Das Areal des Kranichs erstreckt sich von Nord- und Mitteleuropa bis Ostsibirien, in Vorderasien gibt es isolierte Vorkommen, die fast bis in den Mittelmeerraum reichen.

Der Kranich ist in Bayern nach dem Erlöschen der Brutvorkommen im 19. Jahrhundert wieder lokal verbreitet. Nachweise von erfolgreichen Bruten stammen aus den Regierungsbezirken Oberpfalz und Oberbayern.

Kraniche brüteten bis in die Zeit zwischen 1860 und 1880 in den Mooren nördlich von München, in den voralpinen Mooren (z. B. Murnauer Moos) noch bis Ende des 19. Jh.

Durch die Zunahme der Art in verschiedenen europäischen Ländern häufen sich auch in Bayern die Beobachtungen zur Brutzeit. Einzelne übersommernde Paare sind auf störungsfreie Gebiete angewiesen, um sich als Brutvögel etablieren zu können.

Seit etwa Mitte der 1990er Jahre haben sich die Bestände des Kranichs in Nord- und Ostdeutschland etwa verzehnfacht und das besiedelte Areal hat sich um rund 80 % ausgedehnt (Mewes 2010). Die Wiederbesiedelung Bayerns resultiert auch mit einer Verlagerung der Verbreitungsgrenzen Mitteleuropas nach Südwesten. Eine weitere Zunahme der Bestände erscheint daher durchaus wahrscheinlich.

Brutbestand: 12-15 Brutpaare (VSW 2016)

Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme um mehr als 20 %

In den Hauptverbreitungsgebieten in Nord- und Osteuropa besiedelt die Art feuchte Nieder- und Hochmoore, Bruchwälder und Sümpfe. Auf dem Herbstdurchzug erscheinen Tiere aus Schweden, Polen und Ostdeutschland. Als Rastgebiete werden weiträumige, offene Moor- und Heidelandschaften sowie großräumige Bördelandschaften bevorzugt. Geeignete Nahrungsflächen sind abgeerntete Hackfruchtäcker, Mais- und Wintergetreidefelder sowie feuchtes Dauergrünland. Als Schlafplätze können störungsarme Flachwasserbereiche von Stillgewässern oder unzugängliche Feuchtgebiete in Sumpf- und Moorgebieten, aber auch Rieselfelder oder Sickerbecken aufgesucht werden.

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: Ankunft im Brutgebiet ab Mitte Februar, Wegzug ab Anfang Oktober

Brut: Bodenbrüter, Nest großer Bau aus Pflanzenmaterial der Umgebung an und im Wasser

Brutzeit: Anfang März bis Ende Juli; Legebeginn ab Mitte März

Tagesperiodik: überwiegend tagaktiv

Zug: tags und nachts

Der Kranich ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.

Lebensraumzerstörung durch Entwässerung, Grundwasserabsenkung, Fließgewässerausbau, Feuchtwiesen- und Grünlandumbruch, Denaturierung von Mooren, Torfabbau, Aufforstungen, Landerschließung und Industrialisierung

Störungen (z. B. durch ein zu dichtes Wegenetz) bewirken einen geringeren Bruterfolg oder sogar Brutaufgabe.

Lightshows mit Lasern und Skybeamern können bei ziehenden Kranichen Desorientierung bewirken, die u. U. zu tödlichen Unfällen führen (Schmid et al. 2012).

Verluste an Freileitungen, Wildzäunen, Sendemasten, (Windkraftanlagen) etc. kommen hinzu.

• Erhalt und Schutz von großräumig halboffenen Niedermooren, feuchten Senken und staunassen Bruchwäldern

• Wiedervernässung drainierter Moore, Bruchwälder etc.

• Gebietsankauf und Schutzgebiets-Management

• Schutz vor Störungen durch Besucherlenkung und -information

• Sicherung von gefährlichen Masten und Freileitungen

• Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 500 m um bekannte Neststandorte um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)

Mewes, W. (2010): Die Bestandsentwicklung, Verbreitung und Siedlungsdichte des Kranichs Grus grus in Deutschland und seinen Bundesländern.Vogelwelt 131: 75-107.

Schmid, H., W. Doppler, D. Heynen, M. Rössler (2012): Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht. - Schweizerische Vogelwarte Sempach. 60 S., Sempach.

Weiterführende Literatur:

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.