedlungsbereich für Amphibien und andere Tiergruppen gute Lebensbedingungen schaffen können