Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Breitrand (Dytiscus latissimus)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Eurasisch, mit Nachweisen zwischen Ostfrankreich und Westsibirien.

Die größte europäische Schwimmkäferart wurde in Deutschland früher vielerorts gefunden, ist inzwischen aber überall vom Aussterben bedroht oder verschwunden. Aktuelle Nachweise liegen in Deutschland nur aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Bayern vor.

Für Bayern gab es lange Zeit vor allem historische Nachweise des Breitrands. In 2006 gelang ein Larvenfund im Craimoosweiher, Landkreis Bayreuth (Dettner & Kehl 2009). In den Jahren 2018 bis 2020 konnten dann am Truppenübungsplatz Grafenwöhr mehrere Individuen in mehreren Gewässern erfasst werden (Büttner 2020, nicht in Verbreitungskarte enthalten).

Fundortkarte

Breitrand (Dytiscus latissimus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
6135 Creußen
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Die Art besiedelt größere nährstoffarme Stillgewässer (Seen, Teiche, Weiher, auch Kiesgruben und Torfstiche; meist mindestens 0,1 ha) mit Flachwasserbereichen und gut ausgebildeter Wasser- und Verlandungsvegetation (Röhrichte, Seggenriede).

Die Paarung erfolgt im Herbst, die Eier werden erst im darauffolgenden Jahr ab März bis Mitte Mai in lebende Stängel und Blätter von stark assimilierenden Wasserpflanzen abgelegt. Die Larven schlüpfen bald darauf, entwickeln sich in besonnten, vegetationsreichen Flachwasserzonen mit einer Wassertiefe von 30 - 100 Zentimetern. Sie verpuppen sich bereits ca. 1,5 Monate später an Land in feuchten Erdhöhlen unter Moospolstern, Hölzern oder Steinen. Die Puppenruhe dauert ungefähr zwei Wochen. Die nachtaktiven, flugfähigen Käfer sind etwa ab Juli im Gewässer anzutreffen und überwintern in tieferem Wasser.

Als Nahrung dienen den Larven v. a. Wasserinsekten, den Imagines auch Aas und kranke Fische. Neue Gewässer werden fliegend besiedelt, auch Schwärmflüge im Sommer wurden beobachtet.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Nährstoffeinträge
  • intensive Fischhaltung (mit regelmäßigem Ablassen, Kalken und Entkrauten)
  • hoher Entenbesatz
  • Gewässerverbauung und Beschattung von Uferzonen

Möglicherweise spielen auch Konkurrenzphänomene mit anderen Wasserkäferarten bzw. mögliche Arealverschiebungen aufgrund der Klimaerwärmung eine Rolle.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

Keine; alle Gewässer mit aktuellen Vorkommen sind einschließlich ihrer Umgebung absolut schützenswert und dürfen nicht verändert werden.

Sonstige Hinweise

Breitrandkäfer werden gerne mit anderen Gelbrandkäfern der Gattung Dytiscus verwechselt, von welchen der Gemeine Gelbrandkäfer (Dytiscus marginalis) in Deutschland flächendeckend verbreitet und zuweilen auch nicht selten ist. Vom Gemeinen Gelbrandkäfer ist der Breitrand aber leicht durch die breit gerandeten Flügeldecken, die Körperlänge und -breite von 44 mm bzw. 25 mm, und die rötliche Unterseite zu unterscheiden.

Alle Neunachweise (gute Fotos genügen!) sind von Wasserkäfer-Experten zu bestätigen (z. B. Zoologische Staatssammlung München) und die Informationen sofort an das LfU weiterzuleiten.

Ergänzende Informationen

Dytiscus latissimus, Artenportrait, BfN

Büttner, R. (2020): Mehrere Nachweise von Dytiscus latissimus LINNAEUS, 1758 und Grapoderus bilineatus (DE GEER, 1774) auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr/Oberpfalz. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 20: 91-100, Bamberg.

Dettner, K. & Kehl, S. (2009): Die Wasserkäferfauna des Craimoosweihers und Flachweihers (Coleoptera: Hydradephaga mit einem Fund des seltenen Breitrandkäfers Dytiscus latissimus.- Ber. naturwiss. Ges. Bayreuth XXVI, 93-137.

Petersen, B.; Ellwanger, G.; Biewald, G.; Hauke, U.; Ludwig, G.; Pretscher, P.; Schröder, E.; Ssymank, A. (Bearb.) (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Bd.1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69/1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.): 378-387.

Hendrich, L.; Balke, M. (2002): Breitrand (Dytiscus latissimus) und Schmalbindiger Tauchflügelkäfer (Graphoderus bilineatus). In: Fartmann, T.; Gunnemann, H.; Salm, P.; Schröder, E.: Berichtspflichten in Natura 2000-Gebieten. Angewandte Landschaftsökologie 42: 301-305.

Hendrich, L.; Balke, M. (2000): Verbreitung, Habitatbindung, Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen der FFH-Arten Dytiscus latissimus Linnaeus, 1758 (Der Breitrand) und Graphoderus bilineatus (De Geer, 1774) in Deutschland (Coleoptera: Dytiscidae). Insecta 6: 98-114.