Fakten
Der Einschlag des Nördlinger Ries-Asteroiden ist eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse der Erdgeschichte. Veraltet wird in hin und wieder von einem Meteroidenkrater gesprochen. Allerdings ist das kosmischen Geschoss, welches den Ries-Krater bildete, bei dem Aufprall vollständig verdampft, sodass man heute von einem Asteroid spricht.
Auswirkungen des Impakts
Nach geowissenschaftlichen Erkenntnissen hat sich diese gewaltige Katastrophe vor etwa 15 Millionen Jahren innerhalb weniger Minuten abgespielt. Beim Einschlag des Großasteroiden wurden etwa 150 -Quadratkilometer Gestein ausgeworfen. Bis in eine Entfernung von etwa 50 Kilometer wurden dabei die chaotisch durchmengten Gesteinstrümmer abgelagert. In wenigen Minuten haben diese sog. Bunten Trümmermassen bestehende Talformen aufgefüllt und eine gänzlich neue Landschaft von nahezu 7.000 Quadratkilometer Ausdehnung geschaffen. Im Umkreis von 100-Kilometern oder mehr war alles pflanzliche und tierische Leben bereits durch die enorme Druck- und Hitzewelle ausgelöscht worden.
Dieser Eingriff in die Landschaft Süddeutschlands bewirkte mit der Umleitung und dem Aufstauen zahlreicher Flüsse neue Landschaftsformen und ein stark verändertes Entwässerungsnetz. Im Krater selbst bildete sich ein abflussloser See (der sog. Ries-See), der überwiegend von Niederschlägen innerhalb des Kraters und seiner nächsten Umgebung gespeist wurde. Direkt nach dem Impaktereignis füllte sich der Krater zunächst durch sintflutartige Regenfälle. In das Riesbecken wälzten sich dabei mächtige Schlamm- und Schuttströme aus zusammengeschwemmten Gesteinstrümmern der Auswurfmassen. Leben gab es zu dieser Zeit in dem warmen, trüben und salzigen Ries-See nicht. Das Salz stammte aus den gelösten Mineralstoffen der Riestrümmermassen. Trotz der Verringerung des Salzgehaltes durch die Niederschläge blieb der See über längere Zeit ein Salz-(Soda-) See.
Bei dem, im Jungtertiär, herrschenden subtropisch-wechselfeuchten Klima hielten sich in der Folgezeit Niederschlag und Verdunstung in etwa die Waage. Die Wassertiefe war daher nie sehr groß. Zeitweise fiel der See auch trocken. Dies belegen Braunkohleablagerungen in den Seesedimenten.
Eine etwa 100 m mächtige Abfolge von Tonen und Mergeln, die z.T. Gipsausscheidungen und einen erhöhten Bitumengehalt aufweisen, dokumentiert diesen Abschnitt der Seeentwicklung. Eine Vielzahl von tierischen und pflanzlichen Lebewesen (Fische, Wasserschnecken, Muschelkrebschen, Algen, Hechtkraut und andere) war an das brackische Milieu angepasst.
Mit der Änderung zum humiden Klima entstand zunehmend ein Süßwassersee. Es entfaltete sich ein reiches Leben, u.a. mit Wasservögeln, Fischen, Schnecken, Muschelkrebschen, Algen und Seerosen sowie am Rand mit Schilf und Wasserkiefern. Im Bereich von Untiefen und im Randbereich des Sees bildeten sich dolomitische Kalksteine. Sie gehen auf aufsteigendes kalkreiches Grundwasser (Travertine) bzw. auf Wachstum von Algen zurück (Chladophoriteskalke).
Ursprünglich reichten die Ablagerungen des Ries-Sees mehr als 100 m über die heutige Riesebene. Der Krater war spätestens ab dem Obermiozän weitgehend aufgefüllt. Erst durch die Erosion während des Eiszeitalters wurde die heutige Kraterform wieder sichtbar.
Hier in aller Kürze einige Fakten dieses gigantischen Natur-Phänomens (Nach Pösges & Schieber).
Kriterium | Angaben |
---|---|
Kraterdurchmesser | ca. 24km |
Einschlagsgebiet | Grenzgebiet zwischen Schwäbischer- und Fränkischer Alb |
Einschlagszeit | vor ca. 15 Mio. Jahren |
Größe des Asteroiden | ca. 1km Durchmesser |
Impaktenergie | ca. 250.000 Hiroshima-Bomben |
Geschwindigkeit des Asteroiden | ca. 70.000km/h |
Maximaler Druck | 4 Mio. bar |
Maximale Temperatur | einige 10.000 Grad |
Höhe der Glutwolke | ca. 30km |
Bewegte Gesteinsmassen | ca. 1.000km3 |
Dauer des Kraterwachstums | 20 - 30 Sekunden |
Dauer der schnellen Bewegungen | wenige Minuten |
Tiefe des Kraters | 0,5 bis 4km |
Auswurfweite | Reutersche Blöcke bis 70km, Moldavite bis 400km |
Literatur
Pösges, G., & Schieber M. (2000): Das Rieskrater-Museum Nördlingen. Museumsführer und Empfehlungen zur Gestaltung eines Aufenthalts im Ries. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.