PRESSEMITTEILUNG

Geologie: Nr. 27 / Dienstag, 22. Mai 2012

Lebende „Tropfsteine“ im Allgäu entdeckt

„Einzigartiges Naturphänomen - Exotische Glibber-Fäden aus Bakterien wuchern in altem Heilwasser-Stollen – Jod-reiches Quellwasser verantwortlich“

Quelle: LfU
+++ Lebende „Tropfsteine“ entdeckten Geologen in einem alten Heilwasser-Stollen bei Kempten (Lkr. Oberallgäu). „Gallertartige milchig-weiße Fäden bedecken die gesamte Decke und Schleim überzieht dick alle Wände des unterirdischen Stollens“, so beschreibt Roland Eichhorn, Chef-Geologe am Landesamt für Umwelt, das ungewöhnliche Naturphänomen in Sulzbrunn. Die Hydrogeologen stießen auf die exotischen Tropfsteine bei der routinemäßigen Beprobung der dortigen unterirdi-schen Jod-Quelle. Bei den Glibber-Fäden und dem schleimigen Belag handelt es sich um einen so genannten Biofilm, der von stäbchenförmigen Bakterien gebildet wird. Diese sind offensichtlich durch die sehr speziellen Lebensbedingungen in dem Heilwasser-Stollen gewachsen. Eichhorn: „Das Heilwasser muss Gesteine durch-strömt haben, die sehr jodreich sind.“ Das könnten z.B. Meeresablagerungen sein, in denen lokal viele Algen versteinerten. Denn Algen können sehr jodreich sein. +++

Das vermutlich aus größerer Tiefe aufsteigende Quellwasser wurde noch vor 60 Jahren im ehemaligen Jodbad Sulzbrunn für Heilzwecke genutzt. Die gemessene Jodkonzentration in dem Quellwasser beträgt 20 Milligramm je Liter. Das bedeutet, dass bereits ein Liter dieses Heilwassers das Hundertfache des täglichen Jodbe-darfs eines Menschen enthält. Den Bakterien dienen die mit dem Quellwasser auf-steigenden Gase wie z.B. Methan als Nährstoffquelle. Die ungewöhnlichen Umwelt-bedingungen an der unterirdischen Jod-Quelle haben die einmalige Naturerschei-nung bewirkt. Biofilme sind älteste Lebensformen, die bereits vor 3,25 Milliarden Jahren existierten. Die Herkunft des Jods ist für Heilzwecke von Interesse; Jod-Unterversorgung verursacht beim Menschen Schilddrüsen-Probleme und Kropf.

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