Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii)

Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Günstig
2526708
Foto: Dr. Simon Ripperger

Verbreitung und Bestandssituation

Die Nordfledermaus ist von Mittel- und Nordeuropa über Russland und Nordwestchina bis Japan anzutreffen.

In Europa ist sie vor allem in borealen, d. h. kalt-gemäßigten, eher kontinentalen Regionen und in montanen Gebieten angesiedelt. Die Nordfledermaus ist die einzige Fledermausart, die den Polarkreis erreicht. In Deutschland ist sie vor allem in den Alpen und den Mittelgebirgen verbreitet. Einige wenige Vorkommen bestehen im Flachland Brandenburgs und Mittelfrankens. In Bayern besiedelt die Nordfledermaus die östlichen Mittelgebirge vom Frankenwald bis in den Bayerischen Wald sowie die Alpen, das Alpenvorland und die nördliche Frankenalb relativ häufig. Verkommen in den restlichen Teilen Bayerns sind sehr selten und beschränken sich meistens auf Einzelnachweise. Einzelne Wochenstuben sind beispielsweise in den Landkreisen Ansbach, Starnberg und in Ingolstadt nachgewiesen. Im Winter befindet sich die höchste Dichte der Art im Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirge, im Oberpfälzer und Bayerischen Wald und in der Frankenalb.

Fundortkarte

Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5534 Lehesten
5625 Wildflecken
5632 Neustadt b.Coburg
5633 Sonneberg
5634 Teuschnitz
5635 Nordhalben
5636 Naila
5637 Hof
5723 Altengronau
5726 Bad Kissingen Nord
5734 Wallenfels
5735 Schwarzenbach a.Wald
5738 Rehau
5824 Gräfendorf
5827 Maßbach
5832 Lichtenfels
5835 Stadtsteinach
5836 Münchberg
5837 Weißenstadt
5838 Selb
5839 Schönberg
5923 Rieneck
5935 Marktschorgast
5936 Bad Berneck i.Fichtelgeb.
5937 Fichtelberg
5938 Marktredwitz
5939 Waldsassen
6030 Eltmann
6031 Bamberg Nord
6032 Scheßlitz
6033 Hollfeld
6035 Bayreuth
6037 Ebnath
6038 Waldershof
6039 Mitterteich
6041 Mähring
6123 Marktheidenfeld
6130 Burgebrach
6131 Bamberg Süd
6132 Buttenheim
6133 Muggendorf
6134 Waischenfeld
6138 Erbendorf
6139 Falkenberg
6140 Tirschenreuth
6222 Stadtprozelten
6225 Würzburg Süd
6229 Schlüsselfeld
6231 Adelsdorf
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6234 Pottenstein
6235 Pegnitz
6239 Neustadt a.d.Waldnaab
6240 Flossenbürg
6327 Markt Einersheim
6331 Röttenbach
6332 Erlangen Nord
6333 Gräfenberg
6334 Betzenstein
6335 Auerbach i.d.OPf.
6338 Weiden i.d.OPf.
6339 Waldthurn
6432 Erlangen Süd
6434 Hersbruck
6435 Pommelsbrunn
6438 Schnaittenbach
6439 Tännesberg
6440 Moosbach
6527 Burgbernheim
6535 Alfeld
6536 Sulzbach-Rosenberg Süd
6537 Amberg
6538 Schmidgaden
6539 Nabburg
6540 Oberviechtach
6541 Tiefenbach
6632 Schwabach
6638 Schwandorf
6639 Wackersdorf
6640 Neunburg vorm Wald
6641 Rötz
6642 Waldmünchen
6643 Furth i.Wald
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6739 Bruck i.d.OPf.
6740 Neukirchen-Balbini
6741 Cham West
6742 Cham Ost
6743 Neukirchen b.Hl.Blut
6828 Feuchtwangen Ost
6829 Ornbau
6830 Gunzenhausen
6837 Kallmünz
6838 Regenstauf
6839 Nittenau
6840 Reichenbach
6841 Roding
6842 Miltach
6843 Kötzting
6844 Lam
6845 Bayerisch Eisenstein
6928 Weiltingen
6930 Heidenheim
6931 Weißenburg i.Bay.
6937 Laaber
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
6942 Sankt Englmar
6943 Viechtach
6944 Bodenmais
6945 Zwiesel
6946 Hirschbach
7031 Treuchtlingen
7032 Bieswang
7037 Kelheim
7041 Münster
7042 Bogen
7043 Ruhmannsfelden
7044 Regen
7045 Frauenau
7046 Spiegelau
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
7135 Kösching
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7144 Lalling
7146 Grafenau
7147 Freyung
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7239 Mallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7245 Schöllnach
7246 Tittling
7247 Waldkirchen
7334 Reichertshofen
7341 Dingolfing Ost
7344 Pleinting
7345 Vilshofen
7346 Hutthurm
7347 Hauzenberg
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7444 Aidenbach
7445 Ortenburg
7446 Passau
7447 Obernzell
7448 Untergriesbach
7537 Moosburg a.d.Isar
7541 Gangkofen
7542 Eggenfelden
7546 Neuhaus a.Inn
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7631 Augsburg
7635 Haimhausen
7636 Freising Süd
7637 Erding
7639 Velden
7645 Rotthalmünster
7646 Würding
7728 Krumbach (Schwaben)
7735 Oberschleißheim
7737 Altenerding
7738 Dorfen
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7741 Mühldorf a.Inn
7743 Marktl
7830 Schwabmünchen
7833 Fürstenfeldbruck
7835 München
7836 München-Trudering
7837 Markt Schwaben
7840 Kraiburg a.Inn
7841 Garching a.d.Alz
7842 Burghausen
7927 Amendingen
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7936 Zorneding
7939 Wasserburg a.Inn
7941 Trostberg
7942 Tittmoning
7943 Tittmoning Ost
8032 Dießen a.Ammersee
8033 Tutzing
8034 Starnberg Süd
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8042 Waging a.See
8043 Laufen
8130 Bidingen
8133 Seeshaupt
8136 Holzkirchen
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8143 Freilassing
8227 Kempten (Allgäu)
8231 Peiting
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8236 Tegernsee
8237 Miesbach
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8337 Josefsthal
8339 Oberaudorf
8341 Seegatterl
8342 Schneizlreuth
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8427 Immenstadt i.Allgäu
8429 Pfronten
8430 Füssen
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
8435 Fall
8442 Hirschbichl
8443 Königssee
8527 Oberstdorf
8531 Zugspitze
8532 Garmisch-Partenkirchen
8533 Mittenwald
8543 Funtensee
8727 Biberkopf
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Jagdgebiete der Nordfledermaus sind ausgedehnte Waldgebiete mit Nadel- und Laubbäumen sowie Gewässer, die nicht unbedingt in der Nähe der Wochenstuben liegen müssen. Aktionsradien von 10 km um ein Quartier sind bekannt, Aktionsräume von durchschnittlich 500 ha wurden mittels Radiotelemetrie nachgewiesen und insbesondere Männchen können bei nächtlichen Erkundungsflügen bis zum 70 km zurücklegen.

Die Tiere jagen häufig in einer Höhe von über fünf bis 20 Metern, oft über Seen und Bächen, aber auch über freien Flächen in Wäldern oder Siedlungen im schnellen, geschickten und wendigen Flug nach Insekten. In Ortschaften wird besonders häufig in den Lichtkegeln von Straßenlaternen mit hohem UV-Lichtanteil gejagt. Bei einem geringen Insektenaufkommen werden solche Stellen gegen Artgenossen verteidigt. Schlagopfer an Windenergieanlagen zeigen, dass sie gelegentlich auch deutlich höher fliegt. Je nach Lokalität fanden sich im Kot der Tiere große Anteile von Mücken (südwestliches Finnland), aber auch Schmetterlinge und Weichwanzen konnten häufig nachgewiesen werden (Tschechien).Bevorzugte Quartiertypen sind künstliche Spalten an Fassaden, Kaminen und anderen Stellen im Dachbereich. Wochenstuben befinden sich besonders häufig in der Dachschräge von Gebäuden zwischen Ziegelauflage und Holzverschalung und hinter Holzschindeln oder Schieferverkleidungen. Die Tiere können verschiedene Hangplätze unter dem gesamten Dach und bei Schlechtwetterperioden sogar die Wärme des Kamins nutzen. Regelmäßig sind sie auch hinter Holzverkleidungen oder unter der Eternitverkleidung an Hochhäusern zu finden.

Die Wochenstuben werden von Mai bis etwa Anfang August besiedelt. Die größte Anzahl an Tieren in den Quartieren tritt etwa im Juni auf. Der Geburtszeitraum liegt meistens im Juni. Mit vier Wochen sind die Jungtiere bereits selbstständig; Die Weibchen kehren im Folgejahr an den Ort ihrer Geburt zurück, auch wenn sie meist erst ein Jahr später an der Reproduktion teilnehmen.

Ihren Behausungen bleiben die Tiere oft sehr treu; so wurde Tiere beobachtet, die trotz intensiver Renovierungsarbeiten das Quartier nicht verlassen haben. In Wochenstubenquartieren befinden sich meist 10-50 Individuen in einer Unterkunft, gelegentlich auch über 100 Tiere.

Einzeltiere nutzen im Sommer die gleichen Quartiertypen, in denen auch die Wochenstuben siedeln; sehr selten sind in Bayern Nachweise in Baumhöhlen.

An Schwärmquartieren erscheinen vor allem Männchen der Art bereits im Juli und damit rund einen Monat früher als die meisten anderen Fledermausarten.

In den Winterquartieren (Höhlen und Stollen) bleibt die Nordfledermaus von November bis März, spätestens bis Anfang April. Sie wird als kältetolerante Art angesehen, da die Wahl des Hangplatzes meistens auf die kälteren Eingangsbereiche, auf Kaltluftbereiche in Quartieren oder auf zugige Quartiere fällt, so dass die Tiere manchmal sogar unter Frosteinfluss hängen. Vermutlich überwintern Nordfledermäuse auch in tiefen, frostfreien Gesteinsspalten. Auch im Bodengeröll (Schotter, Geröllhalden) wurden Nordfledermäuse schon gefunden. Da im Winter in den unterirdischen Quartieren nur sehr wenige Tiere gefunden werden, erscheint es auch nicht ausgeschlossen, dass etliche Individuen in Gebäudespalten überwintern.

Die Nordfledermaus ist bayernweit gesehen selten, regional aber durchaus häufig. Der kurzfristige Trend gilt als stabil.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigung der Jagdlebensräume durch schleichende Habitatveränderungen
  • Beeinträchtigungen/Zerstörung der Wochenstubenquartiere an Gebäuden durch unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen oder Vertreibung
  • Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) und in den Quartieren (Holzschutzmittel)
  • Sonstige Störungen, z. B. Störungen im Winterquartier oder Lagerfeuer an Höhlen, die Schwarmquartiere sein können
  • Unfälle durch Windkraftanlagen; Katzenopfer

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhöhung / Sicherung eines hohen Quartierangebotes im Siedlungsraum (Spaltenquartiere im Dachbereich oder an Holz- oder Schieferverkleidungen)
  • Minimierung von Störungen an bekannten Winter- und Schwarmquartieren (Vergitterung, Besucherlenkung, Informationstafeln)
  • An Windkraftanlagen: Abschaltalgorithmen bei Vorkommen der Art

Sonstige Hinweise

Erhöhte Vorsicht ist geboten bei Sanierungs- und Renovierungsarbeiten von Gebäuden in den Hauptverbreitungsgebieten der Nordfledermaus, auch außerhalb der Wochenstubenzeit.

Eine aktuelle Studie dokumentiert eine dramatische Abnahme der Nordfledermaus in Schweden über die letzten dreißig Jahre, welche in den 1980er Jahren noch die häufigste Fledermausart darstellte. Als Ursache wird die sinkende Verfügbarkeit von Beuteinsekten vermutet. Daher sollte die Entwicklung der Populationsentwicklung auch in Bayern aufmerksam beobachtet werden.

Ergänzende Informationen

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Augsburg.

Nordfledermaus, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN

Fledermäuse an Gebäuden, LfU