Weißstorch - Bestand und Gefährdung

Der Weißstorch ist in Europa, Nordafrika und Asien zu finden. In Deutschland liegt sein Verbreitungsschwerpunkt in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Innerhalb Bayerns konzentriert sich der Bestand auf die größeren Flussläufe, Feucht- und Weihergebiete. Schwerpunkte sind Altmühl, Wörnitz und Aisch-Regnitzgrund innerhalb Mittelfrankens, die Naab mit ihren Zuflüssen innerhalb der Oberpfalz sowie die durch mehrere Regierungsbezirke fließende Donau mit den schwäbischen Flüssen Mindel, Zusam und Lech, das Donaumoos und die Paar im Bereich Oberbayern sowie Abens und Große und Kleine Laaber in Niederbayern.

Besetzte und unbesetzte Horste 2016

Gab es in Bayern Anfang des letzten Jahrhunderts noch über 250 Storchenpaare, sank dieser Bestand mit mehreren Schwankungen rapide ab bis auf einen Tiefpunkt im Jahr 1988 mit nur noch 58 Paaren. Seitdem ist ein stetiger Anstieg des Bestandes zu verzeichnen. 2016 wurden mit 421 Paaren ein Bestandsrekord in Bayern erreicht.

Der Weißstorch ist eine Leitart für offene, grünlandgeprägte und großräumige Flussauen, Niederungen und Teichlandschaften. Als so genannter Kulturfolger ist er an die Nutzung von vom Menschen geschaffenen Lebensräumen angepasst und sogar darauf angewiesen.

Mit Einführung der Technik, also der Motorisierung in der Landwirtschaft mit immer größeren Traktoren, Mähmaschinen etc., dem verstärkten Einsatz von Kunstdünger, dem Umbruch von Wiesen in Äcker, durch Flurbereinigungen und Flussbegradigungen, durch Überbauung von Nahrungsflächen durch Straßen oder den Bau von Siedlungen und Gewerbegebieten gingen ganze Landstriche für den Weißstorch verloren, so zum Beispiel große Teile des Maintals mit Einzugsbereich.

Neben dem direkten Verlust von Lebensräumen stellt gerade die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung für den Storch einen großen Einschnitt in seinen Lebensraum dar, da sie zu einer qualitativen Änderung der Flächen führt. Die heute häufig dominierenden Intensivwiesen und -weiden, bieten den Nahrungstieren des Weißstorchs – Kleinsäugern, Fröschen, Eidechsen Heuschrecken und anderen Insekten – selbst dort, wo die Landschaft noch grün und naturnah erscheint, keinen Lebensraum mehr. Die Flächen sind damit für den Storch nicht mehr nutzbar.

Auf Grund der immer intensiveren Nutzung der Flussauen durch den Menschen ist der Weißstorch besonders stark gefährdet. Dieser Nutzungswandel vollzieht sich immer schneller, ohne den an bisherige Nutzungsformen angepassten Tier- und Pflanzenarten eine Chance auf Anpassung zu lassen.

Diese Storchenfamilie hat sich für einen Jägerstand als Horstplatz entschieden. Doch die Idylle trügt etwas: In unmittelbarer Nähe des Jägerstandes, den man im Hintergrund noch erkennen kann, wurden Baumaßnahmen durchgeführt, die zu Verlusten von Nahrungsflächen führten; Fotos: links Hans-Joachim Fünfstück, rechts Dr. A. Prestele

Nach wie vor gibt es an Mittelspannungsleitungen durch Stromschlag getötete Weißstörche – und das obwohl seit 2012 die gesetzliche Frist zur Entschärfung der gefährlichen Masten verstrichen ist. Zusätzlich gibt es jährlich Totesopfer durch Anflug an Leitungen, vor allem bei Hochspannungstrassen.

Dazu kommen weitere direkte Verluste durch Kollisionen mit Verkehrsmitteln (Auto, Eisenbahn, sogar auf Kollisionen mit Flugzeugen während des Zuges gibt es Hinweise), indirekte Vergiftung zum Beispiel durch das Fressen von Mäusen, die mit Rodentizid (Mittel zum Töten Nagetieren) bekämpft wurden oder vereinzelt auch die (verbotene) Jagd auf einzelne Tiere.

Weißstorch mit Brandverletzungen an Federkleid und Füßen; Foto: Hans-Joachim Fünfstück
Für viele Weißstörche ist der Flug in die Winterquartiere zu anstrengend, wie für dieses Tier, das in Nordafrika verdurstete; Foto: Hans-Joachim Fünfstück

Doch nicht nur hier bei uns droht dem Storch Gefahr. Auf seinem Weg ins Winterquartier wird er selbst gejagt, wenn er Rast macht, um nach Nahrung zu suchen. Dazu kommt der Verlust der Winterquartiere (Trockenheit in der Sahelzone in den achtziger Jahren) oder der Durchzugsgebiete durch Nutzungsänderung (Landwirtschaft, Ent- oder Bewässerung) oder Verschiebung von klimatischen Bedingungen.

Auch stellt die Bekämpfung von Schädlingen, wie zum Beispiel der Wanderheuschrecken in Afrika durch den Einsatz von bei uns schon lange verbotenen Pflanzenschutzmitteln wie DDT und Lindan in großen Mengen ein Problem dar. Störche sind bei der Wahl ihrer Nahrungsinsekten wenig wählerisch und fressen zuweilen Tausende der vergifteten Heuschrecken.

Doch es gibt auch positives zu vermelden: Seit in der Sahelzone wieder häufiger Regen fällt und sich auch zusätzlich eine neue Überwinterungstradition auf der Iberischen Halbinsel etabliert hat, erholt sich der Bestand der Westzieher langsam wieder.

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