PRESSEMITTEILUNG

Vogelschutz in Bayern: Nr. 33 / Dienstag, 24. Juli 2012

Schwalben brauchen Schlamm / Pilotprojekt leistet Nestbauhilfe

LfU-Präsident Kumutat appelliert zum Mitmachen: „Mit wenigen Schlammpfützen kann den Schwalben eines ganzen Dorfes geholfen werden“

Quelle: LfU
+++ Es gibt immer weniger Mehl- und Rauchschwalben. „Wesentliche Ursache für den Rückgang der Schwalben ist ein Mangel an geeignetem Nistmaterial für den Nestbau“, erläutert der Präsident des Landesamtes für Umwelt (LfU), Claus Kumutat heute in der Gemeinde Krün (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) bei der Vorstellung eines Pilotprojektes der staatlichen Vogelschutzwarte des LfU. Untersucht wird, wie man mit einfachen Mitteln Nistmaterial für die Lehmnester bereitstellen kann. Ursache für den Baustoffmangel ist u. a. die Versiegelung von Freiflächen. Natürliche und künstlich angelegte Schlammpfützen bieten Baumaterial mit geeigneter Konsistenz für den Nestbau von Schwalben, erläutert Kumutat. Ziel des Projektes sei es, den Bruterfolg der Tiere zu steigern. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen dazu beitragen, den Schwalbenbestand auch überregional zu fördern. +++

Das Projekt in der Gemeinde Krün und im Markt Garmisch-Patenkirchen läuft bis Ende August. Zwei Teilnehmerinnen des Freiwilligen Ökologischen Jahres an der Vogelschutzwarte des LfU legen künstliche Schlammpfützen an. Diese werden zusammen mit einigen natürlichen Pfützen bei trockener Witterung während der gesamten Brutsaison von Mai bis August bewässert. So wird den Schwalben ständig feuchte, lehmige Erde für das Anlegen ihrer filigranen, halbkugelförmigen Nestkonstruktion angeboten. Kumutat appellierte an die Bürgerinnen und Bürger mitzumachen: „Mit wenigen Schlammpfützen kann den Schwalben eines ganzen Dorfes geholfen werden“. Die Vogelschutzwarte berät Bürgerinnen und Bürgern: Neben dem Anlegen von Schlammpfützen auch bei weiteren Maßnahmen zum Schutz der Schwalben, wie beispielsweise dem Anbringen geeigneter Nisthilfen an Gebäuden.

Faktenkasten Schwalben

  • Schwalben sind Zugvögel, die zur Überwinterung bis ins tropische Afrika ziehen und zum Brüten von April bis September in Mitteleuropa verweilen.
  • Brutzeit ist von Mai bis Anfang September. Bei günstiger, warmer Witterung sind 2-3 Bruten im Jahr möglich.
  • Die Bestände von Rauch- und Mehlschwalbe gehen in den letzten Jahren in ganz Deutschland zurück; in Deutschland und in Bayern sind Rauch- und Mehlschwalben zwischenzeitlich in der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel in der „Vorwarnstufe“ aufgeführt; d. h. bei fortdauernder negativer Entwicklung würden sie schon bald in eine Gefährdungsstufe der Roten Liste aufgenommen werden.
  • Deutschland- und bayernweit wird der Bestandsrückgang der Rauch- und Mehlschwalben seit 1980 auf 20-50 Prozent beziffert.
  • In Bayern gibt es vier Arten von Schwalben, die sich heute neben dem Aussehen durch die Wahl ihrer Brutorte unterscheiden: Rauchschwalben brüten in Ställen; Mehlschwalben bringen ihre Nester an Außenwänden von Gebäuden an; Felsenschwalben legen ihre Nester an Felswände, Gebäude oder Brücken; Uferschwalben graben Bruthöhlen in Steilhänge aus Sand oder Kies.
  • Hauptursachen für den Schwalbenrückgang sind der Mangel an Nistmaterial durch Versiegelung von Freiflächen, wie z. B. von (Verkehrs-)Wegen, Hof- und Parkplatzflächen sowie um Fütterungsstellen und Tränken. Durch die Abnahme von landwirtschaftlichen Gehöften – insbesondere von Ställen schwinden die Nistmöglichkeiten in- und außerhalb von Gebäuden.
  • Die Schwalbe ist ein enger Wegbegleiter des Menschen: ihr Flugverhalten signalisiert Kundigen einen Wetterumschwung, für die Landwirtschaft mit Viehhaltung ist sie ein dienlicher Insektenvertilger und in zahlreichen Bauernregeln stellt sie den Protagonisten – wie z.B. in der bekanntesten: Eine Schwalbe macht noch keine Sommer.



Weitere Informationen zu Artenschutzprogrammen
Neben dem Pilotprojekt zur Förderung von Schwalbenbrutpaaren betreut das LfU noch weitere Artenhilfsprogramme, darunter für 40 für Tiere und 45 für Pflanzen. Eine Übersicht über die Bayerischen Artenhilfsprogramme bietet das LfU unter:
www.lfu.bayern.de/natur.

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Stellvertretung
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