Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/schlecht

Verbreitung und Bestandssituation

Der Kammmolch kommt von Westfrankreich bis zum Ural, von Südskandinavien bis zum Schwarzen Meer vor.

In Deutschland ist die Art weit verbreitet, wenngleich sein Verbreitungsgebiet immer wieder Lücken aufweist. Dies ist primär auf die Zerstörung seiner Lebensräume zurückzuführen, u.a. aufgrund einer Beeinträchtigung durch Nährstoffe und Biozide aus der Landnutzung. Daneben trug auch die Zerschneidung seiner Lebensraumkomplexe durch Verkehrstrassen zu seiner Dezimierung bei. Er fehlt vor allem in den höheren Lagen und in ackerbaulich dominierten Gebieten.

In Bayern gehört der Kammmolch zu den seltenen Amphibienarten.

Fundortkarte

Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5426 Hilders
5427 Helmershausen
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5527 Mellrichstadt
5624 Bad Brückenau
5625 Wildflecken
5626 Sandberg
5628 Bad Königshofen i.Grabfeld
5629 Römhild
5630 Bad Rodach
5631 Meeder
5632 Neustadt b.Coburg
5636 Naila
5637 Hof
5724 Zeitlofs
5725 Stangenroth
5726 Bad Kissingen Nord
5731 Coburg
5732 Sonnefeld
5733 Kronach
5735 Schwarzenbach a.Wald
5737 Schwarzenbach a.d.Saale
5738 Rehau
5824 Gräfendorf
5826 Bad Kissingen Süd
5827 Maßbach
5829 Hofheim i.UFr.
5831 Seßlach
5832 Lichtenfels
5833 Burgkunstadt
5834 Kulmbach
5838 Selb
5924 Gemünden a.Main
5925 Gauaschach
5926 Geldersheim
5927 Schweinfurt
5928 Obertheres
5929 Haßfurt
5930 Ebern
5931 Ebensfeld
5935 Marktschorgast
5936 Bad Berneck i.Fichtelgeb.
5937 Fichtelberg
5938 Marktredwitz
5939 Waldsassen
6024 Karlstadt
6025 Arnstein
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6029 Knetzgau
6030 Eltmann
6031 Bamberg Nord
6032 Scheßlitz
6034 Mistelgau
6035 Bayreuth
6037 Ebnath
6039 Mitterteich
6120 Obernburg a.Main
6124 Remlingen
6127 Volkach
6128 Ebrach
6129 Burgwindheim
6131 Bamberg Süd
6132 Buttenheim
6133 Muggendorf
6135 Creußen
6136 Kirchenlaibach
6137 Kemnath
6139 Falkenberg
6140 Tirschenreuth
6222 Stadtprozelten
6224 Helmstadt
6225 Würzburg Süd
6226 Kitzingen
6227 Iphofen
6228 Wiesentheid
6230 Höchstadt a.d.Aisch
6231 Adelsdorf
6232 Forchheim
6234 Pottenstein
6235 Pegnitz
6237 Grafenwöhr
6239 Neustadt a.d.Waldnaab
6240 Flossenbürg
6322 Hardheim
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6328 Scheinfeld
6329 Baudenbach
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6332 Erlangen Nord
6333 Gräfenberg
6335 Auerbach i.d.OPf.
6337 Kaltenbrunn
6338 Weiden i.d.OPf.
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6429 Neustadt a.d.Aisch
6431 Herzogenaurach
6432 Erlangen Süd
6434 Hersbruck
6435 Pommelsbrunn
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6437 Hirschau
6440 Moosbach
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6529 Markt Erlbach
6530 Langenzenn
6531 Fürth
6532 Nürnberg
6533 Röthenbach a.d.Pegnitz
6535 Alfeld
6536 Sulzbach-Rosenberg Süd
6537 Amberg
6538 Schmidgaden
6540 Oberviechtach
6627 Rothenburg ob der Tauber
6628 Leutershausen
6629 Ansbach Nord
6631 Roßtal
6633 Feucht
6634 Altdorf b.Nürnberg
6637 Rieden
6727 Schillingsfürst
6728 Herrieden
6729 Ansbach Süd
6730 Windsbach
6732 Roth
6733 Allersberg
6734 Neumarkt i.d.OPf.
6735 Deining
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6739 Bruck i.d.OPf.
6741 Cham West
6829 Ornbau
6831 Spalt
6833 Hilpoltstein
6840 Reichenbach
6841 Roding
6927 Dinkelsbühl
6928 Weiltingen
6929 Wassertrüdingen
6930 Heidenheim
6934 Beilngries
6936 Hemau
6941 Stallwang
7031 Treuchtlingen
7034 Kipfenberg
7038 Bad Abbach
7041 Münster
7042 Bogen
7129 Deiningen
7130 Wemding
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
7134 Gaimersheim
7137 Abensberg
7143 Deggendorf
7228 Neresheim-Ost
7229 Bissingen
7230 Donauwörth
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7246 Tittling
7328 Wittislingen
7329 Höchstädt a.d.Donau
7331 Rain
7333 Karlshuld
7334 Reichertshofen
7340 Dingolfing West
7342 Landau a.d.Isar
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7346 Hutthurm
7347 Hauzenberg
7348 Wegscheid
7427 Sontheim a.d.Brenz
7428 Dillingen a.d.Donau West
7429 Dillingen a.d.Donau Ost
7433 Schrobenhausen
7434 Hohenwart
7435 Pfaffenhofen a.d.Ilm
7437 Bruckberg
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7441 Frontenhausen
7442 Arnstorf
7528 Burgau
7530 Gablingen
7534 Petershausen
7535 Allershausen
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7625 Ulm-Südwest
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7636 Freising Süd
7642 Wurmannsquick
7643 Tann
7644 Triftern
7645 Rotthalmünster
7727 Buch
7732 Mammendorf
7736 Ismaning
7740 Ampfing
7742 Altötting
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7831 Egling a.d.Paar
7832 Türkenfeld
7833 Fürstenfeldbruck
7834 München-Pasing
7836 München-Trudering
7837 Markt Schwaben
7838 Albaching
7839 Haag i.OB
7840 Kraiburg a.Inn
7841 Garching a.d.Alz
7842 Burghausen
7928 Mindelheim
7929 Bad Wörishofen
7930 Buchloe
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7937 Grafing b.München
7938 Steinhöring
7939 Wasserburg a.Inn
7940 Obing
7941 Trostberg
7942 Tittmoning
7943 Tittmoning Ost
8027 Memmingen
8028 Markt Rettenbach
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8030 Waal
8031 Denklingen
8032 Dießen a.Ammersee
8033 Tutzing
8034 Starnberg Süd
8038 Rott a.Inn
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8042 Waging a.See
8043 Laufen
8127 Bad Grönenbach
8128 Obergünzburg
8129 Kaufbeuren
8130 Bidingen
8132 Weilheim i.OB
8135 Sachsenkam
8141 Traunstein
8142 Teisendorf
8143 Freilassing
8227 Kempten (Allgäu)
8229 Marktoberdorf
8230 Lechbruck
8233 Iffeldorf
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8243 Bad Reichenhall
8325 Wangen im Allgäu Ost
8326 Isny im Allgäu Süd
8327 Buchenberg
8329 Nesselwang Ost
8331 Bad Bayersoien
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8336 Rottach-Egern
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8424 Lindau (Bodensee)
8425 Weiler-Simmerberg
8430 Füssen
8433 Eschenlohe
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Der Kammmolch hält sich lange im Wasser auf. Er nutzt dabei ein großes Spektrum an stehenden Gewässern sowohl im Wald als auch im Offenland, von Weihern in verschiedensten Abbaustellen über Teiche und Regenrückhaltebecken bis hin zu Altwässern, Gräben und Weihern in Auen. Nur stark saure Gewässer und solche mit viel Faulschlamm (z. B. wegen starken Laubeintrags) werden gemieden. Optimal sind nicht zu kleine, besonnte, fischfreie und "stabile" Stillgewässer, die neben vielen (Unter-)Wasserpflanzen auch noch pflanzenfreie Schwimmzonen aufweisen. Wichtig sind geeignete Landlebensräume in der Nähe, beispielsweise Feucht- und Nasswiesen, Brachen oder lichte Wälder mit Tagesverstecken wie Steinhaufen, Holzstapel, Mäusebauen, Wurzelteller oder Totholz.

Wanderungen in die Laichgewässer finden von Februar bis Juni statt. Die Eier werden einzeln in eigens geformte "Taschen" von Wasserpflanzenblättern geklebt. Die Larven wandeln sich je nach Temperatur nach 2-4 Monaten in typische Molche um, die aber erst nach 2-3 Jahren geschlechtsreif werden.

Zwischen Juni und Oktober wandern die Kammmolche von den Gewässern wieder ab. Außerdem sind zwischen September und Dezember auch noch Herbstwanderungen der Kammmolche bekannt, entweder schon zum Überwintern wieder in die Laichgewässer oder in die Winterquartiere. Manche Individuen überwintern in Verstecken an Land, andere auch im Gewässer.

An Land gehen erwachsene Kammmolche nachts auf Nahrungssuche und erbeuten diverse Kleintiere (Insekten, Würmern, Schnecken usw.); im Wasser fressen sie Insektenlarven, Wasserasseln oder -schnecken, aber auch Amphibienlarven und -eier. Die Larven fressen entsprechend kleinere Wassertiere wie Wasserflöhe oder Dipterenlarven.

Kammmolche können bis in über 1000 m weit zwischen Winterquartieren und Laichgewässern wandern. Ein großer Teil der Population verbleibt jedoch im direkten Umfeld, meist in einem Umkreis von einigen hundert Metern um die Laichgewässer.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Intensivierung der teichwirtschaftlichen oder fischereilichen Nutzung in Teichen und Weihern, insbesondere vollständiges Ausräumen der Vegetation,
  • Habitatverluste durch
  • Absenkung des Grundwassers durch die Eintiefung von Fließgewässern, wodurch Kleingewässer in den Auen zu schnell (= während der Larvalentwicklung) trocken fallen bzw. erst gar nicht mehr entstehen,
  • Einschränkungen der Hochwasserdynamik mit einhergehendem Verlust der Standortvielfalt in der Aue,
  • Rekultivierung von Abbaustellen mit Beseitigung von Gewässern und Kleinstrukturen,
  • Wegfall von Kleinabbaustellen,
  • Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen,
  • Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren,
  • Ausbringung von Fischen in Laichgewässer,
  • Gewässerbelastung durch Schadstoffe i.w.S.,
  • zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Anlage geeigneter Laichgewässer oder deren Wiederherstellung (z. B. durch vorsichtige Entlandung)
  • Besonnung von Laichgewässern optimieren, z. B. südseitig Bäume zurücknehmen
  • Extensive Nutzung von Teichen und Förderung der Gewässervegetation
  • Erhalt und Förderung von Strukturen wie liegendes Totholz als Überwinterungsversteck im direkten Umfeld von Gewässerhabitaten.
  • Erhalt bzw. Förderung von fischfreien Gewässern
  • Abfischen von Gewässern (insbesondere bei gebietsfremden Arten wie Goldfischen)
  • Renaturierung von Fließgewässern, um eine standortliche Vielfalt wiederherzustellen, insbesonders um die Bildung von Überschwemmungstümpeln zu ermöglichen
  • Anlage von Pufferstreifen, um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, sowie Umwandlung von Ackerflächen in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld

Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein.

Sonstige Hinweise

Der tatsächliche Gesamtflächenbedarf einer Kammmolch-Population ist praktisch nicht ermittelbar. Selbst bei der Untersuchung von Einzeltieren oder einer Teilpopulation mit großem Aufwand, z. B. mittels Telemetrie, lässt sich nur die Habitatnutzung einer kurzen Zeitspanne ermitteln. Insofern ist bei Planungen immer der "worst case" zu berücksichtigen, d. h. insbesondere für Zerschneidungswirkungen ein Umkreis von mind. 1 km um festgestellte oder potenzielle Laichgewässer anzusetzen.

Ergänzende Informationen

DROBNY, M. & ENGLMAIER, I. (2019): Kammmolch Triturus cristatus (Laurenti, 1768), S. 152-161. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.

Günther, R. (1996) - Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Jena, 825 S.

Kuhn, J. (2001): Der Kammolch Triturus cristatus in Bayern: Verbreitung, Gewässerhabitate, Bestands- und Gefährdungssituation sowie Ansätze zu einem Schutzkonzept. Rana, Sonderheft 4:107-123.

Thiesmeier, B. , Kupfer, A. & R. Jehle (2009): Der Kammmolch - ein Wasserdrache in Gefahr. - Bochum, 160 S.

Artensteckbrief der Koordinationsstelle zum Schutz für Amphibien und Reptilien der Schweiz, karch